Neue Lernstrukturen : Raum und Zeit gestalten
Die Lehrkräfte der Montessori-Oberschule Potsdam beobachten das Verhalten der Kinder und Jugendlichen und schließen daraus auf deren Bedürfnisse in Unterricht und Schulalltag. Dementsprechend sind die Räume gestaltet, ausgestattet oder auch leer. Verschiedene Formen des gemeinsamen und individuellen Lernens werden so möglich.
Vom Zeitraster zur eigenen Zeit, von Klassenräumen zu offen Räumen.
Das Konzept
Das Konzept hat seine Grundlagen in der Pädagogik Maria Montessoris, das Kind bzw. den Jugendlichen als ganze Persönlichkeit mit allen Besonderheiten wahrzunehmen, zu respektieren und jedem das Lernen nach seiner Art zu ermöglichen. Dabei wird die Gemeinschaft, die für jeden wichtig ist, nicht aus dem Auge verloren.
Auf dieser Basis entwickelt die Montessori-Oberschule Potsdam Konzepte für ihre Lern- und Pausenräume, die an die Bedürfnisse jeder Altersstufe angepasst sind. So lernen die Kinder der Grundschule in Räumen mit Montessori-Materialien, die nach einem bestimmten Muster angeordnet sind. Dazu gehört der runde Teppich, auf dem gemeinsame Gespräche oder Darbietungen stattfinden und gearbeitet wird. Alle Arbeitsmaterialien haben ihren festen Platz und müssen nach Benutzung dorthin zurückgelegt werden. Die Flure und der Hof sind ebenfalls Arbeitsbereiche. Draußen bewegen sich die Kinder in naturbelassenem Terrain, beobachten, experimentieren, ruhen sich aus oder spielen. Sie kümmern sich um den Garten und pflegen die Tiere. Die Klassenstufen 1 bis 3 halten sich ausschließlich auf dem Schulgelände auf Die Klassenstufen 4 bis 6 gehen auch auf Reisen innerhalb Brandenburgs oder in andere Bundesländer.
Die 12- bis 14-Jährigen brauchen mehr Platz in ihren Räumen, die bewusst karg gestaltet sind, um Raum zu lassen für das, was von den Jugendlichen selbst entwickelt wird. Arbeits- und Dokumentationsflächen sowie Sitzmöbel sind flexibel einsetzbar. Die Hälfte der Zeit verbringen die Schülerinnen und Schüler auf dem Gelände der Jugendschule am Schlänitzsee, wo sie an konkreten Projekten in der Natur arbeiten.
Die 14 bis 16-Jährigen kehren in anregend gestaltete Räume zurück, in denen sie sich in kleineren Projektgruppen treffen und Platz ist für die Ausstellung der Arbeitsergebnisse. Von hier aus starten die Jugendlichen in die nähere und fernere Umgebung – auch ins Ausland –, um ihre Vorhaben zu realisieren.
Die Schule als eine Art osmotischer Raum: Kommen und Gehen, raus und wieder rein. Das gilt für die Schülerinnen und Schüler genauso wie für die Lehrkräfte, Experten, Gäste und Eltern.
Das Konzept umfasst nicht nur die Komponente Raum, sondern auch die Komponente Zeit. In den Klassenstufen 1 bis 6 haben die Kinder täglich bis 14:30 Uhr Unterricht, Hausaufgaben gibt es nicht. Die Schülerinnen und Schüler haben jeden Morgen einen Drei-Stunden-Block zur individuellen Freiarbeit zur Verfügung. In den sogenannten „Darbietungen“ erläutern die Lehrkräfte einzelnen Kindern, Kleingruppen oder manchmal auch der ganzen Lerngruppe neue Unterrichtsinhalte. Die älteren Schülerinnen und Schüler haben bis spätestens 15:30 Uhr Unterricht in 90-Minuten-Blöcken. Die Mittagspause ist mit 85 Minuten relativ lang, um zu gewährleisten, dass jede Schülerin und jeder Schüler in Ruhe essen kann.