Deutscher Schulpreis : Die 15 besten Schulen 2019 im Kurzporträt – Teil III
15 herausragende Schulen sind für den Deutschen Schulpreis 2019 nominiert. Sie alle haben die Jury bei ihren Schulbesuchen in den sechs Qualitätsbereichen des Schulpreises überzeugt. Was sind das für Schulen, wodurch zeichnen sie sich aus, welche Herausforderungen haben sie zu bewältigen, und was können andere Schulen dort lernen? In loser und zufällig ausgewählter Folge stellen wir jeweils drei für den Deutschen Schulpreis 2019 nominierte Schulen in Steckbriefen vor. In diesem Teil geht es um die Kurfürst-Moritz-Schule in Moritzburg in Sachsen, die Friedrich Wilhelm Murnau-Gesamtschule in Bielefeld und die Gemeinschaftsgrundschule Kettelerschule in Bonn, beide in Nordrhein-Westfalen.
Kurfürst-Moritz-Schule
Das ist die Schulgemeinschaft: Die Kurfürst-Moritz-Schule im sächsischen Moritzburg hat sich mit ihren knapp 500 Schülerinnen und Schülern das Motto „Schulerfolg für alle“ zum Ziel gesetzt. Der Oberschule mit musischer Profilierung ist es wichtig, alle Schülerinnen und Schüler individuell zu fördern. Die Inklusion von Kindern aller Förderschwerpunkte gehört selbstverständlich dazu. 20 Prozent des Kollegiums sind Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger. Die Kinder kommen nach der vierten Jahrgangsstufe von der Grundschule an die Oberschule und können hier den Hauptschul- oder Realschulabschluss absolvieren. Die Kurfürst-Moritz-Schule ist die einzige weiterführende Schule der Gemeinde Moritzburg.
Das macht diese Schule besonders: Insgesamt 22 Bands, zahlreiche Tänzerinnen und Tänzer und eigene Musical-Shows machen die Kurfürst-Moritz-Schule einzigartig. In den Klassenstufen 5 und 6 spielen alle Kinder ein Musikinstrument und haben die Möglichkeit, zwischen Tanz und Ballsport zu wählen. Die verschiedenen Musikprojekte, bei denen alle gleichberechtigt mitwirken können, sind nicht nur zentraler Bestandteil des Ganztagskonzepts, sie stärken auch den Zusammenhalt der Schulgemeinschaft. Regelmäßig nehmen Schülerinnen und Schüler aus Moritzburg außerdem an Wettbewerben wie „Schule-tanzt“ teil, einem Projekt des Landesverbands Sachsen im Bundesverband Musikunterricht, oder richten eigene Veranstaltungen aus, wie einmal jährlich das Festival „Rock im Foyer“.
Das können andere von dieser Schule lernen: Die Kurfürst-Moritz-Schule bezeichnet sich selbst als „gläserne Schule“. Darunter versteht sie eine offene Lernkultur, flexible Lernräume, die sich den Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler anpassen, und auch eine transparente Architektur des Gebäudes. Die meisten Räume können vom Gang durch Fenster eingesehen werden, Lehrerzimmer und andere Büros haben Glaswände. Das Konzept wird nicht nur architektonisch umgesetzt, sondern auch im Alltag gelebt. Denn gelernt wird in jahrgangsgemischten Projekten und Gruppen.
Auf einen Blick
Kurfürst-Moritz-Schule
Ort: Moritzburg, Sachsen
Schulform: Oberschule
Zahl der Schülerinnen und Schüler: 493
Anzahl Klassen: 18
Website: https://www.kf-moritz-schule.de
Friedrich Wilhelm Murnau-Gesamtschule
Das ist die Schulgemeinschaft: An der Friedrich Wilhelm Murnau-Gesamtschule lernen insgesamt mehr als 1.000 Schülerinnen und Schüler mit sehr unterschiedlichen Hintergründen. Die Schule befindet sich in einem Bielefelder Stadtteil mit vielen sozialen Herausforderungen. Das Kollegium hat deshalb zahlreiche Strategien entwickelt, mit der Vielfalt in ihren Klassenzimmern umzugehen. Die Kinder starten an der Gesamtschule im fünften Jahrgang und können sie mit dem Hauptschulabschluss, dem mittleren Schulabschluss, der Fachhochschulreife oder dem Abitur verlassen.
