Infektionsschutz : Corona-Impfung für Kinder – was Eltern und Schulen wissen müssen

Die europäische Arzneimittelbehörde Ema hat am 25. November 2021 grünes Licht für die Zulassung des Corona-Impfstoffs von Biontech/Pfizer für Kinder ab fünf Jahren gegeben. Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt die Impfung zunächst nur bei Vorerkrankungen und für Kinder mit Kontakt zu Risikopatienten, wie sie am 9. Dezember mitteilte. Gesunde Fünf- bis Elfjährige sollen aber auf Wunsch und nach ärztlicher Aufklärung auch geimpft werden können, hieß es weiter. Am 18. August hatte die Stiko ihre Empfehlungen für eine Corona-Impfung von Kindern und Jugendlichen ab 12 Jahren aktualisiert. Sie spricht sich seither für Corona-Impfungen für alle Kinder ab 12 Jahren aus. Für junge Menschen unter 30 Jahren empfiehlt die Stiko seit dem 10. November 2021 nur noch den mRNA-Impfstoff Comirnaty (Biontech/Pfizer).  (mit dpa)

Impfausweis
Die Bundesschülerkonferenz fordert, dass Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren möglichst rasch ein Impfangebot bekommen, um den Präsenzunterricht nach den Sommerferien zu sichern.
©Foto: Jonas Güttler/dpa

Seit dem 26. November ist die Corona-Impfung mit dem Impfstoff von Biontech und Pfizer für Kinder ab 5 Jahren von der Europäischen Arzneimittelbehörde (Ema) zugelassen. Die Impfung für Kinder von 5 bis 11 Jahren enthält ein Drittel einer Erwachsenen-Dosis und wird zweimal im Abstand von drei Wochen in den Oberarm verimpft.

Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums steht ausreichend Impfstoff für die Kinder und Jugendlichen zur Verfügung.

Außer in Arztpraxen sind in einigen Ländern auch in Impfzentren Kinderimpfungen vorgesehen. Mancherorts sind besondere Aktionen geplant.

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt die Impfung zunächst nur bei Vorerkrankungen und für Kinder mit Kontakt zu Risikopatientinnen und Risikopatienten, wie sie am 9. Dezember mitteilte. Gesunde Fünf- bis Elfjährige sollen aber auf Wunsch und nach ärztlicher Aufklärung auch geimpft werden können, hieß es weiter.

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) sieht in den weiteren Kinderimpfungen einen wichtigen Beitrag, um den Präsenzunterricht zu sichern, wie sie der Funke-Mediengruppe sagte. Die Generalsekretärin der Bundesschülerkonferenz, Katharina Swinka, forderte im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur mobile Impfteams in Schulen und bessere Aufklärung.

Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren können sich in Deutschland seit dem 7. Juni generell gegen Corona impfen lassen. Am 28. Mai hatte die EU-Arzneimittelbehörde Ema den Impfstoff Biontech/Pfizer für diese Altersgruppe zugelassen. Am 23. Juli hat die Ema als zweiten Impfstoff für über 12-Jährige außerdem den Impfstoff von Moderna empfohlen. Die Ständige Impfkommission in Deutschland empfiehlt jedoch für Menschen unter 30 nur noch dem Impfstoff von Biontech/Pfizer.

Die Stiko hatte zunächst die Impfung für Kinder ab 12 auch nur bei Vorerkrankungen empfohlen. Seit ihrem aktualisierten Beschluss vom 18. August empfiehlt die Stiko die Impfung ab 12 nun generell, auch ohne Vorerkrankung.

Die Gesundheitsministerien der Länder hatten sich bereits Anfang August 2021 darauf geeinigt, dass allen Kindern ab 12 Jahren nun nicht mehr nur in Kinderarztpraxen, sondern auch in den Impfzentren Angebote gemacht werden. Auch an Schulen werden mobile Impfteams eingesetzt.

Einige Bundesländer wenden sich direkt mit Informationsmaterial über die Impfung an die Schülerinnen und Schüler. So stattet beispielsweise das Bildungsministerium in Brandenburg die weiterführenden Schulen im Dezember mit Informations- und Aufklärungsmaterial zum Impfen für 12- bis 17-jährige Kinder und Jugendliche aus. Unter dem Motto „Impfen macht Schule“ werden rund 125.000 Impfflyer und circa 3.000 Plakate ab dieser Woche an die staatlichen Schulämter und von dort an die Schulen versendet. Der Flyer, dessen Grundkonzeption aus Thüringen kommt, klärt anschaulich über das Impfen gegen das Corona-Virus auf, nennt die Fakten und setzt sich kurz mit Gerüchten und Fake News auseinander.

