Ideenwettbewerb : Auf der Suche nach der Schule der Zukunft

2000 Schülerinnen und Schüler aus 27 Ländern haben in einem Wettbewerb ihre Visionen der Schule von morgen entwickelt. Die besten Ideen wurden am Dienstag in Berlin auf der Veranstaltung „Schools of Tomorrow“ ausgezeichnet. Die Schülerinnen und Schüler wünschen sich in ihren Wettbewerbsbeiträgen besonders häufig bessere Toiletten, mehr digitale Medien und Rückzugsräume in der Schule.

Kinder im Projekt Schule der Zukunft
Auch die Schülerinnen und Schüler der Grundschule Gau-Odernheim haben sich Gedanken gemacht, wie sie sich ihre Schule der Zukunft vorstellen.
©Lars Rettberg (Deutsche Schulakademie)

Ein Schul-Kino mit roten Sesseln und ein Wellness-Bad gehören in die Schule der Zukunft, die sich die Schülerinnen und Schüler vom Gymnasium Allermöhe in Hamburg ausgemalt haben. Bis ins kleinste Detail haben sie ihre Vorstellungen in Modelle und Zeichnungen umgesetzt, von der Kleidung, über die Toiletten bis hin zu den Transportmitteln. Das Gymnasium Allermöhe hat damit den Hauptpreis in der Kategorie der 15- bis 19-Jährigen beim Ideenwettbewerb „Unsere Schule!“ gewonnen. Wie die anderen Finalisten durften die Schülerinnen und Schüler nach Berlin reisen, wo am 14. Juni im Beisein von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Preisverleihung stattfand.

Der Wettbewerb wurde vom Haus der Kulturen der Welt in Kooperation mit der ZEIT-Verlagsgruppe ausgeschrieben und mehr als 2000 Schüler aus  27 Ländern sind dem Aufruf gefolgt und haben ihre Visionen in Form von Videos, Modellen, Bildern oder Broschüren eingereicht. Die Idee zum Wettbewerb kommt aus Großbritannien, wo es in den Jahren 2001 und 2011 den Wettbewerb  „The School I’d Like“ gab, deren Ergebnisse in der Zeitung „The Guardian“ in zwei „Children‘s Manifestos“ veröffentlicht wurden. Nun fand erstmals ein Projekt ähnlicher Größenordnung in Deutschland statt. Die spannenden Ergebnisse sollen ähnlich wie in Großbritannien damals in ein Manifest zusammengeführt werden, das ein Idealbild von der Schule der Zukunft zeichnet.

Toiletten mit Biogasanlage und Tische mit eingebautem Tablet

„Wir wollen keine Lernfabrik, sondern Räume, in denen wir gern sind und uns wohl fühlen“, erklärt die 15-jährige Cindy vom Gymnasium Allermöhe ihre Vision. Und dazu dienten eben auch Freizeiträume wie das Schulkino oder die Therme. Cindy gehört zu den 25 Schülerinnen und Schülern, die im Kunst-Projekt der neunten Klasse ihre Traumschule mit dem Fantasienamen „Swampnasium“ entwickelt haben.

 

Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht, die Utopien haben sehr viel mit unseren realen Wünschen zu tun
Samuel, Schüler vom Gymnasium Allermöhe

Das Dach des Gebäudes ist offen und schließt sich nur bei Regen mit einer unsichtbaren Glaskuppel. „So kann so viel Tageslicht wie möglich genutzt werden“, erklärt Cindy, die die äußere Hülle mit entworfen hat. Wichtiges Kriterium sei dabei die Nachhaltigkeit gewesen. Die blitzenden Toiletten sollen beispielsweise gleich mit einer Biogasanlage verbunden werden, erklärt die Schülerin.

Auch die Klassenräume haben im Swampnasium wenig mit den herkömmlichen Gegebenheiten zu tun. Jeder Tisch ist mit Steckdosen und mit einem eingebauten Tablet versehen. Auch die Tafel funktioniert wie ein riesiges Tablet.

Besonderes Highlight in dem Raum ist ein 3-D-Hologramm in Form einer Weltkugel. „Mit Hilfe dieses Geräts kann man live an die Orte gehen, die man dort eingibt“, sagt Cindy. Im Gebäude bewegen sich kleine Roboter als Assistenten für die Schülerinnen und Schüler und für die Lehrkräfte. Sie tragen schwere Taschen oder bedienen die Technik. Hinzu kommen kleine Gadgets, wie die Holowatch, die jedes Mitglied der Schulgemeinschaft am Handgelenk trägt. Sie zeigt Stundenpläne und Vertretungspläne an. Außerdem ist darauf ein Guthaben gespeichert, mit dem das Essen, Kino oder die Therme bezahlt werden.

Bundespräsident Steinmeier appelliert an die Länder, mehr Geld in Bildung zu stecken

„Uns ist es wichtig, dass alle Schülerinnen und Schüler die gleichen Möglichkeiten haben“, sagt Samuel, der die grafische Gestaltung des Präsentation übernommen hat. Der 14-jährige Schüler hält nicht viel von dem Prinzip „Bring Your Own Device“, bei dem in der Schule die digitalen Geräte der Kinder und Jugendlichen genutzt werden. „Das verstärkt nur die Ungleichheiten“, sagt er. „Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht, die Utopien haben sehr viel mit unseren realen Wünschen zu tun“, betont Samuel. Sie seien eben nur auf die Spitze getrieben.  Es gehe den Jugendlichen zum Beispiel um einen stärkeren Einsatz von digitalen Medien oder um Freizeit- und Entspannungsräume im Schulgebäude.

Mit diesen Vorstellungen sind die Schülerinnen und Schüler aus Hamburg nicht allein. Zu den häufigsten Wünschen in dem Ideenwettbewerb gehörten nach Angaben der Veranstalter saubere Toiletten, Swimmingpools, ruhige Rückzugsräume oder sogar Schlafräume, moderne Technik aber auch Pflanzen, Tiere und Gärten. Die einzelnen Ergebnisse werden detailliert auf der Website vom Haus der Kulturen der Welt dokumentiert. Bundespräsident Steinmeier appellierte an die Länder und Kommunen, mehr Geld in Bildung und Ausbildung zu stecken. «Schule sollte ein guter Ort des Lernens und Zusammenlebens sein», sagte er. «Das ist eine Investition in die Zukunft von uns allen.»

Am Preisträger-Gymnasium Allermöhe wurde eine Idee der Schülerinnen und Schüler sogar schon umgesetzt: „Wir hatten uns in der Caféteria runde Tische gewünscht, an denen wir und besser unterhalten können“, sagt Samuel. Und die seien schon da.

Die Preisträger

  • In der Kategorie der 5- bis 9-Jährigen haben die Schülerinnen und Schüler der Haubach Schule in Hamburg mit einer aufklappbaren Bilderreihe gewonnen.
  • Bei den 10- bis 14-Jährigen belegte eine achte Klasse vom Manfred-von-Ardenne-Gymnasium in Berlin mit einem Musikvideo den ersten Platz.
  • Hauptpreisträger bei den 15- bis 19-Jährigen sind die Schülerinnen und Schüler vom Gymnasium Allermöhe in Hamburg mit dem „Swampnasium“.
  • Den ersten Platz unter den Auslandsschulen hat die Deutsche Schule Tokyo Yokohama mit einem Kamishibai, einer japanischen Erzählform in Bildern, gewonnen.