Selbstgesteuertes Lernen : In heterogenen Gruppen gemeinsam lernen
An der Freiherr-vom-Stein-Schule in Neumünster erfolgt der Unterricht in fächerverbindenden Projekten. Pädagogische Steuerinstrumente wie Logbücher und Kompetenzraster helfen den Schülerinnen und Schülern dabei, ihr Lernen selbst zu planen, durchzuführen und zu reflektieren.
Die Freiherr-vom-Stein-Schule Neumünster hat ein Lernsystem aufgebaut, das selbstorganisierten Lernprozesse in einem besonderen Maße ermöglichen kann.
Das Konzept
Wie können Schülerinnen und Schüler in heterogenen Gruppen gemeinsam lernen und dabei gut auf ein Leben im 21. Jahrhundert vorbereitet werden? Als Antwort auf diese Frage entschied sich die Freiherr-vom-Stein-Schule mit Einführung der Gemeinschaftsschulen in Schleswig-Holstein (2007) dafür, ein inklusives Lernsystem mit Fächer verbindenden Projekten zu entwickeln. Das Konzept basiert zu einem großen Teil auf selbstorganisiertem Lernen: die Schülerinnen und Schüler setzen sich mit Hilfe von pädagogischen Steuerinstrumenten eigene Lernziele, deren Umsetzung sie dann selbst organisieren und evaluieren. In der Unterstufe findet die Hälfte des Unterrichts in dieser Form statt, in der Mittelstufe zwei Drittel der Lernzeit. Die Einheiten werden im Kollegium von Fachteams gemeinsam geplant, die fächerverbindenden Lernumgebungen gemeinsam erstellt (Teamteaching). Auch die Leistungsbeurteilung in den Lerngruppen erfolgt stets parallel, so dass der Unterricht zu einer gemeinsamen Angelegenheit wird.
Die Steuerung des Lernprozesses übernehmen die Schülerinnen und Schüler soweit wie möglich selbst. Dabei helfen ihnen persönliche Logbücher, Advanced Organizer, Lernlandkarten, Kompetenzraster und Portfolios. Dies sind wichtige Instrumente, um systematische Planungs- und Reflexionsprozesse anzuleiten. Beispiel Kompetenzraster: Zum Oberthema „Krieg und Frieden“ gehören zum Beispiel die drei Säulen „Erster Weltkrieg“, „Zweiter Weltkrieg“ und „aktuelle Konflikte“. Jeder dieser Säulen sind Kompetenzraster zugeordnet, die so aufgebaut sind, dass der Schwierigkeitsgrad zunimmt und die Schülerinnen und Schüler anhand der abgebildeten Kompetenzen eigene Fragestellungen entwickeln können. Anhand der Advanced Organizer erfahren sie zunächst, was sie zu einem Thema lernen können. Anschließend planen sie ihren Lernprozess selbständig, indem sie zu Beginn jeder Woche eine Fragestellung formulieren, die sie in den folgenden Tagen bearbeiten möchten. Hinzu kommt ein tägliches Ziel, das im persönlichen Logbuch vermerkt wird. Am Ende jeder Projektphase präsentieren alle Schülerinnen und Schüler ihre Arbeitsergebnisse im Plenum. Mithilfe von Lernlandkarten visualisieren sie außerdem ihre persönlichen Fortschritte: Grün steht für bereits erworbene Kompetenzen, gelb für teilweise erlangte, rot für noch nicht erlernte.
Dem selbstgesteuerten Lernen entspricht auch eine veränderte Leistungsbeurteilung, die formativ, ressourcenorientiert und mit Elementen der Selbsteinschätzung angereichert ist. Die Bewertung der Arbeitsergebnisse erfolgt anhand von Kompetenzen, die hierarchisch in fünf Stufen strukturiert sind: Wissen, Verstehen, Anwenden, Analysieren und Reflektieren (Taxonomiestufen nach Bloom).
Hinzu kommen verschiedene strukturelle Veränderungen an der Schule. Dazu zählen die Abschaffung von altershomogenen Klassenverbänden zu Gunsten von gemischten Lerngruppen, die jeweils drei Jahrgänge umfassen (5 bis 7 und 8 bis 10); eine Veränderung des Arbeitsrhythmus mit verschiedener zeitlicher Taktung (30, 60 und 90 Minuten); eine Öffnung der Lernphasen (KULT, Lernzeit, MINT) und Binnendifferenzierung im Sinne einer inklusiven Schule mit Verzicht auf Integrationsklassen.
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Wir bedanken uns herzlich bei der Freiherr-vom-Stein-Schule Neumünster.
Die Schule gehört zum Preisträgernetzwerk des Deutschen Schulpreises, aus dem die Deutsche Schulakademie die Beispiele guter Praxis gewinnt.
Die Deutsche Schulakademie ermöglicht Hospitationen an Preisträgerschulen des Deutschen Schulpreises. Mehr Informationen zum Hospitationsprogramm finden Sie hier.