Buch-Tipps : Zehn spannende Jugendbücher

Chillen, Zocken, Freunde treffen – so sieht der Alltag für viele Jugendliche aus – wenn sie mal Zeit haben. Luft und Lust, ein Buch zu lesen, ist oft nicht drin. Das Schulportal hat hier Empfehlungen für Jugendbücher zusammengestellt, die junge Menschen zwischen 12 und 16 Jahren fesseln und vielleicht doch bewegen können, mal zum Buch zu greifen. Unter diesem Link finden Sie außerdem Buchempfehlungen für Kinder.

Jugendliche mit Buch auf einer Wiese
Im Sommer gibt es viele Orte, die sich zum Lesen eignen - man braucht nur das richtige Buch.
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Als ihre Mutter stirbt, will Lilly auf keinen Fall zu Pflegeeltern. Auf der Beerdigung hat die 13-Jährige ihre Tante Lena aus Jena kennengelernt, die einzige Schwester ihrer Mutter. Zu ihr will sie vor möglichen Pflegeeltern fliehen. Dass Jena in der DDR liegt, aus der ihre Mutter vor Lillys Geburt geflohen ist, stellt das Mädchen vor ungeahnte Schwierigkeiten. So ein Umzug von West nach Ost ist 1988 mit vielen Hindernissen verknüpft. Es gibt nicht nur bürokratische Hürden, Lilly muss auch persönliche Grenzen überwinden.

„Ein wunderbar spannend erzählter zeitgeschichtlicher (zuweilen märchenhafter) Jugendroman, der durch seine außergewöhnliche Handlung besticht”, lobt das Internetportal kinderundjugendmedien.de.

2005 nominierte die Jugendjury den Roman für Jugendliche ab 12 Jahren für den Deutschen Jugendliteraturpreis. Schon vor seinem Erscheinen wurde der Stoff von MDR und Arte verfilmt.


Die 13-jährige Lucie möchte so schnell wie möglich von zu Hause ausziehen und nach Berlin verschwinden. Denn ihre Mutter und ihr neuer Partner Michi gehen ihr gehörig auf den Zeiger. Die Situation hinnehmen, das ist so gar nicht Lucies Charakter, deshalb hat sie einen Plan: Mit einem Nebenjob möchte sie genug Geld für das Ticket in die Hauptstadt verdienen.

Als „Außenseiter mit erhobenem Haupt“ beschreibt die Autorin Dita Zipfel ihre Heldin im Nachwort des Romans. Lucie ist unerschrocken, hilfsbereit und fantasievoll. Ihre Geschichte macht Mut, anders zu sein und dieses Anderssein auch bei Freunden und Fremden zu akzeptieren. Die Illustratorin Rán Flygenring erweckt mit ihren Bildern den Wahnsinn im Roman zum Leben. Es ist keine Überraschung, dass „Wie der Wahnsinn mir die Welt erklärte“ 2020 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet wurde. Das Buch ist für Kinder ab 12 Jahren empfohlen.


Der 1,94 Meter große Adrian, dessen Charakter deutlich an Kay aus Andersens „Schneekönigin“ angelehnt ist, kämpft mit für ihn ungewohnten Gefühlen. Er leidet zwischen alter Freundschaft und neuer Liebe zu Stella. Zugleich lassen ihn Hass und Eifersucht in Gefühlskälte erstarren. Außerdem treibt ihn ein dunkles Geheimnis um, das er und Stella im Haus des Nachbarn vermuten.

Die Jury des Deutschen Jugendliteraturpreises, die den Roman 2015 als bestes Jugendbuch auszeichnete, lobte den „überaus kunstvollen” Umgang der Autorin mit Sprache und hob besonders die Entwicklung des Protagonisten hervor: „Mit ihm schafft Kreller (…) eine Identifikationsfigur für alle, die sich in der Pubertät vom Äußeren her als zu groß empfinden, innerlich aber noch ,Größe‘ entwickeln müssen.”

Das Chaos der Gefühle, das Adrian durchlebt, bis er sich neu sortiert, kann für Jugendliche ab 12 Jahren ein spannendes Thema sein.


Koumaïl weiß nicht genau, wer er ist und wo er herkommt. Mit seiner Ziehmutter Gloria ist er auf der Flucht, seit er denken kann. Alle Hoffnung setzt er auf eine Zukunft in Frankreich, seiner eigentlichen Heimat, wie Gloria sagt. Doch die Ziehmutter verliert er kurz vor dem Ziel. Als Koumaïl tatsächlich in Frankreich ankommt, ist er 12 und ganz allein.

Anne-Laure Bondoux stellt der Odyssee des Flüchtlingskindes die Erzählung des inzwischen 20-jährigen Blaise Fortune (ehemals Koumaïl) voran, der von Paris aus nach Georgien fliegt, um Gloria und seine wahren Wurzeln zu finden. „Erzählerisch stark, mit Spannung und Gefühl virtuos spielend zeigt Anne-Laure Bondoux ihren Lesern eine ihnen unbekannte Welt in aller Deutlichkeit, ohne in effekthaschende Drastik zu verfallen“, so die Jury des Deutschen Jugendliteraturpreises, die das Buch 2012 nominierte. Das Buch lädt Schülerinnen und Schüler ab 12 Jahren ein, sich in das Schicksal eines Flüchtlingskinds einzufühlen.


Autorin Kirsten Fuchs setzt in dieser so abenteuerlichen Geschichte voll auf Mädchenpower. Witzig, radikal und mit viel Gespür für die komplexe Gemütslage Heranwachsender lässt sie ihre sieben unterschiedlichen Heldinnen die Natur, einander und sich selbst entdecken.

„,Mädchenmeute‘ ist ein komplexes literarisches Werk mit großer erzählerischer Kraft in seiner Sprache und seinem Bildreichtum”, urteilte die Jury des Deutschen Jugendliteraturpreises, die den Roman 2016 auszeichnete.

Die spannende Aussteigergeschichte der sieben Jugendlichen, die sich in der Wildnis mit zahlreichen Geheimnissen und rätselhaften Verwicklungen herumschlagen müssen, und die fein ausgearbeiteten Charaktere bieten reichlich Diskussionsstoff für Schülerinnen und Schüler ab 13 Jahren. Und Lesespaß keineswegs nur für Mädchen, denn auch Jungen spielen eine wichtige Rolle.


Die Mitbewohnerinnen und Mitbewohner in der WG müssen sich zunächst an ein Leben mit dem kindlich naiven Simpel und seinem geliebten Stoffhasen gewöhnen. Simpels Anderssein ist anstrengend, nervt und verursacht Turbulenzen, erweist sich aber auch als erhellend. Das innige Verhältnis der beiden Brüder tut ein Übriges.

Die französische Autorin Marie-Aude Murail erzählt die tragikomische Geschichte der ungleichen Brüder witzig, warmherzig und von leichter Hand. Das ist Inklusion ohne Moralkeule, die auch junge Leserinnen und Leser ab 13 Jahren überzeugt.

2008 zeichnete die Jugendjury „Simpel” mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis aus. In Frankreich gibt es eine TV-Adaption des Buchs, und in Deutschland wurde der Stoff 2017 von Markus Goller unter gleichem Titel frei nach dem Roman als Roadmovie mit Frederick Lau und David Kross verfilmt.


Für viele ist es schwer, sie selbst zu sein. Zu oft spielt der eigenen Körper und das Aussehen eine wichtigere Rolle. Dabei werden die eigenen, inneren Werte fast gänzlich ignoriert. Doch zählen die am Ende nicht am meisten? Ist der Körper nicht nur eine Hülle, die das wahre Ich umgibt?
Der Autor David Levithan stellt sich in seinem Roman „Letztlich sind wir dem Universum egal“ genau diesen Fragen. „A“, eine körperlose Seele, wacht jeden Tag in einem anderen Körper auf. Die Seele will nicht auffallen und keine Spuren im Leben anderer hinterlassen, bis A Rhiannon kennenlernt und sich unsterblich in sie verliebt.
Das Buch „Letztlich sind wir dem Universum egal“, das im Original den Titel „Every day“ trägt, wurde durch seine tiefgründige Thematik mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Unter anderem gewann das Buch den LUCHS 2014 und den Leipziger Lesekompass 2015 und bekam eine Nominierung des Deutschen Jugendliteraturpreis 2015.
Der gleichnamige Film erschien 2018 in den deutschen Kinos. Der Film ist ab sechs Jahren freigegeben. Das Buch wird Jugendlichen ab 14 Jahren empfohlen.


Ein Häuschen am Meer, vielleicht ist eine Hängematte zwischen den Palmen gespannt, und natürlich strahlt die Sonne. Jeder Mensch hat einen Sehnsuchtsort. So auch Jana, mit dem Unterschied, dass sie in der Lage ist, ihre Traumwelt zum Leben zu erwecken. Jana ist Weltendesignerin: Ihre Arbeit ist es, alternative, virtuelle Welten zu erschaffen. Doch egal, wie viele Welten sie geschaffen hat – am liebsten träumt sie sich nach Kerrybrook, ihrem kleinen Ort am Meer, wo ein kühler Wind weht und die Wiesen grün sind. Denn in ihrem realen Leben ist es meistens so unerträglich heiß, dass selbst das Atmen schwerfällt. Als ein spektakuläres Verbrechen den Frieden in Kerrybrook stört, weiß Jana, dass sie alles tun muss, um ihre Welt zu retten.

Ursula Poznanski macht die Klimakrise in diesem spannenden Roman erlebbar. Ihre Protagonistin Jana flieht in die virtuelle Welt, um den Folgen der Erderwärmung zu entkommen. Als „Bester Roman“ wurde „Cryptos“ mit dem SERAPH 2021 ausgezeichnet. Der Jugend-Thriller wird für Leserinnen und Leser ab 14 Jahren empfohlen.


