Selbstlernzeit : Individuelles Lernen durch räumliche Vielfalt
An der Grundschule auf dem Süsteresch ist der Unterricht in eine „Selbstlernzeit“ und in eine „Trainingszeit“ eingeteilt. In der einen Phase arbeiten die Kinder interessengeleitet und selbstständig in Lernateliers, in der anderen trainieren sie im Klassenraum gemeinsam vorgegebene Inhalte.
Viel Raum für individuelles Lernen bietet die Grundschule auf dem Süsteresch. Hier steht den Lernenden während der Selbstlernzeit die ganze Schule zur Verfügung. Die thematischen Lernateliers sind Räume, die den individuellen Bedürfnissen der Kinder während des Schulalltags Rechnung tragen.
Das Konzept
Die Grundschule auf dem Süsteresch, im äußersten Südwesten Niedersachsens gelegen, versteht sich als eine Schule für alle – ungeachtet von Begabungen, Herkunft, oder Religion. Manche der Kinder erfassen den Stoff sehr schnell, andere benötigen mehr Zeit und Hilfe. Dennoch lernen alle gemeinsam und erfahren in ihren altershomogenen Klassen, dass jede und jeder einzelne für die Gruppe bedeutsam ist.
Damit das gemeinsame Lernen von Kindern mit und ohne sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf an der offenen Ganztagsgrundschule funktioniert, erfolgt der Unterricht binnendifferenziert, außerdem ist für einen ausgewogenen Wechsel von individualisierten und gemeinsamen Lernsituationen gesorgt. Allen Kindern wird Raum gegeben, um entsprechend ihrer individuellen Fähigkeiten, Neigungen und Interessen in ihrem eigenen Lerntempo voranzuschreiten, Arbeitsinhalte mitzubestimmen und positive Lernerfahrungen zu sammeln. Die angebotenen Arbeitsmaterialien ermöglichen unterschiedliche Zugänge zu den Inhalten sowie verschiedene Anforderungsniveaus.
Der Tag am Süsteresch beginnt mit einem offenen Anfang zwischen 7:30 Uhr und 7:50 Uhr. Die Schülerinnen und Schüler können sich entsprechend ihrer persönlichen Bedürfnisse auf den Schulmorgen einstimmen. Wer möchte, beginnt sofort mit seinem eigenen Lernprojekt. Wer noch keine Idee hat, kann sich von der Lehrkraft beraten lassen. Auf den offenen Anfang folgt eine Selbstlernzeit (SLZ) von 110 Minuten, während der die Kinder selbstständig arbeiten. Wie sie die Zeit nutzen, entscheiden sie selbst: Eine Geschichte schreiben oder einen Radiobeitrag aufzeichnen, am Computer arbeiten oder etwas konstruieren – die Möglichkeiten sind vielfältig. Um den individuellen Interessen gerecht zu werden, hat die Schule zusätzlich zu den Klassenräumen verschiedene Lernateliers eingerichtet. Diese dienen auch dem jahrgangsübergreifenden Austausch, der Begegnung oder als Rückzugsinseln. Insgesamt acht Lernateliers stehen zur Verfügung: Eine Bücherei, ein Forscherlabor, eine Druckerei, eine Küche, ein Musik- und Tanzraum, der Redaktionsraum des Schulradios und ein Bau- und Konstruktionsraum zum „kooperativen Mathematisieren“. Der Lichtblick – ein von Fenstern umrahmter Multifunktionsraum von 500 Quadratmetern Grundfläche – bildet das Herz der Schule und ermöglicht einen jahrgangsübergreifenden Austausch. Zusätzlich können kleinere Gruppenräume, der Computerraum, Flure und Klassenräume von den Schülerinnen und Schülern für individuelles Lernen genutzt werden. Am Ende der Selbstlernzeit stellen jeweils zwei Kinder ihre Arbeitsergebnisse in einem zwanzigminütigen Präsentationskreis vor. Diese Treffen sollen den Brückenschlag zwischen Individualisierung und Gemeinschaftlichkeit sicherstellen. Gleichzeitig dienen sie dazu, die Lernfreude hochzuhalten, Ideen für neue Projekte zu finden sowie Leistungen zu würdigen. Wertschätzung und Arbeitshaltung sind zentrale Bausteine dieser Phase. Danach begeben sich alle Schülerinnen und Schüler in die zehnminütige Hofpause. Im Anschluss treffen sich alle Kinder und alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Schule zu einer zehnminütigen Bewegungspause im Lichtblick, um dort zu einer, von wechselnden Schülergruppen vorbereiteten Choreographie, gemeinsam zu tanzen.
Die Bewegungspause bietet die Möglichkeit, die Konzentration vor dem zweiten Arbeitsblock noch einmal zu fokussieren. In der dann folgenden 40-minütigen Trainingszeit üben alle Kinder vorgegebene Inhalte wie z.B. das Einmaleins und Rechtschreibung oder bereiten sich auf anstehende Lernkontrollen vor. Anschließend erfolgt Unterricht nach dem vorgegebenen Curriculum. Kinder mit Förderbedarf erhalten parallel zur SLZ ein zusätzliches Training, das von Sonderpädagoginnen und Grundschulpädagogen im Team durchgeführt wird.