Nachhaltiger Schulbau : Eine Schule ganz aus Holz

Die 35. Grundschule in Berlin-Lichtenberg wurde in Holzmodulbauweise errichtet. Das geht schnell und ist nachhaltig — ein Grund dafür, dass das Gebäude auf der Berliner Schulbaumesse am 10. September als gutes Beispiel vorgestellt wird.

Grundschule Sewanstraße von außen
Der Neubau der Grundschule Sewanstrasse 43 in Berlin wurde in Holzmodulbauweise errichtet.
©Thomas Mayer

Der erste Eindruck stimmt fröhlich— es ist hell, weiträumig und bunt. Doch nicht nur das: Wer die 35. Grundschule an der Lichtenberger Sewanstraße zum ersten Mal betritt, möchte am liebsten immerzu mit den Fingern an den Flurwänden entlangstreichen. Die sind aus weiß lasiertem Holz, das fühlt sich weich an und warm und strahlt Geborgenheit aus.

Holz strahlt Wärme aus und ist ein guter Schallschutz

Die Schule ist komplett aus Holz gefertigt und wurde im Februar dieses Jahres in Betrieb genommen. Noch beherbergt sie erst 120 Schülerinnen und Schüler.

Florian Dettmer, Schulleiter der Grundschule Sewanstraße in Berlin.
©Regina Köhler

Schulleiter Florian Dettmer ist stolz auf das neue Schulhaus. Die Schülerinnen und Schüler wie auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter würden sich wertgeschätzt fühlen, in so einem Haus lernen und arbeiten zu können, sagt er. Dettmer ist begeistert vom Material: „Das Holz strahlt Wärme aus und ist gleichzeitig ein guter Schallschutz.“ Schön seien auch die großen Fenster in allen Räumen und die breiten verschiedenfarbigen Flure, in denen mehrere Sitzecken zum Arbeiten und Ausruhen einladen.

Das Besondere am neuen Schulhaus ist nicht nur das Material, sondern auch die Bauweise. Das Gebäude ist aus Holzmodulen zusammengesetzt. Architekt Andreas Krawczyk sagt, man könne sich das vorstellen wie bei einem Ikea-Regal. Die Einzelteile, zu 90 Prozent vorgefertigt, werden angeliefert und vor Ort zusammengesetzt. „Wir arbeiten mit relativ großen Formaten, was eine extreme Reduzierung der einzelnen Teile bedeutet.“ Auch der Bauablauf sei anders.

Der Rohstoff wächst in nur einer halben Stunde nach

Gebaut wird in Segmenten, die jeweils vom Erdgeschoss bis in das dritte Obergeschoss hochgezogen werden. Das geht schneller, als wenn man auf herkömmliche Art bauen würde. „Wir haben im November 2017 mit der Planung begonnen, zweieinhalb Jahre später konnten wir das Gebäude übergeben“, erzählt Krawczyk. Insgesamt seien 2.600 Kubikmeter Konstruktionsholz verbaut. „Diese Rohstoffmenge wächst in Deutschland in einer halben Stunde nach“, so der Architekt. Das erkläre die Nachhaltigkeit des Bauwerkes.

Nachhaltig und schnell — die Schule ist ein Modell dafür, wie künftig gebaut werden kann. Der Hamburger Cubus Medien Verlag, der in Berlin zum dritten Mal eine Schulbaumesse veranstaltet, hat das Gebäude deshalb als gelungenes Praxis-Beispiel ausgewählt.

Sitzecke mit runden Tischen und Bänken
Auf den Fluren gibt es Sitzecken für Gruppenarbeiten oder zum Ausruhen.
©Regina Köhler

Sabine Natebus, Sprecherin des Cubus Medien Verlages, sagt, dass nachhaltiges und schnelles Bauen von Schulen und Schulergänzungsbauten in Berlin aufgrund der wachsenden Schülerzahl ein großes Thema sei. „Holzbauten spielen dabei eine besondere Rolle.“ Am 10. September können interessierte Messeteilnehmerinnen und -teilnehmer die Schule bei einem Termin vor Ort besuchen und sich darüber informieren, wie die Holzmodulbauweise in der Praxis funktioniert.

