Mit vereinten Kräften : Netzwerkarbeit im ländlichen Raum
Im hessischen Mengerskirchen initiierten die Lehrkräfte der Grundschule ein kommunales Netzwerk, das Familien im ländlichen Raum auf vielfältige Art und Weise unterstützt.
Ziel des Bildungsforums Mengerskirchen ist es, mit vereinten Kräften alle Kinder und Jugendlichen der Region bestmöglich zu fördern und auf ihrem Weg zu begleiten.
Das Konzept
Die Franz-Leuninger-Schule ist eine inklusive, im Ganztag betriebene Grundschule am Rande des hessischen Westerwaldes und wird von Kindern aus den fünf zur Gemeinde Mengerskirchen gehörenden Ortschaften besucht.
Getreu dem Motto „Stärken stärken, Schwächen schwächen“ versucht die Schule, jeder Schülerin und jedem Schüler gerecht zu werden – auch solchen mit Behinderungen oder mit einer Hochbegabung. Dabei hilft ein kommunales Netzwerk, das Bildungsforum Mengerskirchen (BFM). Dieses ist auf Initiative der Schule entstanden, die sich bis heute als Herz und Motor des Netzwerks im ländlichen Raum versteht. Das BFM ist ein offener Zusammenschluss von Institutionen und Personen, die an der Erziehung und Bildung von Kindern vor Ort beteiligt sind. Die Akteure verstehen sich als Team, kennen sich gut und wissen um die jeweiligen Ressourcen und Arbeitsschwerpunkte. Wechselseitige Unterstützung und Hilfe können so zu jeder Zeit abgerufen werden.
Die Schulleiterin der Franz-Leuninger-Schule ist Sprecherin und Hauptverantwortliche des kommunalen Netzwerkes. Weitere Mitglieder sind Vertreterinnen und Vertreter der Krippen und Kitas, der weiterführenden Schule, der Kommune, der Kirchengemeinde, des Familienzentrums, der Vereine, der heimischen Wirtschaft und ansässige Therapeuten. Die Anzahl der Mitglieder ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen.
Getreu dem afrikanischen Sprichwort „Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen“, wirken alle gemeinsam mit zum Wohle der Kinder. Ziel ist es, dass jedes Kind die besten Entwicklungschancen erhält und niemand wegen seiner Herkunft abgehängt oder wegen seines Handicaps ausgeschlossen wird. Auch Kinder mit Migrationshintergrund und Fluchterfahrung sollen integriert werden. Die Eltern werden dabei als Partner gesehen und aktiv eingebunden.
Wenn Kinder in manchen Bereichen Schwierigkeiten haben, greift ein individuelles Förderkonzept. Um dies professionell aufzustellen, gehören neben 22 Lehrkräften auch eine Erzieherin und eine Sozialpädagogin zum Team der Schule. Hinzu kommen eine Psychologin, eine Ergotherapeutin und eine Logopädin, die ebenfalls dem Netzwerk angehören. Steht der Übergang in die weiterführende Schule an, kommen alle Personen, die mit dem Kind arbeiten und es gut kennen, zu einem Gespräch zusammen. Das können neben den Eltern, Lehrkräften und Erzieherinnen zum Beispiel auch Sozialpädagogen, Psychologinnen und Therapeuten sein.
Die Unterstützung für die Familien setzt jedoch bereits weitaus früher an. So wird jedes Kind mit seiner Geburt offiziell von der Kommune begrüßt. Die Eltern erhalten bei Bedarf Unterstützung durch verschiedene Ansprechpartnerinnen, die bei Problemen bereitstehen. So gibt es z.B. für Arztbesuche einen Fahrdienst, eine Ehrenamtsbörse bietet ihre Dienste an, ein Härtefond hilft bei finanziellen Schwierigkeiten. Alle zur Kommune gehörenden Kitas haben jeweils eine Gruppe für Vorschulkinder eingerichtet. Die so genannten „Schulschlümpfe“ besuchen einmal die Woche die Grundschule, essen dort zu Mittag und lernen dabei die Räumlichkeiten und die Lehrkräfte kennen.
Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema
Im Forschungsmonitor Schule werden wissenschaftliche Studien für Schulpraktikerinnen und Schulpraktiker knapp zusammengefasst und kommentiert.
Ausgewählte Studienrezension zum Thema Netzwerkarbeit: