Selbstorganisiertes Lernen : Lernplan, Lernbüro und Logbuch im virtuellen Raum
Der Städtischen Gesamtschule Münster-Mitte gelang es im ersten Lockdown, ihr Konzept des eigenverantwortlichen Lernens in den digitalen Raum zu überführen und dort weiterzuentwickeln. Wichtige Bausteine sind die individuellen Lernpläne, Logbücher und Lernbüros. Die Schule hat sich auf ein einheitliches Vorgehen im Distanzunterricht und im Wechselunterricht verständigt. Dadurch verändert sich das Lernen an der Schule auch langfristig.
Das Konzept
Mit ihrem Konzept des selbstgesteuerten Lernens konnte die Städtische Gesamtschule Münster-Mitte im Distanzunterricht auf eine gute Basis zurückgreifen, denn alle Unterrichtsmaterialien sind seit Jahren gemeinsam von den Lehrkräften differenziert erstellt und digital verfügbar. Eine Basis, die allerdings an eine völlig neue Situation angepasst werden musste.
Im Lockdown entschied die Schule, die vorhandene Tagesstruktur auch im Distanzlernen aufrechtzuerhalten. Dazu gehören virtuelle Klassenratsstunden, in denen die Woche geplant und besprochen wird, Unterrichtsstunden in Form von Videokonferenzen und freie Lernzeiten in digitalen Lernbüros.
Lernpläne:
In individuellen Lern- und Projektplänen werden für jede Schülerin und für jeden Schüler Wochenziele vereinbart und Arbeitsprozesse strukturiert. Die Pläne sind so angelegt, dass die Schülerinnen und Schüler nach gemeinsamen Einführungsstunden selbstständig an den Zielen arbeiten können. Die Lehrkräfte laden die Lernpläne und Aufgaben in die Aufgabenmodule der Lernplattform hoch. Durch Erklärvideos und andere unterstützende Module können die Inhalte vertieft werden. Mit Hilfe der digital eingestellten Lösungen in den Lernplänen können die Schülerinnen und Schüler sich selbst überprüfen.
Lernbüros:
In den Lernbüros arbeiten die Schülerinnen und Schüler selbstständig an ihren Lernplänen, in Räumen, wo auch eine Fachlehrkraft ansprechbar ist. Im Lockdown steht in den Lernbüro-Zeiten für das freie Arbeiten nun digital eine Lehrkraft bereit, die bei Bedarf Fragen beantworten kann; gleichzeitig können sich die Schülerinnen und Schüler über die Aufgaben austauschen. Alle Klassen und Vierer-Tischgruppen, in denen die Kinder oft gemeinsam arbeiten, erhalten eigene Video-Chatgruppen. Die gewohnten kooperativen Arbeitsformen finden nun in digitalen Breakout-Sessions, in denen sich Kleingruppen zusammenfinden, statt. Zu ihren Arbeitsergebnissen erhalten sie von der Lehrkraft ein lernförderliches Feedback über verschiedene Kommunikationskanäle.
Logbücher:
In ihren persönlichen Logbüchern tragen die Schülerinnen und Schüler täglich ein, was sie in welchem Fach gelernt haben und was sie sich als nächstes vornehmen. Während der Corona-Pandemie wurde das Logbuch als Reflexions-, Dokumentations- und Planungsinstrument in ein digitales Format übertragen. Was zunächst als eine Strukturhilfe für das Lernen in der Schule gedacht war, musste nun erweitert und angepasst werden, so dass es auch außerhalb der Schule als sinnvolles Instrument des selbstgesteuerten Lernens erfahrbar wird. Über das Logbuch erhalten die Schülerinnen und Schüler in den normalen Präsenzzeiten auch Feedback durch das Klassenteam. Im Lockdown ersetzten virtuelle Klassenratsstunden das gewohnte Peer-Feedback der Mitschülerinnen und Mitschüler.
Der Transfer der drei Säulen in den digitalen Raum wurde durch externe und interne Fortbildungen für das Kollegium begleitet. Die Schule erstellt für die Lernenden und für die Lehrkräfte Checklisten für den Distanzunterricht oder Tipps für Videokonferenzen.
Nicht alle Schülerinnen und Schüler können den Transfer der gewohnten Lernprozesse in den Distanzunterricht ohne Schwierigkeiten leisten, das ergibt sich schon aus der großen Heterogenität der Schülerschaft. Besonderes Augenmerk legt die Schule auf Kinder und Jugendliche, die wenig oder gar keine Unterstützung zu Hause bekommen. Die multiprofessionellen Teams bieten technischen Support, Hilfe bei der Strukturierung des Lernprozesses oder bei Motivationsproblemen. Wer mit der Situation nicht zurechtkommt, kann auch in der Schule begleitet werden. Dafür wurden Einzelarbeitsplätze (study halls) eingerichtet.
Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema
Im Forschungsmonitor Schule werden wissenschaftliche Studien für Schulpraktikerinnen und Schulpraktiker knapp zusammengefasst und kommentiert.
Ausgewählte Studienrezensionen zum Thema individuelle Förderung mit digitalen Medien:
Präsentation des Konzepts beim Digitalen Impuls der Deutschen Schulakademie vom 20. April 2021
Materialien und Links
Die Städtische Gesamtschule Münster-Mitte ist Preisträger des Deutschen Schulpreises 20|21 Spezial. Mit dem Deutschen Schulpreis 20|21 Spezial zeichnen die Robert Bosch Stiftung und die Heidehof Stiftung zukunftsweisende Konzepte aus, die Schulen in der Corona-Krise entwickelt oder weiterentwickelt haben und die das Potenzial haben, das Lernen und Lehren langfristig zu verbessern. Alle Konzepte der Bewerberschulen sehen Sie hier.