Schulen aus Holz sind sehr robust

Treppenhaus
Gebaut wird in Segmenten, die jeweils vom Erdgeschoss bis in das dritte Obergeschoss hochgezogen werden.
©Regina Köhler

Das Architekturbüro NKBAK von Nicole Kerstin Berganski und Andreas Krawczyk hat bereits mehrere Schulen in Holzbauweise errichtet. „Unsere erste Holzschule haben wir vor fünf Jahren in Frankfurt am Main gebaut“, sagt Krawczyk. Die Schülerinnen und Schüler würden sich sehr wohlfühlen in dem Gebäude, bislang sei nichts zerstört oder kaputt gemacht worden. Auch habe sich gezeigt, dass das Schulhaus sehr robust ist. „Es muss nicht alle paar Jahre gestrichen werden. Holz altert mit Patina, wird nicht dreckig.“

Und noch einen entscheidenden Vorteil gibt es: Das gesamte Gebäude lasse sich leicht wieder auseinanderschrauben, sollte es nicht mehr gebraucht werden, so Krawczyk.

Die Schülerinnen und Schüler passen auf ihre neue Schule auf

Schulleiter Florian Dettmer kann die Erfahrungen der Frankfurter nur bestätigen. „Unsere Schülerinnen und Schüler wertschätzen ihr Schulhaus und achten darauf, dass nichts kaputt geht oder beschmiert wird“, sagt er. Ein spezielles pädagogisches Konzept habe seine Schule noch nicht. „Wir haben ja erst im Februar hier angefangen, dann kam Corona“, sagt Dettmer. In den kommenden Monaten wird er gemeinsam mit seinem Kollegium einen Schulschwerpunkt entwickeln. Die Möglichkeiten sind vielfältig, zumal es neben gut ausgestatteten Kunst- und Musikräumen eine Lehrküche sowie eine Holzwerkstatt gibt. Außerdem einen Nawi- und einen Computerraum sowie mehrere verschieden große Teilungsräume.

Ist der Schulleiter wunschlos glücklich? Dettmer lacht. Es gebe nicht viel zu beanstanden, sagt er. Ein Problem benennt er dann aber doch. „Wir haben zu wenig Waschbecken. Gerade jetzt, wo sich die Schülerinnen und Schüler öfter die Hände waschen müssen, ist das ein Manko.“ Dennoch habe man inzwischen bei der möglichst effizienten Nutzung der vorhandenen Waschbecken eine ganz gute Routine entwickelt, so Dettmer.

Noch sind viele Bauarbeiter auf dem Schulgelände unterwegs. Der Außenbereich wird gerade angelegt. Rund um die ebenfalls neue Turnhalle — auch sie ist aus Holz, aber mit Alublech verkleidet — entsteht eine 50-Meter-Bahn. Die Weitsprunganlage ist bereits fertig. Auch eines von mehreren geplanten großen Hochbeeten steht schon. Darin werden Bäume wachsen, die für Schatten sorgen. „Im kommenden Frühjahr sollen dann auch unser Spielplatz sowie ein Fußballfeld fertig sein“, sagt Florian Dettmer.

Lehrküche mit Arbeitsplatten
Auch eine Lehrküche gehört zur Ausstattung der neuen Grundschule Sewanstraße.
©Regina Köhler

Architekt Andreas Krawczyk hofft, dass der Holzbau Schule macht. „Die Bauweise sollte unbedingt auch auf den Wohnungsbau übertragen werden“, meint er.

Auf einen Blick

  • Am 9. und 10. September findet in Berlin die 3. SCHULBAU Messe & Salon statt. Veranstaltet wird die Messe vom Cubus Medien Verlag im Loewe Saal, Wiebestraße 42, 10553 Berlin.
  • Schwerpunkt ist das schnelle und nachhaltige Bauen von Schulen und Schulergänzungsbauten, wobei die Holzbauweise im Mittelpunkt steht.
  • Die Veranstaltungen können vor Ort besucht oder im Livestream verfolgt werden.
  • Tickets gibt es nur online, auch am 9. und 10. September noch. Das Einzelticket kostet 58,49 Euro für beide Tage und 29,24 Euro für einen Tag, für Lehrkräfte kostet das Ticket ermäßigt 14,62 Euro pro Tag.