11 Fragen und Antworten : Was beim Einsatz von Schulhunden zu beachten ist
Schulhunde werden immer beliebter. Die besondere Wirkung, die Hunde im Einsatz an der Schule zeigen, ist unumstritten. Zahlreiche Studien nennen einen positiven Einfluss auf das Lernverhalten, Verantwortungsbewusstsein und die Motivation von Schülerinnen und Schülern im Kontakt mit den Tieren. Die 11 wichtigsten Fragen und Antworten zum Einsatz eines Schulhunds.
Häufig wirkt sich schon die reine Anwesenheit eines Hundes positiv auf Kinder und Jugendliche aus. Studien haben gezeigt, dass die Tiere Angst und Stress reduzieren. Dank ihres feinen Gespürs für Emotionen suchen Hunde intuitiv Kontakt zu Kindern in Stresssituationen.
Der Hund hat direkten Einfluss auf das Klassenklima und das soziale Verhalten von Schülerinnen und Schülern. Viele Kinder übernehmen gern Dienste für den Hund und sind bereit, Rücksicht zu nehmen. Empathiefähigkeit und Verantwortungsbewusstsein werden so „ganz nebenbei“ geschult. Viele Lehrkräfte beobachten außerdem einen Rückgang von Verhaltensauffälligkeiten.
Der Hund hat also nicht nur eine beruhigende, sogar tröstende Wirkung, sondern hilft auch introvertierten Kindern, aus sich herauszugehen. Die Sozialpädagogin Ricarda Bäcker, Teil des Leitungsteams des „Arbeitskreises Schulhund Berlin“, berichtet von einem Projekt zur Leseförderung. Kinder, die Schwierigkeiten beim Lesen hatten, zeigten in Anwesenheit des Tieres große Motivation und lasen der Hündin gerne vor. Auch im Rahmen anderer Projekte hat Bäcker erlebt, wie viel leichter es Kindern und Jugendlichen fällt, sich im Beisein ihrer Hündin zu öffnen.
Lehrkräfte sollten aber auch im Blick haben, dass manche Kinder ängstlich auf den neuen „Mitschüler“ reagieren können. Gespräche mit den Kindern und auch ihren Eltern vor dem ersten Einsatz des Schulhundes sind deshalb wichtig. Positive Erlebnisse mit dem Tier können dann aber schnell Veränderung bringen.
Ein Hund kann an der Schule auch einen aktiven Teil spielen. Bewusste Entspannungs- oder Bewegungspausen mit dem Hund sorgen für Abwechslung im Schulalltag und wirken sich positiv auf die Konzentrationsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler aus. Das Streicheln des Hundes reduziert nachgewiesen den Stresspegel.
Je nach pädagogischem Konzept sind unterschiedliche Aufgaben für den Schulhund denkbar. Häufig hilft er dabei, die Motivation der Schülerinnen und Schüler zu steigern. Dabei spielt Belohnung eine große Rolle. Wer im Unterricht gut mitgemacht hat, darf beispielsweise mit dem Hund spielen, ihn streicheln oder füttern. Beim aktiven Einsatz des Hundes sei zu beachten, dass der Hund frei entscheiden kann, welche Aufgaben er mitmachen möchte, rät Diplom-Pädagogin Ricarda Bäcker. Der Hund sollte nach seinen Stärken eingesetzt werden – deshalb sei eine Ausbildung so wichtig.
Anhand des Hundes lernen die Kinder einen respektvollen Umgang mit Tieren. Dabei können Regeln helfen, die in der Klasse besprochen werden.
Zu einem guten Schulhund-Konzept gehören auch Regeln, auf die sich die Schulgemeinschaft im Umgang mit dem Hund geeinigt hat. Dabei spielen Sicherheit, aber auch pädagogische Aspekte eine Rolle.
Die Regeln sollten Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler gemeinsam erarbeiten und besprechen. Je nach Einsatz des Hundes sind verschiedene Regeln denkbar wie:
- Der Hund sollte von der Seite ruhig begrüßt werden.
- Der Hund darf nicht, ohne vorher zu fragen, angefasst werden.
- Dem Hund darf nichts weggenommen werden.
- Wenn der Hund auf seinem Ruheplatz liegt, darf er nicht gestört werden.
- Nach dem Streicheln müssen die Hände gewaschen werden.
- Der Hund bestimmt, bei wem er sein möchte.
In Deutschland gibt es keine einheitlichen Richtlinien, die den Einsatz eines Hundes im Unterricht regeln. Lediglich die Richtlinien zur Sicherheit im Unterricht der Kultusministerkonferenz kann als offizielles Regelwerk dienen und gibt grundlegende Hinweise für Schulleitungen. Dabei sind Aspekte des Tierschutzes ebenso zu beachten wie regelmäßige Gesundheitschecks durch einen Tierarzt.
Die Kultusministerinnen und Kultusminister legen die Verantwortung ansonsten in die Hände der Schulleitungen. Das Konzept zum Einsatz eines Hundes wird also häufig von Pädagoginnen und Pädagogen, die ihren Hund mit in die Schule nehmen möchten, selbst formuliert und individuell mit den Schulleitungen und Eltern abgestimmt. Der Tierschutz empfiehlt außerdem eine maximale Einsatzzeit des Hundes von bis zu drei Malen pro Woche.
