Generationenwechsel : „Nachfolger brauchen ein breites Kreuz“

Eine erfolgreiche Übergabe der Schulleitung an die Nachfolge ist auch an Preisträgerschulen des Deutschen Schulpreises kein Selbstläufer. Mit einem neuen Coaching-Angebot unterstützt die Deutsche Schulakademie deshalb Schulen aus dem Netzwerk dabei, den Generationenwechsel in der Führung kompetent und erfolgreich zu gestalten. Das Schulportal hat mit Maja Dammann gesprochen, die das Coaching durchführt.

Hände von verschiedenen Personen übergeben Unterlagen am Schreibtisch
Bei der Übergage der Schulleitung an eine Nachfolgerin oder an einen Nachfolger gibt es viele Stolpersteine.
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Schulportal: Frau Dammann, Nachfolgerinnen und Nachfolger in der Schulleitung an Preisträgerschulen treten in große Fußstapfen, schließlich hat der Vorgänger oder die Vorgängerin den Deutschen Schulpreis gewonnen. Die Neuen übernehmen also die Leitung einer Schule, die für ihre besonderen Konzepte ausgezeichnet wurden. Wie gehen sie damit um?
Maja Damann:
Wir wissen, dass in einem Zeitraum von etwa sieben Jahren Strukturen, Personen, Verantwortlichkeiten und Aufgaben generellen Wechseln unterzogen sind. Es kommen neue Generationen von Schülerinnen und Schülern und neue bildungspolitische Aufgaben wie die Inklusion. Auch die Konzepte der Preisträgerschulen müssen weiterentwickelt werden. Es geht deshalb im Kern um die Bewahrung von Prinzipien und Strukturen auf der einen Seite und die Gewährung von Freiräumen auf der anderen Seite. Die Neuen können ja nicht als pure Erfüllungsgehilfen einer alten Idee fungieren, sie brauchen Räume, in deren Rahmen sie selbst neu denken können. Diese Balance zu halten ist die zentrale Aufgabe in dieser Übergangsphase.
Wichtig ist, dass sich neue Schulleitungen ausreichend Zeit nehmen, um das System genau kennen zu lernen. Ich empfehle ihnen, in den ersten 100 Tagen keine grundsätzlichen Entscheidungen zu treffen. Das ist eine Herausforderung, denn neue Schulleitungen wollen oft ganz schnell Entscheidungen fällen, ohne dass sie wissen, wie sich diese auf das System auswirken – und es gibt auch entsprechende Erwartungen von außen. Im Zweifel sollten die Entscheidungen dann besser verschoben werden.

Für Menschen, die zum ersten Mal in einer Leitungsfunktion agieren, ist die Allparteilichkeit oft eine Herausforderung.

Welche Stolpersteine besprechen Sie im Coaching mit neuen Schulleitungen?
Für Menschen, die zum ersten Mal in einer Leitungsfunktion agieren, ist die Allparteilichkeit oft eine Herausforderung. Neue Schulleitungen müssen von Anfang an deutlich machen, dass sie keiner einzelnen Gruppe verpflichtet sind, sondern einzig und allein gelingenden Lern- und Erziehungsprozessen. Führungskräfte brauchen an dieser Stelle ein breites Kreuz, um die vielen Vorschläge, die aus allen Ecken an sie herangetragen werden, elastisch zu handhaben. Niemanden vor den Kopf zu stoßen und gleichzeitig Kurs zu halten, das ist eine Herausforderung.
Als neue Schulleitung bekommt man auch oft Angebote aller Art von Berichten über Dritte. Auf diese indirekte Kommunikation sollten sich die Neuen gar nicht erst einlassen, denn das ist ein Himmelfahrtskommando.

Wie gelingt es neuen Schulleitungen, in diesem Spannungsfeld zu ihrer Rolle zu finden?
Neue Schulleitungen an Preisträgerschulen müssen ihre Person, ihre Haltung und ihre Führungsrolle sehr transparent leben. Sie müssen klar kommunizieren, von welchen Überzeugungen sie getragen werden. Das Maß an verbindender Kommunikation ist an Preisträgerschulen höher als an anderen Schulen, da komplexere Sachverhalte und anspruchsvollere Akteure zusammengebunden werden müssen. Denn der Schulpreis macht ja etwas mit der Schule: die Lehrkräfte haben ein hohes Selbstbewusstsein und eine hohe Selbstwirksamkeitsüberzeugung. Der Anspruch an die Führung ist hier sehr groß, auch von Seiten der Eltern und der Schülerschaft.

Mehr zum Thema

  • Das Coaching für neue Schulleitungen ist ein neues Angebot der Deutschen Schulakademie für das Netzwerk der Preisträgerschulen.
  • Die Anregung zu diesem Coaching kam aus dem Netzwerk der Schulen selbst. Es werden dabei Anliegen und konkrete Fragestellungen bearbeitet, die die Schulen selbst einbringen.
  • Es gibt einen Erfahrungsaustausch zu bestimmten Fragen und die Sachverhalte werden aus den verschiedenen Blickwinkeln der Beteiligten betrachtet.