Persönliche Lernarrangements : Im Gasthaus des Lernens
Mit der individuell passenden Balance zwischen Struktur und Freiheit schafft die Sophie-Scholl-Schule eine Lernumgebung, die inspiriert und persönliche Erfolge ermöglicht.
Bei den persönlichen Lernarrangements erfolgt das Lernen nicht nach Fächern, sondern nach Themenfeldern, die Fragestellungen aus verschiedenen Lernbereichen beinhalten.
Das Konzept
Die Sophie-Scholl-Schule ist Teil der Alpenklinik Santa Maria und liegt auf 1200 Metern Höhe in Oberjoch im Allgäu. Sie wird von chronisch kranken Kindern und Jugendlichen besucht, die sich aufgrund von Asthma, Neurodermitis, Adipositas oder anderen Beschwerden für etwa sechs bis acht Wochen in der Klinik aufhalten. Die Schülerinnen und Schüler kommen aus verschiedenen Bundesländern und unterschiedlichen Schulformen. Viele von ihnen haben – bedingt durch ihre Erkrankungen – große Lücken in ihrer Lernentwicklung. Manche haben auch die Freude am Lernen verloren oder zeigen Symptome von Schulverweigerung. Daher geht es für diese Schülerinnen und Schüler häufig erst einmal darum, mit ihren eigenen Interessen und Möglichkeiten in Kontakt zu kommen und das Lernen zu lernen.
Die externen Erwartungen an die Sophie-Scholl-Schule sind hoch: Lehrkräfte an den Heimatschulen, Eltern und oft auch die Schülerinnen und Schüler gehen oft davon aus, dass vorhandene Lücken in Oberjoch geschlossen und gleichzeitig neue Lerninhalte gelernt werden. Die Lehrkräfte an der Sophie-Scholl-Schule setzen bereits seit Jahren darauf, dass diese Ziele nicht durch klassischen (Frontal-)
In jahrgangs- und schulformgemischten Lerngruppen mit bis zu 16 Schülerinnen und Schülern sollen nachhaltige Lernprozesse bei jeder und jedem (wieder) in Gang gesetzt werden. Dafür nutzen die Lehrkräfte individuelle Lernarrangements, aber auch vielfältige gemeinsame Arbeitsphasen. Das Kollegium ist davon überzeugt, dass Lernen am besten im Zusammenspiel von offenen und geschlossenen Lernformen gelingt: Vollkommene Freiheit kann leicht zu Überforderung und Orientierungslosigkeit führen. Zu enge Vorgaben hemmen dagegen oft sowohl die Motivation und Kreativität der Schülerinnen und Schüler als auch ihr Potential, eigene Zugänge zu Lerninhalten zu entdecken. Dabei braucht jede Schülerin und jeder Schüler ein unterschiedliches Maß an Strukturierung und Freiheit Die Kunst der Lehrperson liegt darin, auf Grundlage genauer Beobachtung und einer guten professionellen Beziehung zu den Schülerinnen und Schülern herauszufinden, was jede und jeder Einzelne an Unterstützung benötigt, um im Lernprozess voranzukommen. Um sowohl den Anforderungen des Lehrplans, als auch den persönlichen Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler zu entsprechen, greifen die Lehrkräfte flexibel auf eine Vielfalt von Lerninhalten, Lernmethoden sowie Lernsettings mit unterschiedlichen Formen der Anerkennung von Leistung zurück.
Die Schülerinnen und Schüler erarbeiten sich die Inhalte selbst und werden dabei von den Lehrkräften begleitet und unterstützt. Das Lernen erfolgt nicht nach Fächern, sondern nach Themenfeldern, die Fragestellungen aus verschiedenen Lernbereichen beinhalten. Diese orientieren sich an der Lebenswirklichkeit der Schülerinnen und Schüler und wecken dadurch ihr Interesse. Es hat sich gezeigt, dass praktisches Arbeiten mit den Händen, aber auch die selbständige Tätigkeit mit ansprechenden Materialien hervorragende Voraussetzungen für gute Lernergebnisse bieten.
Die Erfahrung, das angeeignete Wissen auch außerhalb der Schule anwenden zu können, motiviert die Schülerinnen und Schüler dazu, über den Seitenrand des Schulbuchs hinaus zu lesen und sich neue Horizonte zu erschließen.
Wir bedanken uns herzlich bei der Sophie-Scholl-Schule.
Die Schule gehört zum Preisträgernetzwerk des Deutschen Schulpreises, aus dem die Deutsche Schulakademie die Beispiele guter Praxis gewinnt.
Die Deutsche Schulakademie ermöglicht Hospitationen an Preisträgerschulen des Deutschen Schulpreises. Mehr Informationen zum Hospitationsprogramm finden Sie hier.