App-Tipp

Hybrider Unterricht : „Anton“ als Differenzierungstool in der Sekundarstufe I

Die Digitalisierung bringt viele Möglichkeiten für Lehrerinnen und Lehrer, ihren Unterricht neu zu gestalten, kreativer zu werden und sich effizienter zu organisieren. Das Angebot ist groß. Allein fällt es vielen Lehrkräften jedoch schwer, sich im Dschungel der digitalen Anwendungen zu orientieren. Das Schulportal hat Leserinnen und Leser über Facebook und Twitter nach ihren Empfehlungen gefragt. Anja Färber arbeitet als Lehrerin für Sonderpädagogik in dem „Schulmüdenprojekt“ einer Jugendwerkstatt, die Jugendliche auf dem Weg zum Hauptschulabschluss nach Klasse 9 begleitet. Nicht alle ihrer Schülerinnen und Schüler konnten während des Lockdowns die Anforderungen des Homeschoolings erfüllen. Es fehlten zum Teil technische und häusliche Unterstützung. Mit der Lern-App „Anton“ haben Frau Färber und ihre Klasse in dieser Zeit positive Erfahrungen gemacht.

Es gibt eine Vielzahl an Apps für die Schule. Doch wie erkennen Lehrkräfte, was eine gute App ausmacht und welche Anwendung tatsächlich nützlich ist? Das Schulportal gibt hier einen Überblick.

©Pia Bublies

Was bietet das Programm?

Anton“ bietet Übungen aus den Kernlernplänen Klasse 1 bis 10; die Auswahl wächst fortlaufend. Durch eigenes Zusammenstellen der Aufgaben und Lerngruppen kann die Lehrkraft individuell auf die Schüler:innen eingehen und den Lernstand aller Mitglieder einsehen. Somit behält sie die volle Kontrolle, ob und wie lange gearbeitet wurde und wer noch weitere Hilfestellungen benötigt. Die Abschlusstests der jeweiligen Lektionen können auch zur Notengebung genutzt werden.

Wie kann das Programm im Unterricht und für die Unterrichtsplanung genutzt werden?

Jede:r Schüler:in erhält einen Avatar und ein Passwort, um sich einzuloggen. Die Lehrkraft kann ihrerseits einen QR-Code generieren und ihn im Klassenraum aufbewahren, falls die Daten mal verloren gehen. Sie administriert außerdem die Gruppen innerhalb der App und kann neue Personen hinzufügen.

Die Schüler:innen bearbeiten die Aufgaben mit ihren Smartphones. Innerhalb der Gruppen finden auch Schüler:innen mit Lernschwierigkeiten einfach die aktuellen Aufgaben, die sie bearbeiten sollen. Sie können sich außerdem die Aufgaben vorlesen lassen, was vor allem die Schüler:innen mit einer Lese-Rechtschreib-Schwäche und wenig Deutschkenntnissen sehr begrüßen. Jede Aufgabe wird sofort kontrolliert, und die Schüler:innen erhalten ein Feedback. Es besteht die Möglichkeit, jeden Übungsblock sowie den Test beliebig oft zu wiederholen. Für bearbeitete Aufgaben erhalten die Schüler:innen Belohnungsmünzen und können diese in Spiele innerhalb der Lern-App einlösen.

Wieso würden Sie die Anwendung weiterempfehlen?

„Die Schüler:innen meiner Klasse“, schreibt Anja Färber, „kamen mit hohem Schulfrust im ,Schulmüdenprojekt‘ an. Die ,Anton‘-App erlaubt ihnen das Nutzen des eigenen vertrauten Smartphones, und inzwischen ist die Lernmotivation deutlich gestiegen.“ Sie berichtet, dass einige Schüler:innen die Lern-App mittlerweile als Zeitvertreib auf der Bahnfahrt oder in der Pause nutzen: „Die Hausaufgaben werden so häufiger erledigt, weil die Schüler:innen ihr Smartphone immer bei sich tragen. Besonders erwähnenswert: Die Teilnehmer:innen mit Depression schaffen nicht immer den Weg ins Projekt – aber kleinere Aufgaben in der Anton-App von zu Hause aus. Dadurch fühlen sie sich nicht ganz so abgehängt und zeigen trotzdem Leistungen, die ich bewerten kann.“

Für Sprachanfänger:innen ist die App ebenso geeignet wie für leistungsstärkere Schüler:innen, die ihre Aufgaben selbstständig und im eigenen Tempo erarbeiten können. Mithilfe der Lern-App gewinnt die Lehrkraft Zeit für die Kleingruppen- und Einzelförderung, während alle anderen an ihren Aufgaben arbeiten. Die „Reports“, eine Zusammenfassung zum Fortschritt der Schüler:innen, ermöglichen einen schnellen Überblick über den Lernstand der gesamten Klasse. Insgesamt gibt es unterschiedliche Übungsformate, die Abwechslung in den Unterricht bringen.

Auf einen Blick

Wofür kann man die Anton App nutzen?

Üben, Wiederholen, Vertiefen für die Klassen 1 bis 10 in Mathematik, Deutsch, DaZ, Englisch, Biologie, Sachunterricht und Musik.

Wie viel kostet die Anton App?

Die Lern-App ist auch für Einzeluser kostenlos.

Ausstattung

Das Tool lässt sich problemlos mit einem digitalen Endgerät nutzen.

Bei den App-Tipps handelt es sich um Empfehlungen von Lehrkräften für Lehrkräfte. Das Deutsche Schulportal hat diese nicht mit Blick auf die aktuellen DSGVO-Richtlinien geprüft. Wenn Sie die App an Ihrer Schule einsetzen möchten, wenden Sie sich am besten an die zuständige Schulbehörde für eine datenschutzrechtliche Beurteilung.

Zur Person

  • Anja Färber arbeitet und berät als Lehrerin für Sonderpädagogik seit 20 Jahren in sogenannten Brennpunktschulen und ist immer wieder auf der Suche nach guten Ideen für partizipativen inklusiven Unterricht.
  • Zurzeit arbeitet sie an einer Hauptschule sowie in einer Jugendwerkstatt in Köln.
  • Zusätzlich coacht und berät sie Lehrer:innen und Kolleg:innen deutschlandweit zu herausfordernden Situationen im Schulalltag.