Was sagt die Ständige Impfkommission (Stiko) zur Impfung von Kindern ab 12?

Die Ständige Impfkommission hat am 18. August ihre Empfehlung aktualisiert. Demnach wird die Corona-Impfung nun Kindern und Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren generell empfohlen. Bis dahin galt die Impf-Empfehlung nur für Kinder und Jugendliche mit bestimmten Vorerkrankungen. Der Beschlussentwurf wird nun noch mit den Ländern und Fachkreisen abgestimmt. Änderungen sind noch möglich.

Die Stiko begründet die Aktualisierung mit neuen wissenschaftlichen Beobachtungen und Daten. Demnach würden mit gegenwärtigem Wissensstand die Vorteile der Impfung gegenüber dem Risiko von sehr seltenen Impfnebenwirkungen überwiegen.

Auf der Grundlage neuer Überwachungsdaten, insbesondere aus dem amerikanischen Impfprogramm mit nahezu 10 Millionen geimpften Kindern und Jugendlichen, könnten mögliche Risiken der Impfung für diese Altersgruppe jetzt zuverlässiger quantifiziert und beurteilt werden.

Die sehr seltenen, bevorzugt bei jungen männlichen Geimpften im Zusammenhang mit der Impfung beobachteten Herzmuskelentzündungen müssten als Impfnebenwirkungen gewertet werden. „In der Mehrzahl der Fälle wurden die Patienten mit diesen Herzmuskelentzündungen hospitalisiert, hatten jedoch unter der entsprechenden medizinischen Versorgung einen unkomplizierten Verlauf. Umgekehrt weisen neuere Untersuchungen aus dem Ausland darauf hin, dass Herzbeteiligungen durchaus auch bei COVID-19-Erkrankungen auftreten“, heißt es in der Stellungnahme.

Zudem hätten aktuelle mathematische Modellierungen, die die nun dominierende Delta-Variante berücksichtigen, ergeben, dass für Kinder und Jugendliche ein deutlich höheres Risiko für eine SARS-CoV-2-Infektion in der vierten Infektionswelle besteht.

Am 13. Januar 2022 hat sich die Seiko generell für eine Corona-Auffrischimpfung auch bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 12 bis 17 Jahren ausgesprochen. Das Gremium empfehle eine sogenannte Boosterimpfung für diese Altersgruppe mit dem mRNA-Impfstoff Comirnaty von Biontech/Pfizer und mindestens drei Monate nach der vorangegangenen Impfung, teilte das Robert Koch-Institut (RKI) mit.

Werden Kinder auch an Schulen geimpft?

Am 2. August hatten sich die Gesundheitsministerien darauf verständigt, dass für Impfungen der Kinder ab 12 Jahren auch an Schulen Impfmobile eingesetzt werden können. Vorher war die Impfung den Kinderärztinnen und Kinderärzten in den Praxen vorbehalten. Viele Bundesländer machen von dieser Möglichkeit Gebrauch. Im Deutschen Schulbarometer, einer repräsentativen Umfrage unter Lehrkräften, sprachen sich jedoch im September 2021 71 Prozent der Befragten für mehr Impfangebote an Schulen aus.

Auch für jüngere Kinder soll es Angebote an Schulen geben. Berlin bietet beispielsweise die Corona-Impfungen für Kinder zwischen 5 und 11 Jahren auch direkt in jeweils einer Schule pro Bezirk an.

Der Berufsverband der Kinder– und Jugendärzte (BVKJ) und die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Berlin lehnen Corona-Impfungen für Kinder an Schulen ab. Laut BVKJ-Bundespressesprecher Jakob Maske reichen die Kapazitäten der Kinder– und Jugendärztinnen und -ärzte sowie der Impfzentren aus.

In Bremen wurde ein zentrales Kinderimpfzentrum für diese Altersgruppe eingerichtet, das ab Dienstag den Betrieb aufnimmt. Dort stehen Kinder– und Jugendärztinnen und -ärzte für die Beratung zur Verfügung, außerdem werden speziell für Kinder geeignete Info-Materialien erstellt. Mobile Impfangebote für Kinder sind aktuell nicht geplant.

In einigen Bundesländern, wie etwa in Mecklenburg-Vorpommern, sollen Kinder bis 11 Jahren vorrangig bei Kinderärztinnen und Kinderärzten geimpft werden.

