Deutscher Schulpreis 2020 : Sechs Schulen machen das Rennen um hochdotierten Preis

Die Robert Bosch Stiftung und die Heidehof Stiftung haben am 23. September den wichtigsten Preis für Schulen in Deutschland verliehen. Der Hauptpreis des Deutschen Schulpreises 2020 ging an die Otfried-Preußler-Schule in Hannover. Darüber hinaus wurden fünf weitere herausragende Schulen ausgezeichnet. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gratulierte den Schulen in einer Video-Botschaft.

Seit Wochen haben die 15 nominierten Schulen auf diesen Moment hingefiebert. Am Mittwochmorgen versammelten sich Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Eltern in Turnhallen, Mensen oder auf Schulhöfen, um die Verleihung des wichtigsten deutschen Schulpreises gemeinsam mit einem großen Schulfest zu feiern. Auch mit Masken, aufgeteilt in Lerngruppen und mit dem gebotenen Sicherheitsabstand kam ausgelassene Stimmung auf. Die Nominierten gehören zu innovativen Schulen die gerade in Zeiten der Pandemie Mut machen und sie alle durften sich berechtigte Hoffnungen auf einen der sechs Preise machen.

Jetzt stehen die Preisträger des Deutschen Schulpreises 2020 fest: Den diesjährigen Hauptpreis, der mit 100.000 Euro dotiert ist, gewinnt die Otfried-Preußler-Schule in Hannover in Niedersachsen. Fünf weitere Preise in Höhe von je 25.000 Euro gehen an die Grundschule Schuttertal (Baden-Württemberg), die Hardtschule Durmersheim (Baden-Württemberg), die Berufsbildenden Schulen (BBS) Einbeck (Niedersachsen), das Gymnasium Essen Nord-Ost (Nordrhein-Westfalen) und die Marie-Kahle-Gesamtschule in Bonn (Nordrhein-Westfalen).

Ursprünglich war die feierliche Preisverleihung im Mai in Berlin gemeinsam mit den Delegationen der Schulen und Bundeskanzlerin Angela Merkel geplant. Doch in diesem Jahr ist alles anders. Als die 15 nominierten Schulen im März verkündet wurden, mussten alle Schulen wegen der Corona-Pandemie schließen. Und auch das neue Schuljahr hat unter strengen Hygienevorgaben begonnen. Die Robert Bosch Stiftung und die Heidehof Stiftung haben die Preisverleihung deshalb in den virtuellen Raum verlegt. In einer digitalen Live-Schalte konnten sich die nominierten Schulen untereinander vorstellen und gemeinsam mit den Moderatoren Jessy Wellmer und Lennert Brinkhoff den Countdown bis zur Verkündung der Preisträger feiern. Jede Schule hatte die spektakuläre Enthüllung eines von den Schülerinnen und Schülern gestalteten Schulpreis-Stuhls vorbereitet. Und dabei zeigten alle ihr kreatives Potenzial. Es wurde getanzt, gesungen, Theater gespielt. Die Aufregung war auch über die Distanz am Bildschirm hautnah zu spüren. Die Kinder rutschten aufgeregt auf den Stühlen, Jugendliche zogen ihre Kostüme gerade.

Anschließend erfolgte die Preisverleihung auf großer Bühne per Video. Die beiden Moderatoren verkündeten nacheinander die Preisträger, Bundeskanzlerin Angela Merkel schließlich durfte das Geheimnis um die Hauptpreisträgerschule lüften. An der Otfried-Preußler-Schule in Hannover sprangen Lehrkräfte und Kinder von ihren Stühlen und brachen in minutenlangen Jubel aus. „Ich habe überhaupt nicht damit gerechnet. Es war ja auch der Moment des Dabeiseins, der schon so schön war. Als wir dann unseren Namen gehört haben, das war einfach unglaublich!“, sagte die Schulleiterin Alexandra Vanin unmittelbar nach der Preisverleihung.

