Hessen : Leitfaden zum Umgang mit Rassismus und Mobbing
Rassistische und antisemitische Äußerungen von Schülerinnen und Schülern, Mobbing oder Lehrkräfte, die bedroht werden. Solche Fälle sind im Schulalltag häufiger geworden. Ein Leitfaden gibt Lehrerinnen und Lehrern Tipps an die Hand, wie sie gegensteuern können.

Hessen unterstützt seine Lehrkräfte beim Umgang mit extremistischer Propaganda, Hetze im Netz oder antisemitischen Parolen auf dem Schulhof. In einem neuen Leitfaden geht es unter anderem um die Frage, wie an den Schulen pädagogisch auf Rassismus, Diskriminierung oder Mobbing reagiert werden sollte. Kultusminister Alexander Lorz (CDU) stellte die Handreichung „Grundrechtsklarheit, Wertevermittlung, Demokratieerziehung“ am 16. Mai in Wiesbaden vor.
Die 125 Seiten starke Broschüre wurde von Expertinnen und Experten der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn entwickelt. „Wertevermittlung, Demokratieerziehung und ein solides Verständnis der Grundrechte sind seit jeher feste Bestandteile hessischer Bildungspolitik“, sagte Lorz. Allerdings könne die Wertevermittlung über das Elternhaus nicht mehr in gleicher Form vorausgesetzt werden wie früher.
Der Politikprofessor Tilman Mayer von der Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn ergänzte, dass ein „gewisser Standard an Verhaltensweisen“ oft nicht mehr in den Elternhäusern eingeübt werde. Unter anderem müssten Schülerinnen und Schüler lernen, auch Meinungen zu akzeptieren, die der eigenen Auffassung entgegenstehen.
„Die Grundlagen müssen möglichst früh gelegt werden“, sagte Lorz. Klar sei aber auch, dass Lehrkräfte parteipolitisch neutral sein müssen und ihre Schülerinnen und Schüler nicht in eine Meinung hineindrängen dürften. Allerdings müssten Grundwerte und Demokratie uneingeschränkt verteidigt werden.
Rassismus und Mobbing sollten nicht verschwiegen werden
Im Leitfaden werden zu rund einem Dutzend Themen zahlreiche Beispiele aus der Schulpraxis genannt – etwa das verfassungswidrige Symbole auf dem Schulhof auftauchen. Hier raten die Expertinnen und Experten dazu, diese Propaganda keineswegs zu verharmlosen oder zu verschweigen. Unter Umständen müsse Strafanzeige gestellt werden. Außerdem sollte das Thema Extremismus gut vorbereitet und womöglich mit der Unterstützung externer Fachleute im Unterricht behandelt werden.
„Dabei darf die Sorge um das Image der Schule keine Ursache dafür sein, dass Rassismus und Antisemitismus an Schulen nicht offen angesprochen werden“, heißt es in der Broschüre. Die Lehrerinnen und Lehrer sollten auch eine Sensibilität für Sprache und Zeichen entwickeln – um verdeckten Rassismus „entschlüsseln“ zu können. „Unsere Handreichung richtet sich explizit an alle Lehrkräfte, denn Rassismus, Ausgrenzung und Judenfeindlichkeit machen nicht vor der Sporthalle oder dem Chemieraum Halt“, erklärte Lorz.
dpa