Eine Expertengruppe aus Medizinern, Virologen und Kinderpsychologen hat in seiner Stellungnahme vom 19. Januar 2022 empfohlen, Kinder auch in Schulen zu impfen. Es gehe um ein niederschwelliges Impfangebot für Kinder und Jugendliche insbesondre aus sozial schwächeren Familien. Schließlich seien noch 90 bis 95 Prozent der unter Zwölfjährigen in Deutschland ungeimpft.

Was sagt die Stiko zur Corona-Impfung für Kinder für Kinder von 5 bis 11 Jahren?

Die Europäische Arzneimittelbehörde (Ema) hat am 25. November den Weg für Impfungen von Kindern mit dem Covid-19-Impfstoff von Biontech und Pfizer frei gemacht.

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt die Impfung zunächst nur bei Vorerkrankungen und für Kinder mit Kontakt zu Risikopatientinnen und Risikopatienten. Zur Begründung, warum es keine allgemeine Impfempfehlung für Fünf- bis Elfjährige geben soll, hieß es, dass die meisten Infektionen in dieser Altersgruppe asymptomatisch verliefen. Kinder ohne Vorerkrankungen hätten derzeit ein geringes Risiko für schweres Covid-19. Hinzu komme, dass das Risiko seltener Nebenwirkungen der Impfung auf Grund der eingeschränkten Datenlage für diese Altersgruppe derzeit nicht eingeschätzt werden könne. Die Datengrundlage für eine generelle Empfehlung ist im Augenblick aus Sicht der Stiko nicht gegeben, sagte Stiko-Chef Thomas Mertens der Deutschen Presse-Agentur. Der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, Thomas Fischbach, begrüßte die Entscheidung. Eine eingeschränkte Impfempfehlung für Kinder mit bestimmten chronischen Erkrankungen sei vernünftig, sagte er der „Rheinischen Post“.

Die Stiko wies aber darauf hin, dass gesunde Kinder trotzdem geimpft werden könnten, wenn das von Eltern und Kindern gewünscht wird. Das wäre auch so schon möglich, denn der niedriger dosierte Kinder-Impfstoff von Biontech ist bereits von der EU-Arzneimittelbehörde Ema zugelassen. Jedoch gelten die Impfempfehlungen der Stiko als medizinischer Standard und sind für viele Ärztinnen und Ärzte eine wichtige Richtschnur.

Der Chef-Virologe der Berliner Charité, Christian Drosten, zeigte sich froh über diese Entscheidung. Den ARD-„Tagesthemen“ sagte er, er könne „wirklich nur raten, die Kinder impfen zu lassen“, wegen des Schulbetriebs, aber auch wegen der eigenen Erkrankung.

In den USA etwa werden kleinere Kinder bereits seit November mit dem geringer dosierten Wirkstoff geimpft, nach Regierungsangaben haben bisher rund 2,6 Millionen Fünf- bis Elfjährige die erste Spritze bekommen. Die dortige Lage und der Gesundheitszustand der Kinder in den USA gelten aber nicht als 1:1 vergleichbar mit Deutschland.

Es gab schon länger Hinweise darauf, dass die Stiko die Impfung zunächst nur für Kinder mit bestimmten Vorerkrankungen und erkrankten Angehörigen ausdrücklich empfehlen könnte. Eine spätere Ausweitung auf alle Gruppen hatte es auch beim Impfen von 12- bis 17-Jährigen gegeben.

Wie wird eine Lehrer-Impfpflicht diskutiert?

Zunehmend heftig wird darüber diskutiert, ob Infektionen bei Minderjährigen durch eine Impfpflicht für pädagogisches Personal eingedämmt werden können. Die repräsentative Lehrkräfte-Umfrage „Das deutsche Schulbarometer“ vom September 2021 hatte ergeben, dass 95 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer geimpft sind. 65 Prozent der Befragten sprechen sich für eine Impfpflicht für Lehrkräfte und weiteres pädagogisches Personal an Schulen aus.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) wandte sich gegen eine Corona-Impfpflicht für einzelne Berufsgruppen.

Schulrechtsexperte Thomas Böhm erklärt im Interview mit dem Schulportal, unter welchen Umständen eine Impfpflicht juristisch überhaupt möglich wäre. „Eine Impfpflicht ist ein schwerwiegender Eingriff in Grundrechte und kann daher nur durch ein Gesetz erfolgen“, sagt Böhm.