Grundschule : Sollten Kinder eine Schreibschrift lernen?
Viele Schulen verzichten mittlerweile auf das Erlernen der verbundenen Ausgangsschrift – auch Schreibschrift genannt – und setzen stattdessen auf die Grundschrift, die auf den Druckbuchstaben basiert. Wie ist Ihre Meinung dazu?

Dass Kinder in der Grundschule Schreiben lernen sollen, ist unumstritten. Doch um das „Wie“ ist seit Jahren eine kontroverse Diskussion im Gange. Ein Grund für die Debatte sind die unterschiedlichen Vorgaben dazu in den Bundesländern. Viele Schulen verzichten mittlerweile auf das Erlernen der verbundenen Ausgangsschrift (Schreibschrift) und setzen stattdessen auf die Grundschrift, die auf den Druckbuchstaben basiert. Ohnehin lernen die Kinder in der Schule zuerst die Druckbuchstaben. Der zweite Schritt – das Erlernen der Schreibschrift – ist mühsam, zeitaufwendig und bringt aus der Sicht der Wissenschaft wenig. Die Bildungsstandards der KMK geben vor, dass Schülerinnen und Schüler eine individuelle „gute lesbare Handschrift flüssig schreiben”.
Welche Schreibschrift in der Grundschule?
Je nach Bundesland und Lehrkraft erlernen die Kinder in der Grundschule die Lateinische Ausgangsschrift, die Vereinfachte Ausgangsschrift, die Schulausgangsschrift oder die Grundschrift.
Was ist die Lateinische Ausgangsschrift (LA)?
Die Lateinische Ausgangsschrift wurde 1953 in Deutschland eingeführt. Die verschnörkelte Schrift mit vielen Drehrichtungswechseln vor allem bei den Großbuchstaben ist für viele Kinder schwer zu erlernen. Bei der Lateinischen Ausgangsschrift wird eine maximale Verbundenheit angestrebt.

Was ist die Vereinfachte Ausgangsschrift (VA)?
Die Vereinfachte Ausgangsschrift wurde 1969 entwickelt. Grundlage bietet die Lateinische Ausgangsschrift. Ziel war es, auf unnötige Schnörkel zu verzichten, um die Schrift einfacher erlernbar zu machen.


Was ist die Schulausgangsschrift (SAS)?
Die Schulausgangsschrift wurde 1968 in der DDR eingeführt, sie wird aber heute auch in eingen westlichen Bundesländern erlernt. Auch die Schulausgangsschrift ist eine vereinfachte Schreibschrift. Die Großbuchstaben orientieren sich an den Druckbuchstaben. Ziel war es, ohne den Umweg über die Druckschrift, von Anfang an eine Schreibschrift in der Grundschule zu erlernen
Was ist die Grundschrift?
Die Grundschrift wurde im Auftrag des Grundschulverbandes entwickelt und 2010 als Konzept vorgestellt. Ziel ist es, dass die Kinder aus den Druckbuchstaben eine individuelle, lesbare und flüssige Handschrift entwickeln. Nicht alle Buchstaben müssen dabei verbunden sein. Der Zwischenschritt über das Erlernen einer verbundenen Ausgangsschrift entfällt. In einigen Bundesländern wie Hamburg oder Bremen, können die Schulen auch die Grundschrift wählen.

Faktencheck Schreibschrift oder Tastatur?
Als wäre es nicht schwierig genug, zwischen den vier Varianten zu unterschieden, wird inzwischen auch diskutiert, ob es nicht sinnvoller wäre in der Grundschule zunächst das Schreiben mit der Tastatur zu erlernen. Schließlich machen viele Kinder schon vor der Einschulungen Erfahrungen mit der Tastatur. Dort könnte man beim Schreibenlernen in der Grundschule ansetzen.
Um die Debatte über den Stellenwert der Handschrift zu versachlichen, hat das Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache nun einen Faktencheck „Handschrift in der digitalisierten Welt“ veröffentlicht.
In einem Interview mit dem Schulportal sagte der Direktor des Mercator-Instituts, Michael Becker-Mrotzek dazu: „Die Schriftform macht keinen Unterschied. Das ist etwa so, als würden Sie fragen, ob das Schwimmenlernen mit roten oder blauen Schwimmflügeln besser gelingt.“ Die Schreibschrift sei auch nicht flüssiger als die Druckschrift.
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