Konzept

Portfolio : Dialogische Form der Leistungs­beurteilung

An der Anne-Frank-Schule basiert das Beurteilungs­system auf einer Kombination aus Portfolio­arbeit und Lern­entwicklungs­gesprächen. Für die individuelle Lern­entwicklung der Schülerinnen und Schüler bringt dieses Beurteilungs­system viel­fältige Vorteile mit sich.

An der Anne-Frank-Schule gestalten die Schülerinnen und Schüler ihren Lernweg selbst – mithilfe von Portfolios.

Das Konzept

Die Anne-Frank-Schule Bargteheide hat sich zum Ziel gesetzt, die Beurteilungs­kultur an der Schule möglichst lern­förderlich aus­zu­richten. Die Schülerinnen und Schüler sollen lernen, die Verantwortung für ihren Lern­prozess zu über­nehmen und dafür die die eigenen Leistungen zu reflektieren. Um dies zu ermöglichen, verzichtet die Schule auf Noten, schriftliche Zeugnisse und einseitige Fremd­beurteilung durch die Lehr­kräfte. Statt­dessen werden die Kinder und Jugendlichen an der Evaluation ihrer eigenen Leistungen beteiligt, indem in den Klassen­stufen 5 bis 7 sogenannte Portfolio­gespräche unter Beteiligung der Schülerinnen und Schüler, Eltern und Lehr­kräfte stattfinden. Gesprächs­grund­lage ist dabei das von ihnen selbst erstellte und kontinuierlich geführte Portfolio, eine Sammlung aus­sage­kräftiger Dokumente aus allen Fächern. Dies können Klassen­arbeiten und Tests sein, aber auch Produkte aus eigener Forschungs­arbeit, ein Objekt aus dem Kunst­unterricht oder ähnliches. Ein Portfolio ist Ausdruck der Wert­schätzung für den Lern­prozess und orientiert sich an der individuellen Bezugs­norm und den Stärken einer Schülerin oder eines Schülers.

Wir haben gemerkt, dass wir mit Kompetenz­rastern und Noten nicht weiter­kommen. Bei der Arbeit mit Portfolios steht die Schülerin im Mittel­punkt des Lern­prozesses und lernt dabei, den eigenen Lernweg selbst zu gestalten.
Marcel Fell, Schulleiter

In einem offenen Austausch über die Lernleistungen, eventuelle Schwierig­keiten und sich daraus ergebende Konsequenzen erfahren die Schülerinnen und Schüler, dass sie die Akteure ihres eigenen Lern­prozesses sind. Jedes Gespräch wird durch eine Lern­vereinbarung dokumentiert, in der nicht nur neue Lern­ziele fest­gehalten werden, sondern auch, welche Unter­stützung sich die Schülerin/der Schüler dabei von den Lehr­kräften und Eltern wünscht. Die Umsetzung der Lern­vereinbarung ist genauso Teil des Portfolios wie die Lern­produkte aus dem Unterricht des sich anschließenden Schul­halb­jahrs. In den Klassen­stufen 8 bis 10 gibt es an der Schule aus rechtlichen Gründen weiterhin Noten, aber zusätzlich weiter­hin Portfolios.

Was sagt die Wissenschaft zu Portfolios?

Seit vielen Jahren befasst sich Thomas Häcker, Professor für Schulpädagogik an der Universität Rostock, mit dem Thema Portfolioarbeit. Für das Schulportal beschreibt er, welche Potenziale im Portfolio stecken und zu welch erstaunlichen Ergebnissen diese Art der Leistungsdarstellung führen kann.

Ein Gastbeitrag zum Hören

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Thomas Häcker
Thomas Häcker, Professor für Erziehungswissenschaft unter besonderer Berücksichtigung der Schulpädagogik und empirischen Bildungsforschung an der Universität Rostock
©Michael Fuchs
  • Thomas Häcker ist Professor für Schulpädagogik an der Universität Rostock, wo er von 2008 bis 2012 als Gründungsdirektor das Zentrum für Lehrerbildung und Bildungsforschung der Universität Rostock (ZLB) leitete. Zuvor war er Leiter des Instituts für Pädagogische Professionalität und Schulkultur (IPS) an der Pädagogischen Hochschule in Luzern.
  • Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die Portfolioarbeit, alternative Formen der Leistungsbeurteilung, die reflektierende Professionalisierung von Lehrpersonen, inklusives Lernen in heterogenen Lerngruppen sowie Fragen der Ethik in pädagogischen Beziehungen.
  • Thomas Häcker Ist Mitglied in der Jury für den Deutschen Schulpreis.
Die Schülerinnen und Schüler trainieren ab Klasse 5 im Unterricht ihre Selbstreflexions- und Selbstbeurteilungskompetenz.
Die Schülerinnen und Schüler trainieren ab Klasse 5 im Unterricht ihre Selbst­reflexions- und Selbst­beurteilungs­kompetenz.
©Lars Rettberg (Die Deutsche Schulakademie)
Auch während des Unterrichts findet ein Dialog über mögliche Inhalte für das Portfolio statt.
Auch während des Unterrichts findet ein Dialog über mögliche Inhalte für das Portfolio statt.
©Lars Rettberg (Die Deutsche Schulakademie)
Lernen sichtbar machen: Die Schülerinnen und Schüler tauschen sich in ihren Tischgruppen über ihre Lernziele und Produkte für ihr Portfolio aus.
Lernen sichtbar machen: Die Schülerinnen und Schüler tauschen sich in ihren Tisch­gruppen über ihre Lern­ziele und Produkte für ihr Portfolio aus.
©Lars Rettberg (Die Deutsche Schulakademie)
Nach einem Vortrag reflektieren die Schüler ihre Leistung im Dialog mit ihrer Lehrkraft und beziehen das Feedback ihrer Mitschülerinnen ein.
Nach einem Vortrag reflektieren die Schüler ihre Leistung im Dialog mit ihrer Lehrkraft und beziehen das Feedback ihrer Mit­schülerinnen ein.
©Lars Rettberg (Die Deutsche Schulakademie)
Die Schülerinnen und Schüler proben ihre Portfolio-Präsentation und geben sich gegenseitig Feedback.
Die Schülerinnen und Schüler proben ihre Portfolio-Präsentation und geben sich gegen­seitig Feedback.
©Lars Rettberg (Die Deutsche Schulakademie)
Jeweils zum Halbjahresende finden 30-minütige Lernentwicklungsgespräche statt, in denen die Schülerinnen und Schüler ihre Portfolios vorstellen.
Jeweils zum Halb­jahres­ende finden 30-minütige Lern­entwicklungs­gespräche statt, in denen die Schülerinnen und Schüler ihre Portfolios vorstellen.
©Lars Rettberg (Die Deutsche Schulakademie)

Wir bedanken uns herzlich bei der Anne-Frank-Schule Bargteheide.
Die Schule gehört zum Preis­­träger­­netz­­werk des Deutschen Schul­preises.