Portfolio : Dialogische Form der Leistungsbeurteilung
An der Anne-Frank-Schule basiert das Beurteilungssystem auf einer Kombination aus Portfolioarbeit und Lernentwicklungsgesprächen. Für die individuelle Lernentwicklung der Schülerinnen und Schüler bringt dieses Beurteilungssystem vielfältige Vorteile mit sich.
An der Anne-Frank-Schule gestalten die Schülerinnen und Schüler ihren Lernweg selbst – mithilfe von Portfolios.
Das Konzept
Die Anne-Frank-Schule Bargteheide hat sich zum Ziel gesetzt, die Beurteilungskultur an der Schule möglichst lernförderlich auszurichten. Die Schülerinnen und Schüler sollen lernen, die Verantwortung für ihren Lernprozess zu übernehmen und dafür die die eigenen Leistungen zu reflektieren. Um dies zu ermöglichen, verzichtet die Schule auf Noten, schriftliche Zeugnisse und einseitige Fremdbeurteilung durch die Lehrkräfte. Stattdessen werden die Kinder und Jugendlichen an der Evaluation ihrer eigenen Leistungen beteiligt, indem in den Klassenstufen 5 bis 7 sogenannte Portfoliogespräche unter Beteiligung der Schülerinnen und Schüler, Eltern und Lehrkräfte stattfinden. Gesprächsgrundlage ist dabei das von ihnen selbst erstellte und kontinuierlich geführte Portfolio, eine Sammlung aussagekräftiger Dokumente aus allen Fächern. Dies können Klassenarbeiten und Tests sein, aber auch Produkte aus eigener Forschungsarbeit, ein Objekt aus dem Kunstunterricht oder ähnliches. Ein Portfolio ist Ausdruck der Wertschätzung für den Lernprozess und orientiert sich an der individuellen Bezugsnorm und den Stärken einer Schülerin oder eines Schülers.
In einem offenen Austausch über die Lernleistungen, eventuelle Schwierigkeiten und sich daraus ergebende Konsequenzen erfahren die Schülerinnen und Schüler, dass sie die Akteure ihres eigenen Lernprozesses sind. Jedes Gespräch wird durch eine Lernvereinbarung dokumentiert, in der nicht nur neue Lernziele festgehalten werden, sondern auch, welche Unterstützung sich die Schülerin/der Schüler dabei von den Lehrkräften und Eltern wünscht. Die Umsetzung der Lernvereinbarung ist genauso Teil des Portfolios wie die Lernprodukte aus dem Unterricht des sich anschließenden Schulhalbjahrs. In den Klassenstufen 8 bis 10 gibt es an der Schule aus rechtlichen Gründen weiterhin Noten, aber zusätzlich weiterhin Portfolios.
Was sagt die Wissenschaft zu Portfolios?
Seit vielen Jahren befasst sich Thomas Häcker, Professor für Schulpädagogik an der Universität Rostock, mit dem Thema Portfolioarbeit. Für das Schulportal beschreibt er, welche Potenziale im Portfolio stecken und zu welch erstaunlichen Ergebnissen diese Art der Leistungsdarstellung führen kann.
Ein Gastbeitrag zum Hören
- Thomas Häcker ist Professor für Schulpädagogik an der Universität Rostock, wo er von 2008 bis 2012 als Gründungsdirektor das Zentrum für Lehrerbildung und Bildungsforschung der Universität Rostock (ZLB) leitete. Zuvor war er Leiter des Instituts für Pädagogische Professionalität und Schulkultur (IPS) an der Pädagogischen Hochschule in Luzern.
- Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die Portfolioarbeit, alternative Formen der Leistungsbeurteilung, die reflektierende Professionalisierung von Lehrpersonen, inklusives Lernen in heterogenen Lerngruppen sowie Fragen der Ethik in pädagogischen Beziehungen.
- Thomas Häcker Ist Mitglied in der Jury für den Deutschen Schulpreis.