Konzept

Blended Learning : Schüler entwickeln digitale Lösungen für hybrides Lernen

An der Klax-Gemeinschaftsschule in Berlin haben die Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit den Lehrkräften Wege gefunden, wie sie den Unterricht während der Corona-Pandemie weiterführen und soziale Kontakte aufrechterhalten. Wichtigstes Instrument wurde die gemeinsame Lernplattform „Teams“. Die Schule konnte die Plattform so nutzen, dass die eingeübten Strukturen des selbstorganisierten Lernens auch im Lockdown erhalten blieben. Die Erfahrungen waren so positiv, dass die Schule nun einen Schulversuch für hybrides Lernen bei der Senatsverwaltung für Bildung beantragt hat.

Das Konzept

Die Klax-Gemeinschaftsschule setzt auf Projektarbeit und Partizipation. Dazu gehört auch, dass Schülerinnen und Schüler an der Schulentwicklung beteiligt sind. Durch diese Beteiligung konnte die Schule auch während der Corona-Pandemie den Unterricht und die Gemeinschaft auf Distanz aufrechterhalten und beim digitalen Lernen einen großen Schritt nach vorn machen.
Die Arbeit mit Laptops im Unterricht war bereits vor der Pandemie eine Selbstverständlichkeit. Eine Lernplattform jedoch war an der Schule zu Beginn der Pandemie noch nicht etabliert. Über eine Lernplattform eine Klasse zu führen, Lernstoff zu vermitteln und die soziale Gemeinschaft erlebbar zu machen war für die Lehrerinnen und Lehrer Neuland. Das Expertentum auf dem Gebiet, digitale Lösungen für Alltagsprobleme zu finden, lag eher bei den Schülerinnen und Schülern. Einige von ihnen gründeten eine IT-AG, die für alle Mitglieder der Schulgemeinschaft schnell zur Anlaufstelle bei technischen Problemen wurde. Die AG entwickelte Leitfäden und Anleitungen im Umgang mit den digitalen Tools.
Das kreative Lösen von Problemen hatten die Schülerinnen und Schüler in dem fächerübergreifenden und projektorientierten Unterricht gelernt – in der Krise konnten sie diese Kompetenz für die gesamte Schulgemeinschaft nutzen. Der Schule gelang es, nicht nur den Unterricht vollständig digital weiterzuführen, sondern auch, das gemeinschaftliche Schulleben mit Ferienkursen und einem digitalen Schulhof auf der Plattform abzubilden. Nur in den jüngeren Jahrgänge 1 bis 4 arbeiteten die Lehrkräfte mit Videos und Lernaufgaben per E-Mail.

Auch zu Hause beginnt der Schultag um 8 Uhr

Für die Jahrgänge 5 bis 13 wurde die Lernplattform „MS Teams“ eingerichtet. Über diese Plattform fand um 8 Uhr das tägliche Ritual, der Morgenkreis, statt. Wer sich nicht pünktlich dazugeschaltet hatte, wurde als „verspätet“ geführt. „Die Eltern sollten die Sicherheit haben, dass ihre Kinder jeden Morgen aufstehen und unter den Augen der Lehrkräfte lernen“, sagt Stephen Kelly von der Klax-Gemeinschaftsschule. Die Eltern konnten über „Teams“ nachvollziehen, wie unterrichtet wurde und wie das eigene Kind vorankam.
Die Lehrkräfte haben während der Schulschließung aus ihren Klassen- oder Fachräumen heraus mit den Schülerinnen und Schülern digital zusammengearbeitet. So konnten sie zum Beispiel ein Chemie-Experiment vorab aufzeichnen und der Klasse dann per Video zeigen.
Wie im Präsenzunterricht begann auch digital jede Unterrichtsstunde mit einer Instruktion, es folgten eine Selbstlernphase und dann eine Dokumentationsphase. Während der Schulschließungen lernten die Schülerinnen und Schüler, die Instruktionen in „Teams“ aufzuzeichnen, um sie jederzeit erneut abspielen zu können. In einem Aufgabentool hinterlegten die Lehrkräfte die Aufgaben und Materialien für die Selbstlernphase. In diesem Tool konnten sie auch genau verfolgen, welche Aufgaben die Schülerinnen und Schüler gerade erledigen und wo sie Hilfe benötigten. Bei Bedarf gab es Einzelcoaching oder Arbeitsgruppen, in denen stärkere Schülerinnen und Schüler die schwächeren unterstützen. Die Kinder und Jugendlichen wurden dadurch auch im Lockdown „gesehen“ und individuell gefördert.
Bei der Selbstorganisation der Schülerinnen und Schüler helfen in der Klax-Pädagogik das „Logbuch“ und das „Portfolio“. Das „Logbuch“ ist eine tägliche Planungs- und Organisationshilfe, das „Portfolio“ ist eine Sammlung ausgewählter Dokumente, um den eigenen Zuwachs an Wissen und die erworbenen Kompetenzen bewusst zu verfolgen. Fotos und Filmaufnahmen sind wesentliche Bestandteile der Dokumentation. Diese beiden erprobten Instrumente wurden mit dem Lockdown ins Digitale übertragen.

Schülerinnen und Schüler entwickeln Konzepte für hybrides Lernen weiter

Neben dem Vollzeit-Fernunterricht hat die Schule weitere Funktionen der Plattform für das Gemeinschaftsleben genutzt. Es gab eine Art „Schwarzes Brett“ mit Gesuchen und Angeboten von Schülerinnen und Schülern, das die Kommunikation auf dem Schulhof ersetzte. In den Ferien wurden per Video Freizeitaktivitäten wie „Kochen“ oder „Jonglieren“ angeboten. Die Lehrkräfte nutzten „Teams“, um sich gegenseitig Kurzlehrgänge in verschiedenen Anwendungen zu geben.
Die Schülerinnen und Schüler haben sich im sogenannten „Maker-Space“ mit unterschiedlichen Projekten und Ideen an dem Konzept beteiligt. Sie entwarfen beispielsweise Abstandswarngeräte für den Empfang. Kommt man diesem zu nahe, ertönt ein lautes Signal. Eine weitere Arbeitsgruppe von Schülerinnen und Schülern hat Regeln für die Handynutzung im Unterricht entwickelt. Mittlerweile gibt es mehrere AGs, die sich mit hybrider Lehre beschäftigen. Neben den Schülerinnen und Schülern arbeiten in den Arbeitsgemeinschaften auch Lehrkräfte mit. Ziel ist es, dauerhaft Phasen des „Homeschooling“ zu ermöglichen. Die Schule hat deshalb den Antrag für einen Schulversuch „New Learning“ bei der Schulbehörde eingereicht.

Präsentation des Konzepts beim Digitalen Impuls der Deutschen Schulakademie

Die Klax-Gemeinschaftsschule ist für den Deutschen Schulpreis 20|21 Spezial nominiert. Mit dem Deutschen Schulpreis 20|21 Spezial zeichnen die Robert Bosch Stiftung und die Heidehof Stiftung zukunftsweisende Konzepte aus, die Schulen in der Corona-Krise entwickelt oder weiterentwickelt haben und die das Potenzial haben, das Lernen und Lehren langfristig zu verbessern. Alle Konzepte der Bewerberschulen sehen Sie hier.