Nachgefragt : Was macht die Grundschule Kleine Kielstraße?
Die Serie Was macht …? fragt nach, was sich an einer Schule oder im Leben einer Persönlichkeit, die in der Bildungswelt für Aufsehen gesorgt hat, mittlerweile getan hat.
Im ersten Teil der Serie geht es um die Schule, die vor zwölf Jahren den ersten Deutschen Schulpreis erhalten hat. Maren Reimann, Konrektorin der Grundschule Kleine Kielstraße in Dortmund, erzählt von den Veränderungen.
„Unsere Schule wird von Hospitanten aus ganz Deutschland besucht“
Deutsches Schulportal: Frau Reimann, was macht die Grundschule Kleine Kielstraße zwölf Jahre nach dem Deutschen Schulpreis?
Maren Reimann: Unserer Schule geht es gut! Viele der Konzepte von damals sind noch immer aktuell. Viele neue Ideen sind hinzugekommen, und vieles hat sich weiterentwickelt. Zum Beispiel war damals nur unsere Schuleingangsphase jahrgangsübergreifend organisiert. Dieses Konzept hat uns so sehr überzeugt, dass wir es auf die dritten und vierten Jahrgänge ausgeweitet haben. Das jahrgangsübergreifende Arbeiten hat unseren Unterricht sehr individualisiert. Viele Lerninhalte werden heute in Kleingruppen mit vier bis fünf Kindern eingeführt, wobei jedes Kind sein eigenes Tempo hat. Unser Ziel ist es, kein Kind zu über- oder zu unterfordern. Die Kernfrage unseres pädagogischen Handelns damals und heute ist: Was ist eine gute Schule für die Kinder, die in unserem Stadtteil leben und aufwachsen? Inzwischen haben wir die Frage erweitert um den Zusatz: „… und die in diesen Stadtteil zuwandern?“.
Und was bedeutet das konkret?
Sprachbildung war zum Beispiel für uns schon immer ein wichtiges Thema, dafür haben wir in den letzten Jahren ein Konzept zum sprachsensiblen Unterricht entwickelt. Darauf aufbauend haben wir ein ganzheitliches Konzept „Willkommen an der Grundschule Kleine Kielstraße“ entworfen. Wir wollen den neu zugewanderten Kindern, die unsere Schule besuchen, neben einem Deutschkurs sofort die Integration in eine Regelklasse ermöglichen.
Schon bei der Schulanmeldung nehmen wir die Familien der Kinder mit in den Blick und vermitteln auch die Eltern oder jüngeren Geschwisterkinder in sogenannte Brücken-Angebote. Mit anderen Bildungseinrichtungen des Stadtteils haben wir ein ganzes Netzwerk mit verschiedenen Angeboten. Das Schöne dabei ist: Wir alle teilen uns die Verantwortung.
Nähgruppe und Computerkurse für Eltern
Gibt es das „Elterncafé“ noch, und wie wird es heute genutzt?
In unserem „Elterncafé“ ist es immer noch möglich, schnell und einfach in Kontakt mit anderen Eltern zu kommen. Die Eltern können das Café täglich besuchen, um sich dort mit anderen auszutauschen. Daraus entwickelt sich manchmal auch eine Einzelfallberatung. Das „Elterncafé“ bietet auch Sprachkurse für Eltern an, die noch kein Deutsch sprechen, sowie Sprachkurse für Fortgeschrittene oder Alphabetisierungskurse. Bei den Angeboten „Von Eltern für Eltern“ führt zum Beispiel ein Vater einen Computerkurs durch, und eine kurdische Mutter betreut eine Nähgruppe.
Das Interesse der Medien und anderer Schulen an den Preisträgerschulen ist groß. Ist das auch zwölf Jahre nach dem Preis noch so?
Unsere Schule wird weiterhin von vielen Hospitanten aus ganz Deutschland besucht. Über dieses große Interesse freuen wir uns sehr, zeigt es doch, wie aktuell unsere damals entwickelten Konzepte auch heute noch sind. Wir empfehlen anderen Preisträgerschulen, die Anfragen und Besuchstermine zu bündeln – schulische Termine haben immer noch Vorrang. Etwa sechs Mal im Schuljahr bieten wir einen Hospitationstag an, an dem die Lehrkräfte Besucher in ihrem Unterricht empfangen. Auch Stiftungen oder Politikerinnen und Politiker fragen regelmäßig bei uns an, damit wir zum Beispiel unsere Stadtteilarbeit vorstellen. Wir freuen uns über das positive Feedback.
Fakten und Zahlen
- Die Grundschule Kleine Kielstraße in Dortmund hat etwa 435 Schülerinnen und Schüler aus 38 Nationen, 25 Grundschullehrerinnen und -lehrer, 3,5 Sonderpädagoginnen und -pädagogen, 1 Schulsozialarbeiterin und derzeit 2 Lehramtsanwärter.
- Schulleiterin der Grundschule Kleine Kielstraße ist seit August 2017 Julia Krippenstapel. Maren Reimann ist seit vier Jahren die Konrektorin.