Pädagogik : Guter Unterricht braucht Beziehungen
Viele Lehrerinnen und Lehrer sind gezwungen, sich täglich mit Unterrichtsstörungen auseinanderzusetzen. Für Autor Marcus Damm ist das kein Grund, sich mit diesem weit verbreiteten Phänomen abzufinden. Im Gegenteil: In seinem neuen Buch „Guter Unterricht braucht Beziehungen“ plädiert er dafür, die Konflikte und Widerstände, die das Miteinander im Schulalltag beeinflussen, zu verstehen und aufzulösen.
„Wollen wir mal gegeneinander Armdrücken?“ Oder: „Ich boxe im Verein – wollen Sie mal gegen mich antreten?“. Mit Fragen wie diesen hatte Schüler Marek immer wieder versucht, seinen Lehrer Marcus Damm herauszufordern. Doch der konterte stets mit der richtigen Portion Empathie und nahm so gleich den Wind aus den Segeln: „Ach Marek, da hätte ich doch keine Chance, schau dir mal deinen Bizeps an. Wo läge da der Sinn?“ Nach vier Wochen brach das Eis zwischen den beiden: Marek fragte seinen Lehrer, ob er an einer geplanten Schlägerei teilnehmen soll. Marcus Damm hörte aktiv zu und sein Schüler fand eine Lösung für seinen Konflikt. Ab sofort arbeiteten die beiden auf einer gut funktionierenden Beziehungsebene miteinander, Mareks Konkurrenzdenken war passé.
Marcus Damm hat in den letzten Jahren viele Schülerinnen und Schüler getroffen, die ihn herausgefordert haben. Er ist seit mehr als 14 Jahren Berufsschullehrer an der Anna-Freud-Schule im baden-württembergischen Ludwigshafen und Autor des neuen Fachbuchs „Guter Unterricht braucht Beziehungen“.
Schon nach dem ersten Satz ist klar, worauf Marcus Damm mit seiner Veröffentlichung hinauswill: „Der Lehrerberuf ist ein Beziehungsberuf“. Doch wie schafft es der Lehrer oder die Lehrerin, individuelle Beziehungen aufzubauen? Wie sieht erfolgreiches Classroom-Management aus? Was müssen Lehrkräfte über „Psychologie im Klassenraum“ wissen? Und wie geht man als Lehrkraft am besten mit verhaltensauffälligen Jugendlichen um? Fragen, die Marcus Damm selbst lange umtrieben – und deren Antworten er nach intensiver Beschäftigung mit dem Thema und jahrelanger Praxiserfahrung gefunden hat und nun in seinem Buch teilt.
Mit vielen Fallbeispielen, individuellen Strategien und erprobten Methoden zeigt Marcus Damm, wie es Lehrerinnen und Lehrern gelingen kann, Beziehungen aufzubauen, Grenzen zu setzen, auch mal loszulassen sowie die Beziehungsqualität zwischen Lehrkraft und Schülerschaft nachhaltig zu stärken. Er verspricht: Nach der Lektüre werden „Sie über einzelne Schüler, Kollegen oder den Unterrichtsalltag insgesamt häufiger und vor allem anders nachdenken.“
Auf einen Blick
Marcus Damm: „Guter Unterricht braucht Beziehungen. Schemapädagogik – ein Ansatz zum Umgang mit verhaltensauffälligen Schülern“, Kallmeyer, Seelze, 200 Seiten, 25 Euro. Erschienen im Juli 2018.
Zur Person
- Autor und Studienrat Marcus Damm bildet Lehrerinnen und Lehrer aller Schulformen fort.
- An der Anna-Freud-Schule in Ludwigshafen unterrichtet er die Fächer Pädagogik, Psychologie und Ethik.
- Er veröffentlichte bereits Publikationen zu den Themen Psychotherapie, Persönlichkeitsstörungen, Neuropsychologie und Schemapädagogik.