Ukraine : Digitale Drehtür für geflüchtete Kinder und Jugendliche

Mit der „Digitalen Drehtür“ , einem Förderprojekt der Karg-Stiftung, können Schülerinnen und Schüler ihren eigenen Interessen und Talenten nachgehen. Zusammen mit ukrainischen Lehrkräften wird dies ab August auch den geflüchteten Kindern und Jugendlichen angeboten, die an deutschen Schulen lernen. Das Schulportal erklärt, wie das geht.

 

Dieser Inhalt wird im Rahmen einer gemeinsamen Initiative der Robert Bosch Stiftung und der Bertelsmann Stiftung bereitgestellt. >> Mehr erfahren

Im August soll es Online-Kurse der Digitalen Drehtür auch in ukrainischer Sprache geben.
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Welche Idee steckt hinter dem Drehtürmodell?

Das Drehtürmodell wurde für die Begabungsförderung von Schülerinnen und Schüler entwickelt. Die Idee ist, dass die Kinder und Jugendlichen tiefer in Themen einsteigen können, für die sie brennen. Für diese angeleiteten Kurse, Projekte und Selbstlernkurse, in denen sie mit Gleichgesinnten aus anderen Schulen, Bundesländern oder Staaten arbeiten, können sie zu festgelegten Zeiten den regulären Unterricht nach Stundenplan verlassen und anschließend wieder zurückkehren – wie durch eine Drehtür. Das Modell des selbstregulierten Lernens funktioniert mit analogen Veranstaltungen genauso wie mit digitalen Angeboten.

 Was ist die Digitale Drehtür?

Die Digitale Drehtür ist eine Bildungsinitiative verschiedener Landesinstitute, die sich während des Lockdowns 2020 gegründet hat. Die Plattform mit ihren Online-Angeboten für Schülerinnen und Schüler wird durch die Förderung der Karg-Stiftung ermöglicht. Angesiedelt ist die Digitale Drehtür an der Vernetzungsstelle Begabungsförderung Bremen (VBB) am Landesinstitut für Schule Bremen. Für die Klassenstufen 2 bis 13 haben Lehrkräfte digitale Projekte entwickelt, an denen die Kinder und Jugendlichen schul- und länderübergreifend gemeinsam lernen können. Die Angebote bedienen das forschende und projektorientierte Lernen in den fünf Kategorien: Sprache, Gesellschaft und Politik, MINT und Bildung für eine nachhaltige Entwicklung (BNE), Kunst und Kreativität sowie Persönlichkeitsentwicklung und Orientierung. Jeder digitale Kurs kann 15 bis 20 Kinder aufnehmen. Die bundesweit 100 Partnerschulen der Initiative haben dabei Vorrang. Nach Beendigung des Kurses können sich die beteiligten Kinder vernetzen und gemeinsam an ihren Projekten weiterarbeiten. Mittlerweile wurden 7.500 Kursplätze in 436 Kursangeboten vermittelt.

Wie kann das Konzept auf die Bedarfe von ukrainischen Schülerinnen und Schülern angepasst werden?

„Ukrainische Schülerinnen und Schüler kommen oft mit geringen Deutschkenntnissen und können dem Fachunterricht nur sehr eingeschränkt folgen. Das ist für viele unbefriedigend und demotivierend“, sagt Michaela Rastede, Gründerin der Bildungsinitiative. In digitalen Kursen, angeleitet durch ukrainische Pädagoginnen und Pädagogen, können sie ihren besonderen Interessen nachgehen und sich gleichzeitig mit anderen ukrainischen Kindern und Jugendlichen vernetzen, die sich für die gleichen Themen begeistern, sei es naturwissenschaftlich, sprachlich oder gesellschaftspolitisch. Die Initiative Digitale Drehtür wird im August eine Inspirationswoche mit zahlreichen ukrainischen Kursen anbieten. Ziel ist es, die ukrainischen Kurse auch langfristig zu etablieren. Michaela Rastede arbeitet auch in der Ukraine-Initiative der Robert Bosch Stiftung und der Bertelsmann Stiftung zur Unterstützung der Schulen mit.

Wer leitet die digitalen Kurse in ukrainischer Sprache an?

Die Kurse entstehen in Kooperation mit geflüchteten Pädagoginnen und Pädagogen aus der Ukraine. Auch Studierende oder Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an Universitäten können Kurse anbieten. Für die ukrainisch-sprachigen Angebote können sich die Kinder ca. drei Wochen vor Beginn anmelden. Die Kursleiterinnen und Kursleiter werden dafür entsprechend vorbereitet. Die Angebote in der Digitalen Drehtür folgen einem evaluierten pädagogischen Konzept, das stark auf handlungsorientiertes und selbstorganisiertes Lernen setzt. Welche Themen dabei angeboten werden, entscheiden die ukrainischen Lehrkräfte aufgrund ihrer Expertise und eigenen besonderen Interessen selbst. Entweder sie wählen einen schon in deutscher Sprache entwickelten Kurs oder sie konzipieren mithilfe des Teams der Digitalen Drehtür ein ganz neues Angebot. Dabei ist es völlig unwichtig, ob die Themen dem Lehrplan entsprechen oder nicht. Es soll inspirieren und motivieren.

Wie geht es jetzt weiter?

Die Kurse starten am 15. August und sollen im neuen Schuljahr möglichst fortgesetzt werden. Vorstellbar sind auch Kooperationen mit Lehrkräften an den Schulen vor Ort, die die ukrainische Sprache sprechen und nach Ende des Kurses mit den Kindern an den Projekten weiterarbeiten. Selbst nach ihrer Rückkehr in die Ukraine könnten sich die Kinder in ihrem Netzwerk weiter zu ihren Fragen austauschen. Um erst einmal möglichst viele ukrainisch-sprachige Kursleiterinnen und Kursleiter für die Digitale Drehtür zu gewinnen, einzuarbeiten und dann auch für die Kurse zu honorieren, ist die Initiative auf finanzielle Unterstützung angewiesen. Bundesländer, deren Kultusministerien das Angebot der Digitalen Drehtür ihren Schulen ermöglichen wollen, zahlen deshalb einen Kostenbeitrag. Bremen, Hessen, Saarland und Hamburg haben bereits einen Kooperationsvertrag unterzeichnet. Ziel ist es, die Digitale Drehtür zu einem bundesweiten Programm zu machen.

Wie können Schulen mitmachen?

Schulen können die ukrainischen Angebote grundsätzlich kostenlos nutzen. Wenn sie sich bei der Digitalen Drehtür als Partnerschule melden, können ihre Schülerinnen und Schüler exklusiv in der ersten Anmeldungsphase auf die Kurse zugreifen. Für alle anderen Schulen werden die noch offenen Kursplätze nach der Erstwahl geöffnet. Die Schülerinnen und Schüler in der Schule benötigen lediglich ein digitales Endgerät, Kopfhörer mit Sprachfunktion und eine relativ stabile Internetverbindung.