INFamilie : Sozialräumliche Verankerung im Stadtteil
Die Dortmunder Grundschule Kleine Kielstraße kooperiert eng mit anderen sozialen Akteuren im Stadtteil, um bestehende Bildungsangebote besser zu verknüpfen und neue zu schaffen. Kinder und Familien werden beim Übergang von einem Angebot zum nächsten gezielt vermittelt und begleitet.
In einem sozialen Brennpunkt von Dortmund gelegen, ist die Grundschule Kleine Kielstraße durch ihr Leitbild und Engagement ein wichtiger Anker im Leben der Menschen im Stadtteil.
Das Konzept
Gemeinsam mit dem Familienzentrum Haus der Generationen und dem Familien-Projekt der Stadt Dortmund hat die Grundschule Kleine Kielstraße 2011 das Netzwerk INFamilie gegründet. Ziel ist es, den Kindern in der Dortmunder Nordstadt angemessene Startchancen in Schule und Beruf zu ermöglichen und möglichst früh passgenaue, unterstützende Angebote bis hin zu Präventionsketten anzubieten. Dazu ist jede Institution nicht länger nur für bestimmte Lebensabschnitte eines Kindes zuständig, sondern alle Akteurinnen und Akteure fühlen sich für die gesamte Bildungsbiographie verantwortlich. Zum Netzwerk gehören neben der Grundschule auch eine örtliche Kita sowie das Förderzentrum der Diakonie.
Gemeinsam identifizieren die am Netzwerk Beteiligten Angebotslücken im Stadtteil und entwickeln Lösungen, um diese zu schließen. So entstanden in vier Wohnblocks die so genannten „Kinderstuben“ für Kinder von ein bis drei Jahren. Dieses Betreuungsangebot ist direkt in die Nachbarschaft integriert: Kurze Wege und ein guter Betreuungsschlüssel (drei Tagesmütter, neun Kinder) tragen dazu bei, dass die Kinder früh an die deutsche Sprache herangeführt werden. Bereits bestehende Angebote wurden durch das Netzwerk so erweitert, dass sie besser zu den Lebensbedingungen der Menschen passen. So wird in den Räumlichkeiten der Grundschule inzwischen zum Beispiel ein Turn- und Bewegungsangebot für Kleinkinder angeboten, da viele Eltern nicht die Grenzen des Quartiers überwinden, um Angebote in anderen Stadtteilen wahrzunehmen. Daneben entwickelte das Netzwerk verschiedene Brückenangebote, um einen lückenlosen frühkindlichen Bildungsprozess zu gewährleisten: Neben der erwähnten Betreuung in den Kinderstuben zählen dazu zum Beispiel die Spielgruppe „Erdmännchen“ für Vier- und Fünfjährige ohne Kita-Platz. Diese Kinder werden wochentags von 8:00 Uhr bis 12:15 Uhr in den Räumen, in denen sich nachmittags die Schülerinnen und Schüler des Ganztags aufhalten, von pädagogischen Fachkräften betreut und auf den Schulbeginn vorbereitet.
Die Zusammenarbeit zwischen Elternhaus und Schule nimmt in der Grundschule Kleine Kielstraße eine zentrale Stellung ein. So war von Beginn an klar, dass der Grundschule als erste staatliche Institution, mit der Familien konfrontiert werden, im Rahmen der Netzwerkarbeit eine Schlüsselrolle zufällt, denn im Unterschied zu freiwilligen Angeboten erreicht die Schule alle Eltern. Bereits neun Monate vor der Einschulung findet die Schuleingangsdiagnostik statt. Sind bei dem Kind Entwicklungsdefizite im Bereich Sprache, Motorik oder Zahlenverständnis zu erkennen, erhält es einen Platz in einem vorschulischen Förderkurs. Die Eltern der zukünftigen Erstklässlerinnen und Erstklässler werden ab Dezember einmal im Monat zu einem zweistündigen Elterngesprächskreis in die Schule eingeladen. Hier können sie sich mit anderen Eltern über ihre Sorgen und Vorfreuden austauschen, erhalten Tipps zur vorschulischen Förderung ihrer Kinder und können erste Einblicke in Schulalltag und Unterricht gewinnen. Bei jeder Anmeldung von Schulanfängern und Schulanfängerinnen oder neuzugewanderten Kindern wird systematisch nach jüngeren Geschwistern gefragt, um diese dann in die entsprechenden Angebote des Netzwerks zu vermitteln. Auch für die Eltern gibt es Angebote: Das Elterncafé ist ein niederschwelliges Kontaktangebot, in dem Mütter und Väter die Möglichkeit haben, Kontakte zu knüpfen, Sprach- und Computerkurse zu besuchen oder sich bei individuellen Problemen beraten zu lassen. Sogenannte „Rucksackmütter“, die bereits Deutsch sprechen, unterstützen Eltern aus der gleichen Ethnie, denen diese Kenntnisse noch fehlen.
Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema
Im Forschungsmonitor Schule werden wissenschaftliche Studien für Schulpraktikerinnen und Schulpraktiker knapp zusammengefasst und kommentiert.

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