Unterricht

Guter Unterricht – wie geht das? Wer Unterricht plant, muss viele Faktoren im Blick behalten.

Der Mix macht’s: Damit alle Schüler­innen und Schüler die für sie größt­möglichen Lern­erfolge erreichen, muss das Zusammen­spiel aus Förderung und Forderung stimmen. Am besten gelingt das in einem motivierenden Lern­klima und mit methodisch-didaktischen Ansätzen, die jeder Einzelnen, jedem Einzelnen gerecht werden. Die Rubrik „Unterricht“ zeigt Wege und Möglich­keiten auf, wie Lehrer­innen und Lehrer diese Voraus­setzungen schaffen können. Im Zentrum steht dabei immer das Geschehen direkt im Klassen­zimmer.

Guter Unterricht basiert vor allem auf drei Aspekten:

1. Erfolgreiche Klassenführung: Der Lernstoff muss klar strukturiert sein, die aktive Lernzeit wird effektiv genutzt. Es gibt verbindliche Regeln und Rituale im Unterricht und ein wirksames Verhalten bei Störungen.

2. Lernförderliche Umgebung: Eine lernförderliche Umgebung und ein lernförderlicher Unterricht basieren auf einer wertschätzenden Beziehung zwischen Lernenden und Lehrenden. Dazu gehört auch, dass sich beide Seiten wechselseitig Feedback geben. Wichtig ist außerdem eine positive Fehlerkultur.

3. Kognitive Aktivierung: Unterricht, der kognitiv aktivierend wirkt, ist darauf ausgerichtet, dass die Schülerinnen und Schüler die Lerninhalte verstehen und in der Lage sind, Schlussfolgerungen zu treffen. Sie werden mit herausfordernden Inhalten konfrontiert, zugleich aber knüpft der Unterricht an ihr Vorwissen und ihre Erfahrungswelt an.

Welche Methoden im Unterricht sinnvoll sind, hängt auch von den Unterrichtsfächern ab: Die Vermittlung von Lerninhalten erfordert in Deutsch andere didaktische Zugänge als in Mathematik. Gleichzeitig spielt fächerübergreifender Unterricht eine immer größere Rolle.

Zum Komplex Unterricht gehört letztlich auch die Frage der Leistungskontrolle und Leistungsbewertung. Wie sollen zum Beispiel Klassenarbeiten in einem nach Leistungsniveau differenzierten Unterricht aussehen?

Ein Thema, das seit Beginn der Corona-Pandemie stark an Bedeutung gewonnen hat, ist der Distanzunterricht. Wochenlang wurde er 2020 und 2021 zum Regelunterricht. Wie lässt sich ein guter Unterricht gestalten, wenn die Lehrkraft sowie Schülerinnen und Schüler nicht in einem Raum sind?

 

Unterrichtsmethoden
Es gibt eine Vielzahl an Prinzipien, auf denen Unterricht aufbauen kann. Guter Unterricht setzt meist nicht auf eine Methode allein, sondern verknüpft Methoden so, dass sie für die Schülerschaft eine bestmögliche Lernstruktur schaffen. Zum Beispiel durch

  • Dialogisches Lernen: Beim Dialogischen Lernen haben die Lernenden eine viel aktivere Rolle und bringen sich mehr ein als beim klassischen Frontalunterricht. Sie entwickeln den Unterricht mit ihren Beiträgen weiter. Kommunikation steht hier im Vordergrund. Die Lehrkräfte haben eher die Rolle von Moderatorinnen und Moderatoren. Diese Methode unterstützt auch, dass Schülerinnen und Schüler selbst in die Rolle von Lehrkräften schlüpfen.
  • Differenzierung: Nicht alle Kinder einer Klasse haben den gleichen Lernstand und die gleichen Lernvoraussetzungen. Ein Unterricht, bei dem alle das Gleiche in der gleichen Zeit lernen, wird dem nicht gerecht. Viele Unterrichtsmethoden zielen daher auf eine Binnendifferenzierung. So können Kinder ihren individuellen Stärken entsprechend auch gefördert werden. Eine Form der externen Differenzierung ist das Drehtürmodell. Dabei verlassen besonders talentierte Schülerinnen und Schüler zeitweise den Unterricht ihrer Klasse, um an einem anderen Ort zum Beispiel ein zusätzliches Fach zu lernen.
  • Selbstgesteuertes Lernen: Schülerinnen und Schüler übernehmen Verantwortung für ihren eigenen Lernprozess und gestalten ihren Lernweg aktiv mit. Viele Schulen haben Instrumente entwickelt, die Kindern und Jugendlichen helfen, ihr Lernen selbst zu planen und zu reflektieren. Lehrkräfte unterstützen und begleiten sie darin. Voraussetzung für das Gelingen ist ein stabile pädagogische Beziehung.