Außergewöhnliche Umstände erfordern neue Ideen

Bundeskanzlerin Angela Merkel richtete sich mit einer Videobotschaft an die ausgezeichneten Schulen. Die virtuelle Preisverleihung stehe auch für das, was alle Schulen in den vergangenen Monaten erlebt haben, sagte die Bundeskanzlerin. Viele Schulen hätten aus der Not eine Tugend gemacht, neue Ideen entwickelt und dafür gesorgt, dass das Lernen zu Hause funktioniert. „Kinder und Jugendliche dürfen nicht zu Verlierern der Pandemie werden.“ Deshalb gelte es auch, alles daran zu setzen, erneute flächendeckende Schulschließungen zu vermeiden. Unter diesen außergewöhnlichen Umständen sehe sich die Bundesregierung in der Mitverantwortung, so die Bundeskanzlerin weiter. Ganz in diesem Zeichen hatte die Woche am Montag bereits mit einem Schulgipfel im Bundeskanzleramt, gemeinsam mit allen Kultusministerinnen und Kultusministern, begonnen.

Kinder und Jugendliche dürfen nicht zu Verlierern der Pandemie werden.
Bundeskanzlerin Angela Merkel

Viele Preisträgerschulen der vergangenen Jahre haben in der Krise beispielhaft gezeigt, wie digitales Lernen mit guten Konzepten gelingen kann. Doch insgesamt gibt es beim Thema Digitalisierung in Deutschland noch großen Nachholbedarf. Bund und Länder wollen nun das Tempo gemeinsam erhöhen. Joachim Rogall, Vorsitzender der Geschäftsführung der Robert Bosch Stiftung, sagte anlässlich der Preisverleihung Kultusministerien und Schulverwaltungen müssten jetzt die technischen Voraussetzungen schaffen und Schulen finanziell und organisatorisch bei der Digitalisierung unterstützen. „Es darf kein Glücksspiel sein, ob ein Kind Zugang zu gutem digitalen Unterricht hat oder nicht.“ Deshalb müssten Kultusministerien und Schulverwaltungen jetzt die technischen Voraussetzungen schaffen und Schulen finanziell und organisatorisch bei der Digitalisierung unterstützen, so Rogall.

Wie die sechs Preisträger die Experten begeistern

Die diesjährigen Preisträger sind Leuchttürme, die angesichts dieser Herausforderungen Orientierung geben können. In den Laudationes charakterisiert die Jury die Arbeit der ausgezeichneten Schulen als „Meisterwerk“, als „Blick in die Zukunft“ oder auch als „Abenteuer“. Lesen Sie hier in Auszügen, wie die Jury in den Laudationes die sechs Preisträger würdigt:

Jubel bei der Otfried-Preußler-Schule in Hannover als die Bundeskanzlerin Angela Merkel den Hauptpreisträger des Deutschen Schulpreises 2020 verkündet.
Jubel bei der Otfried-Preußler-Schule in Hannover als die Bundeskanzlerin Angela Merkel den Hauptpreisträger des Deutschen Schulpreises 2020 verkündet.
©Alexander Körner
Mit bunten Farbpigmenten feierten die Schülerinnen und Schüler der Hardtschule Durmersheim den Deutschen Schulpreis.
©Simon Hofmann
Schülerinnen und Schüler der Berufsbildenden Schulen (BBS) Einbeck posieren mit dem selbstgestalteten geflügelten Stuhl. Auch sie können sich über einen Preis freuen.
©Joanna Nottebrock
Die Grundschule Schuttertal in Baden-Württemberg jubelt über den Deutschen Schulpreis.
©Andree Kaiser
Schülerinnen und Schüler der Marie-Kahle-Gesamtschule in Bonn feiern ihren Deutschen Schulpreis.
©Mika Volkmann
Großer Jubel auch am Gymnasium Essen Nord-Ost als der Name der Schule unter den Preisträgern genannt wurde.
©Lukas Schulze