Pädagoginnen und Pädagogen können sich dem sogenannten „Schulhundweb“ anschließen – einem Onlineportal, auf dem sich Lehrkräfte vernetzen und transparent zeigen, nach welchen Qualitätsmerkmalen sie arbeiten – und mit ihren Schulleitungen eine Selbstverpflichtungserklärung unterzeichnen. Diese ist bis dato das einzige Qualitätssiegel für den Einsatz von Schulhunden.
Mit der Unterzeichnung verpflichten sich die Pädagoginnen und Pädagogen zu
- einer abgeschlossenen Grundausbildung (z. B. Hundeführerschein), die dem Hund Gehorsam bescheinigt sowie dem Hundeführer das Wissen bezüglich Neigung und Körpersprache des Tieres,
- einer Weiterbildung im Bereich „Hundegestützte Pädagogik“,
- regelmäßigen Fort- und Weiterbildungen von insgesamt 16 Stunden in zwei Jahren,
- einem Gesundheitsattest des Tierarztes,
- der Einrichtung eines für den Hund geeigneten Umfelds in der Schule,
- einem Konzept, das Rituale für den Hund und Regeln für die Schülerinnen und Schüler beinhaltet,
- einer Tierhaftpflichtversicherung.
Nicht jeder Hund ist für den Einsatz als Schulhund geeignet. Dabei spielt weniger die Hunderasse eine Rolle als vielmehr die Persönlichkeit des Vierbeiners. Ein ruhiges und freundliches Wesen, Verträglichkeit mit Kindern, geringe Geräuschempfindlichkeit und ein guter Grundgehorsam sind Kriterien, die ein Schulhund mitbringen sollte.
In der Regel raten Expertinnen und Experten, mit der Ausbildung zum Schulhund bis zur sozialen Reife des Tiers zu warten, die ein Hund im Alter von zwei bis drei Jahren erreicht. Welpen oder Junghunde können auf einen Einsatz als Schulhund vorbereitet werden, indem sie bereits früh in positiven Kontakt mit Menschen kommen.
Der Einsatz eines Schulhunds und die Erarbeitung eines Konzepts sollten mit der Schulleitung abgestimmt werden. Außerdem sind das Einverständnis der Sorgeberechtigten der Schülerinnen und Schüler über den Einsatz des Schulhunds einzuholen und mögliche Hundeängste oder auch Allergien abzufragen. Gegebenenfalls sollten auch die Schulaufsichtsbehörde, das Gesundheitsamt und das Veterinäramt benachrichtigt werden.
Die Hundeführerin oder der Hundeführer sollten sich außerdem über eine Tierhalterhaftpflichtversicherung informieren.
Hundehalterinnen und -halter kennen die regelmäßigen Untersuchungen beim Tierarzt. Bei einem Einsatz in der Schule sind sie besonders wichtig, um möglichen Übertragungen von Krankheiten vorzubeugen und außerdem die Eignung des Hundes zu bestätigen. Krankheit oder Schmerzen können nämlich zu einer Wesensveränderung des Tieres führen. Zu den Checks gehören Impfungen und eine Parasitenprophylaxe.
Auch für den Hund bedeutet der Einsatz in der Schule Arbeit. Er sollte daher einen geeigneten Rückzugsort haben, um sich ausruhen zu können. In die Vorbereitung auf den Einsatz eines Schulhunds gehört außerdem ein allgemeiner Hygieneplan, der auch die Pflege der Hundeutensilien beinhaltet. Außerdem sollte der Hund keinen Zugang zur Küche oder zu Lebensmitteln haben, und regelmäßiges Händewaschen sollte möglich sein.
Lehrerinnen und Lehrer schließen gemeinsam mit ihrem Hund eine Weiterbildung zum Mensch-Hund-Team ab. Darin lernen sie, wie sie das Tier in den Schulalltag einbinden, aber auch, wie sie die Signale ihres Hundes besser deuten können. Es gibt zahlreiche Weiterbildungen, im Schulhundweb und dem Qualitätsnetzwerk Schulhunde können interessierte Lehrkräfte Empfehlungen finden.
Sozialpädagogin Ricarda Bäcker, erfahren im Einsatz mit Schulhunden, empfiehlt, darauf zu achten, dass Trainer und Trainerinnen selbst praktische Erfahrung haben und versiert sind in tiergestützter Intervention. In der Regel gehören zur Ausbildung eine Grunderziehung – beispielsweise in Form des Hundeführerscheins – sowie eine 60-stündige Team-Weiterbildung.
Mehr als 450 Pädagoginnen und Pädagogen haben sich im Schulhundweb mit der Selbstverpflichtungserklärung registriert und vernetzen sich online und in regionalen Arbeitskreisen. Das Schulhundweb gilt als erste Anlaufstelle für interessierte Lehrkräfte. Hier können sie sich informieren und Kontakt zu einem Arbeitskreis in ihrer Region aufnehmen. In der Broschüre des Vereins „Qualitätsnetzwerk Schulbegleithunde“ finden Schulleitungen wichtige Hinweise zum Einsatz eines Schulhunds. Die Schulhundkonferenz 2020 findet am 1. und 2. Mai im nordrhein-westfälischen Warburg-Rimbeck statt.