 

Kompetenzen
Um Unterrichtsinhalte adäquat und zielgruppengerecht zu vermitteln, bedarf es unterschiedlicher Methoden. Was sich im Unterricht am besten eignet, hängt auch vom jeweiligen Fach und vom Alter der Schülerinnen und Schüler ab.

Schülerinnen und Schüler erwerben im Unterricht sowohl überfachliche als auch fachbezogene Kompetenzen:

  • Lesen: Die Lesefähigkeit ist eine Kompetenz, die für den gesamten Lernprozess von großer Bedeutung ist. Die PISA-Studie 2018 hat gezeigt, dass in Deutschland 20 Prozent der Jugendlichen in der 9. Klasse nicht richtig lesen können. Wie muss also der Unterricht gestaltet sein, damit sich die Lesekompetenz verbessert? Wie gestalten Länder den Unterricht, die in der jüngsten PISA-Studie besser abgeschnitten haben?
  • Schreiben: In der Schuleingangsphase ist neben dem Lesen vor allem das Schreiben ein großes Thema. Welcher didaktische Weg hier am besten zum Kompetenzerwerb führt, ist seit Jahren umstritten Schreiben nach Gehör ist eine Unterrichtsmethode, die von Anfang an umstritten war und inzwischen vielerorts wieder abgeschafft wurde. Auch bei der Frage, ob Grundschulkinder im Deutschunterricht heute noch immer Schreibschrift lernen sollten, herrscht Uneinigkeit.
  • Mathematik: Immer wieder in der Diskussion ist auch der Mathematikunterricht. Der IQB-Bildungstrend 2018 hat gezeigt, dass ein Viertel der Jugendlichen in der 9. Klasse an den Mindeststandards in Mathematik scheitert. Wie kann ein guter Unterricht hier gegensteuern? Mathematik hat oft nur wenig Alltagsbezug, viele Kinder erkennen daher gar nicht, wieso sie Mathe überhaupt lernen sollen. Häufig wird Mathematik zu einem Angstfach, Kinder werden dann im Unterricht gar nicht mehr erreicht. Erfreulich ist, dass es neue Wege im Mathematikunterricht gibt: Forschendes Lernen kann zum Beispiel den Unterricht bereichern.

 

Leistungsdiagnose und Leistungsbewertung
Zum Unterricht gehört auch, den Lernstand der Schülerinnen und Schüler zu erheben. Die Leistungsdiagnose im Unterricht hilft dabei, Stärken und Schwächen der Schülerinnen und Schüler festzustellen, um darauf dann entsprechend im Unterricht zu reagieren. Leistungsbewertungen ermöglichen auch eine Vergleichbarkeit zwischen Kindern in einer Klasse, in einem Jahrgang und zwischen verschiedenen Schulen. Sie können dann wiederum Basis für die weitere Unterrichts- und Schulentwicklung sein. Bei der Feststellung des Lernstands gibt es heute viele Alternativen zu Klassenarbeiten und Tests, zum Beispiel verschiedene Dokumentationsformen des Lernfortschritts, Lernentwicklungsgespräche oder Portfolios. Ebenso vielfältig ist auch das Instrumentarium zur Leistungsbewertung. Es reicht von der klassischen Notengebung bis hin zu lernförderlichen, zeitgemäßen Formaten, die ganz ohne Noten auskommen.

 

Distanzunterricht
Während der Corona-Pandemie waren die Schulen gezwungen, Formate für einen guten Distanzunterricht zu entwickeln. Eine wirkliche Alternative zum Präsenzunterricht ist der Distanzunterricht allerdings bislang nur an wenigen Schulen. Das zeigen auch die beiden Forsa-Umfragen „Das Deutsche Schulbarometer Spezial“ zum Fernunterricht, die die Robert Bosch Stiftung in Kooperation mit dem ZEIT Verlag im April 2020 und im Dezember 2020 durchgeführt haben.

Auf jeden Fall hat die Corona-Pandemie aber den Einsatz von digitalen Medien im Unterricht vorangebracht. Lernplattformen, Erklärvideos oder Apps bieten neue Möglichkeiten für den Unterricht. Jetzt kommt es darauf an, diese Tools so einzusetzen, dass sie den Unterricht auch über die Corona-Krise hinaus verbessern.

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