Debatte : Schülersprecher fordert Ende des Handyverbots

Nichts Geringeres als eine digitale Bildungsrevolution hat die Bundesregierung angekündigt. Gehört das Handyverbot an Schulen damit auf den Scheiterhaufen der Geschichte? Oder benötigen Kinder gerade in einer digitalen Welt handyfreie Zonen? Diese Frage wird derzeit in allen Bundesländern heiß diskutiert. Das Schulportal greift die Debatte auf und veröffentlicht verschiedene Positionen zu dem Thema. Zuletzt hatten wir die Haltung von Hildegard Bentele, der bildungspolitischen Sprecherin der CDU in Berlin, veröffentlicht, die sich für ein Handyverbot für Grundschüler bis zur vierten Klasse einsetzt. In diesem Beitrag kommt Maurice Heilmann (16), Sprecher des Landesschülerrats in Brandenburg, zu Wort. In einem gemeinsamen Beschluss fordern die Schülervertreter in Brandenburg, das Handyverbot im Unterricht für alle Schulen konsequent abzuschaffen.

zwei Schülerinnen laufen und schauen aufs Handy
Maurice Heilmann, Sprecher des Landesschülerrats in Brandenburg, hält ein Handyverbot auch an Grundschulen für schädlich.
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Die Digitalisierung ist in vollem Gange, und dabei wird oft vergessen, die Schülerinnen und Schüler zu fragen. Wir nutzen die Smartphones ganz selbstverständlich und kennen uns mit den Möglichkeiten oft besser aus als die Lehrerinnen und Lehrer. Ein Handyverbot in den Schulen ist nicht mehr zeitgemäß und gehört auch in keine Hausordnung. Der Landesschülerrat in Brandenburg setzt sich deshalb mit einem Beschluss für die konsequente Abschaffung eines solchen Verbots ein.

Stattdessen sollten die privaten Geräte mitgebracht und in den Unterricht mit einbezogen werden. Die Schülerinnen und Schüler hätten da auch viele gute Ideen – es wäre fatal, wenn dieses Wissen in den Digitalisierungsprozess an Schulen nicht mit einbezogen würde. Eltern, Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler sollten gemeinsam darüber reden, wie die Smartphones am besten in der Schule genutzt werden können. Natürlich sollte dabei auch demokratisch darüber abgestimmt werden, wann das Smartphone im Unterricht unangebracht ist.

Die Schule hat den Auftrag, die jungen Menschen auf die Arbeitswelt vorzubereiten, und da gehört die Nutzung des Handys selbstverständlich dazu. Ein Verbot in der Schule wird diesem Anspruch überhaupt nicht gerecht.
Maurice Heilmann, Vorsitzender des Landesschülerrats in Brandenburg

Handys gehören auch in die Grundschule

Auch an Grundschulen halte ich ein Handyverbot für schädlich. Schließlich besitzen viele Grundschüler bereits ein Smartphone – deshalb sollte auch gerade in der Schule der richtige Umgang damit geübt werden. Die Kinder müssen auf die Möglichkeiten und auf die Gefahren hingewiesen werden.

Das Argument, dass die Schülerinnen und Schüler die Handys auch nutzen könnten, um sich im Unterricht abzulenken, rechtfertigt noch lange kein Verbot. Schließlich sind die Lehrkräfte auch in der Lage, mitzubekommen, ob ein Kind mitschreibt oder nur in seinem Heft rumkritzelt. Es sollte also auch beim Smartphone leicht zu erkennen sein, ob jemand bei der Sache ist oder gerade irgendetwas spielt.

Schülersprecher: Handys sind aktuell und sparen Zeit

Das Handy hat auch viele praktische Vorteile. Es ist zeitsparender, wenn man eine Aufgabe für zu Hause einfach abfotografiert. Papier könnte gespart werden, und die Schülerinnen und Schüler müssten zwischen Wohnung und Schule weniger schleppen. Natürlich sollten nicht alle Bücher abgeschafft werden, aber oft können digitale Angebote viel aktueller sein als Schulbücher, die bis zum Druck einen langen Vorlauf benötigen.

Für Familien, die sich für den Nachwuchs kein Smartphone oder Tablet leisten können, muss die Schule oder optional auch der Förderverein der Schule einspringen. Und wenn jemand die Nutzung eines Smartphones komplett ablehnt, dann ist das seine Privatsache. Die Schule hat den Auftrag, die jungen Menschen auf die Arbeitswelt vorzubereiten, und da gehört die Nutzung des Handys selbstverständlich dazu. Ein Verbot in der Schule wird diesem Anspruch überhaupt nicht gerecht.

Zur Person

©Maurice Heilmann
  • Maurice Heilmann ist Sprecher des Landesschülerrats in Brandenburg.
  • Als Landesschülersprecher vertritt er die Interessen der rund 280.000 Brandenburger Schülerinnen und Schüler.
  • Im aktuellen Schuljahr 2017/2018 besucht er die zehnte Klasse des Carl-Bechstein-Gymnasiums in Erkner (Landkreis Oder-Spree).
  • Weitere Informationen über den Landesschülerrat Brandenburg gibt es hier.

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