Corona-Schuljahr : Was sich nun ändern muss
Wo stehen die Schulen jetzt, und wie soll es weitergehen? Diese Fragen beleuchtet das Buch „Das Schuljahr nach Corona. Was sich nun ändern muss“ aus dem hep Verlag, herausgegeben von Julia Egbers und Armin Himmelrath. Die Beiträge der 16 Autorinnen und Autoren zeigen nicht nur die Dringlichkeit für jetzt nötige Veränderungen, sondern geben auch Anregungen.
Als das Schuljahr 2020/21 begann, war klar, dass es kein Zurück zur alten „Normalität“ geben kann. Neue Konzepte für hybriden Unterricht mussten gefunden werden, entstandene Lernlücken geschlossen und abgebrochene Beziehungen wiederhergestellt werden. Ein Konsortium von Expertinnen und Experten hatten im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung klare Empfehlungen für das Schuljahr gegeben. Unter anderem sollten alle Schülerinnen und Schüler über digitale Endgeräte verfügen, für das Lernen zu Hause sollen Schülerinnen und Schüler verbindliche und abgestimmte Wochenpläne erhalten, in den Lehrplänen sollten Kürzungen vorgenommen werden. Und auch bei der Benotung sollte im Schuljahr 2020/21 ein Sonderweg gefunden werden.
Doch die Umsetzung der Empfehlungen ist zäh. Umso aktueller ist das Buch „Das Schuljahr nach Corona. Was sich nun ändern muss“, herausgegeben von Wissenschaftsjournalist Armin Himmelrath und Medienpädagogin Julia Egbers. Während mutige politische Entscheidungen auf sich warten lassen, sind in dem Band Anregungen von verschiedenen Autorinnen und Autoren zusammengetragen, wie Schule, Verwaltung, Politik und Eltern die neuen Herausforderungen angehen können.
Ausgangspunkt bildet eine Analyse der Defizite des deutschen Schulsystems, die sich während des Lockdowns im vergangenen März offenbart haben. Die Autoren Klaus Hurrelmann und Ullrich Bauer nehmen darin auch Bezug auf das vom Schulportal veröffentlichte Deutsche Schulbarometer. Die repräsentative Befragung von Lehrkräften hatte ergeben, dass viele Schulen seinerzeit nicht in der Lage waren, ihre Kollegien zu koordinieren, verlässliche Kommunikationsstrukturen aufzubauen und neue Unterrichtsformate zu entwickeln. Einige Lehrkräfte hatten keinen oder nur selten Kontakt zu den Schülerinnen und Schülern.
Welche Folgen hat das? Was hat sich seitdem getan? Welche zukunftsfähigen Konzepte wurden entwickelt?
Die verschiedene Autorinnen und Autoren beleuchten in dem Buch ganz unterschiedliche Bereiche. Psychotherapeutin Kerstin Stemmer beispielsweise beschreibt die psychologischen Auswirkungen der Pandemie auf Kinder und Jugendliche und wie Schule damit umgehen kann. Bildungsjournalistin Britta Mersch zeigt, wo Eltern beim Lernen zu Hause an ihre Grenzen kommen, und Journalist Armin Himmelrath gibt eine genaue Anleitung, wie Lehrkräfte Verschwörungstheorien und Fake News gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern enttarnen können.
Digitaler Höhenflug und Bruchlandungen
Und natürlich geht es in verschiedenen Beiträgen auch um die neuen Erfahrungen mit dem digitalen Unterricht. „Die Erinnerungskultur einer ganzen Schulgeneration wurde geprägt von einem digitalen Höhenflug, der zuweilen viele Bruchlandungen verursachte. Darauf gilt es konstruktiv aufzubauen“, schreibt die Medienpädagogin Julia Egbers.
Auf 191 Seiten machen die 16 Autorinnen und Autoren deutlich, wie vielschichtig die Veränderungen sind, die durch die Corona-Krise an Schulen jetzt angestoßen wurden. Fertige Konzepte bietet das Buch nicht – aber Inspiration für Lehrkräfte und Politik, um den Schwung für Veränderungen zu nutzen.
Auf einen Blick
Julia Egbers, Armin Himmelrath: „Das Schuljahr nach Corona. Was sich nun ändern muss“. Erschienen 2020 im hep Verlag Bern, 191 Seiten, 21 Euro