Die Hoffnung auf eine bessere Zukunft zerbricht für den elfjährigen Thulani, als ihm niemand hilft, den Totenschein seiner Mutter zu bekommen. Das Mädchen Lungile sieht keinen anderen Ausweg, als ihren Körper Lkw-Fahrern anzubieten, um ihrer kleinen Schwester Schuhe kaufen zu können. Denn ohne Totenschein oder Schuhe gibt es keinen Schulbesuch – und somit keine Zukunft. Das sind zwei der vier Geschichten in dem Buch „Es gibt Dinge, die kann man nicht erzählen“ von Kirsten Boie.

Es sind bedrückende Geschichten, die nachdenklich machen. Die Autorin hat sie für Jugendliche ab 14 Jahren geschrieben. Die ZEIT und Radio Bremen haben ihr dafür 2013 den „Luchs” verliehen.

Auch wenn die Namen geändert sind, seien ihr die Menschen in diesem Buch alle auf ihren Reisen durch das Königreich Swasiland, dem heutigen Eswatini, begegnet, schreibt Kirsten Boie in ihrem Nachwort. „Wenn die Geschichten traurig sind, kann ich es darum nicht ändern. Trauriger als die Wirklichkeit sind sie nicht.”


Mimi wächst in einer idyllischen Provinzstadt in Brandenburg kurz vor der Wende auf. Die Mutter steht hinter dem politischen System der DDR. Der Vater ist die meiste Zeit zu Hause. Mit dem Ende der DDR bekommt nicht nur das Leben der Familie ihre Risse. Auch Oliver verändert sich, genau wie die Gesellschaft um ihn herum. Der Mauerfall und die darauffolgenden gesellschaftlichen Umbrüche spalten die Familie und die Freundschaft der beiden. Oliver, der sich nur noch Hitler nennt, schließt sich rechtsradikalen Gruppen in der Stadt an und greift Andersdenkende an. Mimi ergreift mit dem zunehmenden Chaos die Flucht nach Berlin. Beide versuchen, getrennt voneinander ihren Platz neu zu finden.

Autobiographisch inspiriert erzählt Manja Präkels schonunglos direkt die Geschichte einer Gesellschaft, die nach dem Ende der DDR ihre Ordnung verliert. Das Buch bekam 2018 den Jugendliteraturpreis. „Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß“ wird für Jugendliche ab 15 Jahren empfohlen.

Welche Jugendbücher empfehlen Sie?

Mit welchen Büchern wecken Sie bei Jugendlichen die Lust am Lesen? Wir freuen uns über ihre Buch-Tipps! Schreiben Sie uns einen Kommentar – gern auch mit einer Kurzbeschreibung des Buches. Vielen Dank!

Wie sich die Lust am Lesen wecken lässt

  • „Ein gutes Kinderbuch soll in erster Linie unterhalten. Es muss Spaß machen, es selbst zu lesen oder dem Vorgelesenen zu folgen“, sagt Karin Vach, Professorin für Literarisches Lernen an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg und Vorsitzende der Jury für den Deutschen Jugendliteraturpreis, im Interview mit dem Schulportal.
  • Natürlich sind mit dem Inhalt von Kinder- und Jugendbüchern aber auch pädagogische Ziele verknüpft. „Es soll“, so Vach, „etwas über das Leben erzählen, neue Perspektiven eröffnen“. Aus Sicht der Expertin würden Geschichten aber an Attraktivität verlieren, wenn die pädagogische Intention offensichtlich ist.
  • Bei der Auswahl unserer Buchempfehlungen haben wir bewusst die „Klassiker“ ausgespart, weil sie ohnehin bekannt sind und längst Einzug in die Klassenzimmer gefunden haben. Wir haben uns stattdessen auf Bücher konzentriert, die in den vergangenen Jahren erschienen sind. Wir stellen Nominierte und Preisträger des Jugendliteraturpreises vor und haben uns auch an den Empfehlungen der Stiftung Lesen orientiert, in der Bücher auch nach Alter und Lesetyp der Zielgruppe gesucht werden können. Die Stiftung Lesen prämiert außerdem im Lesekompass Neuerscheinungen für Kinder im Vorschul- und Grundschulalter und stellt zu einigen dieser Titel Unterrichtsmaterial bereit.
  • Außerdem haben wir Sie auf unseren Social-Media-Kanälen gefragt, mit welchen Büchern Sie Ihre Schülerinnen und Schüler zum Lesen bringen und gute Erfahrungen im Unterricht gemacht haben. Vielen Dank für die zahlreichen Zuschriften!
  • Und schon mal vormerken: Am 18. November 2022 findet der nächste bundesweite Vorlesetag statt. Seit 2004 gibt es den Vorlesetag als gemeinsame Initiative von DIE ZEIT, Stiftung Lesen und Deutsche Bahn Stiftung. Ziel ist es, jedes Jahr am dritten Freitag im November Kinder und Erwachsene für die Bedeutung des Vorlesens zu begeistern.