Das macht diese Schule besonders: Die Bielefelder Gesamtschule ist eine Vorreiterschule für Inklusion. Seit 1991 werden Kinder mit unterschiedlichen Förderbedarfen unterrichtet. Genügend Zeit also, um Konzepte für einen erfolgreichen inklusiven Unterricht zu entwickeln. Dazu gehört unter anderem, dass die Klassen durch zwei Lehrkräfte betreut werden. Diese begleiten ihre Klasse vom fünften bis zum zehnten Schuljahr. Zu einer Klassengemeinschaft sollen maximal 24 Schülerinnen und Schüler gehören, sodass die Kinder individuell betreut werden können.
Das können andere von dieser Schule lernen: Neben kultureller Bildung spielt der Aspekt „soziales Lernen“ eine große Rolle an der Friedrich Wilhelm Murnau-Gesamtschule. Die Kinder übernehmen Verantwortung innerhalb der Schulgemeinschaft, etwa durch die Pflege des Gartens oder der Tiere. Sie können sich außerdem als Streitschlichter, Sporthelfer, Schulsanitäter oder Mentoren engagieren. Im zehnten Jahrgang nehmen die Schülerinnen und Schüler an ehrenamtlichen Projekten teil: Sie besuchen im ersten Halbjahr einmal pro Woche ein Seniorenwohnheim und im zweiten Halbjahr eine Behindertenwerkstatt.
Auf einen Blick
Friedrich Wilhelm Murnau-Gesamtschule
Ort: Bielefeld, Nordrhein-Westfalen
Schulform: Integrierte Gesamtschule
Zahl der Schülerinnen und Schüler: 1.193
Anzahl Klassen: 46
Website: https://www.fwmurnau-gesamtschule.de
Gemeinschaftsgrundschule Kettelerschule
Das ist die Schulgemeinschaft: Die GGS Kettelerschule in Bonn ist eine inklusive, ganztägige Gemeinschaftsgrundschule. Sie ist die einzige Schule im Bonner Stadtteil Dransdorf, in dem Menschen aus rund 50 verschiedenen Nationen leben, darunter viele sozial benachteiligte Familien. Etwa jedes dritte Kind startet an der Kettelerschule mit sonderpädagogischem Förderbedarf. Die inklusive Arbeit wurde bereits 2013 mit dem Jakob Muth-Preis ausgezeichnet. Das Team der Schule setzt sich zusammen aus Grundschullehrerinnen und -lehrern, Sonderpädagoginnen und Sonderpädagogen und Erzieherinnen und Erziehern, die etwas mehr als 200 Schülerinnen und Schüler von der Einschulung bis zur vierten Klasse betreuen. Einen festen Platz in der Schulgemeinschaft hat übrigens auch die Schulhündin Fini.
Das macht diese Schule besonders: Die Kinder werden bei ihrer Einschulung an der Kettelerschule sogenannten jahrgangsgemischten Lernfamilien zugeordnet. Hier haben sie über ihre gesamte Zeit an der Schule feste Bezugspersonen. In ihren Lernfamilien erfahren die Kinder, wie es ist, Teil einer starken Gemeinschaft zu sein und Verantwortung in dieser zu übernehmen. Die Identifikation mit ihren Lernfamilien ist hoch. „Pinguine“, „Robben“, „Eisbären“ und „Leoparden“: Statt mit Ziffern und Zahlen sind die Lernfamilien nach Tieren benannt.
Das können andere von dieser Schule lernen: „Schule statt Klasse“ ist das Motto der Kettelerschule. So hat sich die Schule zum Ziel gesetzt, Entscheidungen innerhalb der Gemeinschaft gemeinsam zu treffen. In zahlreichen Gruppen und Projekten können die Kinder bei der Gestaltung des Schulalltags mitwirken. So hat jede Lernfamilie einen Klassenrat, der wöchentlich tagt und in dem die Kinder Wünsche und Interessen äußern können. Ein Klassensprecher trägt die gesammelten Anliegen aus der Gruppe ins Kinderparlament, wo unter Anwesenheit der Schulleitung alle zwei Wochen Anregungen aus der gesamten Schulgemeinschaft diskutiert werden.
Auf einen Blick
GGS Kettelerschule
Ort: Bonn, Nordrhein-Westfalen
Schulform: Grundschule
Zahl der Schülerinnen und Schüler: 225
Anzahl Klassen: 9
Website: http://www.kettelerschule-bonn.de