Die Jury des wichtigsten deutschen Schulpreises setzt sich aus Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis zusammen. Sie prüft die Schulen in einem aufwendigen Auswahlverfahren. Insgesamt hatten sich in diesem Jahr 81 Schulen beworben. Die Schulen werden in sechs Qualitätsbereichen bewertet: „Leistung“, „Umgang mit Vielfalt“, „Unterrichtsqualität“, „Verantwortung“, „Schulklima, Schulleben und außerschulische Partner“ sowie „Schule als lernende Institution“. Dabei reicht es nicht, in einem Bereich herausragend zu sein. Nur Schulen, die in allen sechs Bereichen überzeugen, können ausgezeichnet werden. Eine Vorjury wählt aus allen Bewerberschulen 20 Schulen aus. Diese ausgewählten Schulen werden dann zwei Tage von jeweils zwei Jurymitgliedern besucht. Bei diesen Schulbesuchen führen die Jurymitglieder auch Gespräche mit Eltern, Schülerinnen und Schülern und außerschulischen Partnern.

Verlierer gibt es beim Deutschen Schulpreis nicht. Schon das Bewerbungsverfahren bringt die Schulen in ihrer Schulentwicklung weiter. Die neun nominierten Schulen, die nicht ausgezeichnet wurden, erhalten Anerkennungspreise in Höhe von jeweils 5.000 Euro. Darüber hinaus können sie vom Schulentwicklungsprogramm des Deutschen Schulpreises profitieren: Über zwei Jahre erhalten sie eine individuelle Begleitung ihrer Schulentwicklung.

Neue Ausschreibung zum Deutschen Schulpreis 20I21 Spezial

Die Robert Bosch Stiftung GmbH vergibt den Deutschen Schulpreis seit dem Jahr 2006 gemeinsam mit der Heidehof Stiftung. Er ist der bekannteste, anspruchsvollste und höchstdotierte Preis für gute Schulen im Land. Kooperationspartner sind die ARD und die ZEIT Verlagsgruppe. Mit der Ausschreibung für den Deutschen Schulpreis 20|21 Spezial reagieren die Robert Bosch Stiftung und die Heidehof Stiftung auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Gesucht werden zukunftweisende Konzepte, die Schulen im Umgang mit der Krise entwickelt haben und die das Lernen und Lehren langfristig verändern können.

Für die aktuelle Ausschreibung wurde das Bewerbungsverfahren stark vereinfacht. Die Bewerbungsfrist endet am 15. Oktober 2020.

Mehr zum Thema

  • Am 25. September um 18 Uhr können Sie die diesjährigen Preisträger in einem Webinar der Deutschen Schulakademie kennenlernen. Lennert Brinkhoff spricht mit Vertreterinnen und Vertretern der Schulen über die Beweggründe für eine Bewerbung, die pädagogischen Konzepte der Schulen und Stolpersteine auf dem Weg der Schulentwicklung. Das Webinar findet im Rahmen der Online-Themenwoche “Digitale Schule? Auf den Kulturwandel kommt es an” statt. Eine Anmeldung ist noch möglich.
  • In der Reportage über die Otfried-Preußler-Schule in Hannover lesen Sie, was die Arbeit der Schule so besonders und wirksam macht.
  • Beworben haben sich die Schulen in der Vor-Corona-Zeit. Wie hat sich ihre Arbeit seither verändert? Das Schulportal hat bei drei Schulen nachgefragt.
  • Hermann Veith von der Vorjury des Deutschen Schulpreises hat die Otfried-Preußler-Schule besucht und erklärt im Interview, warum diese Schule zur besten Schule des Jahres gekürt wurde.
  • In Steckbriefen hat das Schulportal alle nominierten Schulen vorgestellt. Kurze Videos vermitteln einen lebhaften Einblick in das Schulleben.