Es hat sich als sinnvoll erwiesen, das gesamte Kollegium von vornherein in die Planung mit einzubeziehen und immer wieder zu klären, ob die Bereitschaft besteht, ein solches Projekt mitzutragen. Das Kollegium ließ sich vor allem durch die begeisterten Berichte der Schülerinnen und Schüler und der Kolleginnen und Kollegen überzeugen, die am Pilotprojekt „Alpencross“ teilgenommen hatten. Hilfreich war auch, dass sich immer eine große Anzahl von motivierten Lehrkräften bereitfand, eine Herausforderung durchzuführen und niemand dazu gezwungen wurde.
Es hat sich an der Heinz-Brandt-Schule auch als sinnvoll erwiesen, zunächst ein kleines Team eine erste Herausforderung absolvieren zu lassen, um das Projekt anschießend zu evaluieren und schrittweise auszuweiten.
Mittlerweile befindet sich die Schule im siebten Jahr der Durchführung. War zu Beginn nur jeweils eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern unterwegs, so sind nun sechs bis acht Gruppen parallel „auf Herausforderung“. Zudem unterscheidet die Schule seit dem Schuljahr 2017/18 zwischen einer Herausforderung als ein wählbares Schulfach in Klassenstufe 8 und als ein zusätzliches Angebot, für das sich Schülerinnen und Schüler aller Jahrgänge bewerben können. Die Herausforderung in Klassenstufe 8 können die Jugendlichen im Unterricht vorbereiten und werden durch ein Coaching unterstützt. Im Anschluss an die Herausforderung müssen sie ein Portfolio als Leistungsnachweis erstellen. Die wählbare zusätzliche Herausforderung ist hingegen bewertungsfrei.
Zu Schuljahresbeginn setzten sich interessierte Lehrkräfte zusammen und entwickeln Projektvorschläge, auch die Schülerinnen und Schüler können Ideen einbringen. Im Herbst informieren die beteiligten Lehrkräfte auf einem Info-Abend über die angebotenen Herausforderungen, auf die sich die Jugendlichen bewerben können. Die Lehrkräfte wählen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bis Anfang Dezember aus.
Die Herausforderung gliedert sich in drei Phasen: Vorbereitung, Durchführung und Reflexion. Mit dem Zeitpunkt der Gruppenbildung beginnt die Vorbereitung der Herausforderung. Die Treffen dazu finden zusätzlich zum regulären Schulalltag statt und werden von einer Lehrkraft betreut. Die Alternative – freie Herausforderungen ohne Betreuung durch eine Lehrkraft – würde viele der Schülerinnen und Schüler der Heinz-Brandt-Schule in verschiedener Hinsicht überfordern. Entscheidend ist, dass die Jugendlichen möglichst viel Raum erhalten, um Selbstwirksamkeit erfahren zu können, indem sie zum Beispiel die Routen heraussuchen, nach Unterkünften recherchieren und Einkaufspläne schreiben. Nachdem sich die Jugendlichen ein halbes Jahr lang innerhalb ihrer Gruppe vorbereitet und ein Probe-Wochenende absolviert haben, findet im Sommer die etwa zweiwöchige Herausforderung statt, die anschließend gemeinsam reflektiert wird.
Die Herausforderungen an der Heinz-Brandt-Schule haben den Anspruch, nachhaltig und sozial zu sein. Eine Durchmischung der Gruppen ist daher ebenso unabdingbar wie eine finanzielle Obergrenze für die Beteiligung, die insgesamt 300 Euro beträgt. Davon tragen die Eltern die Hälfte; 150 Euro müssen die Jugendlichen selbst erarbeiten. Die Erwirtschaftung des Eigenanteils soll die Wertschätzung für das Projekt fördern, sowie die Fähigkeit, langfristig für ein Ziel zu arbeiten. Zudem ist es ein Mittel, Chancengleichheit herzustellen, damit nicht nur Kindern aus begüterten Familien eine Herausforderung möglich ist. Stiftungen und Partner aus der Wirtschaft haben geholfen, einen Materialstock aufzubauen, so dass die Schule Iso-Matten, Rucksäcke und anderes zur Verfügung stellen kann.
Wichtig ist, dass es sich bei den Herausforderungen weder um verlängerte Ferien, noch um Projektfahrten handelt. Im Vordergrund soll die Erfahrung stehen, gemeinsam Grenzen zu überwinden und auch schwierige Probleme lösen zu können. Dazu gehört auch, dass sich die Schülerinnen und Schüler in kleinen Kochgruppen selbst versorgen. Auch für die Lehrkräfte erweist sich das Projekt mit regelmäßigen Vorbereitungstreffen, einer Probewanderung und den zwei Wochen der Durchführung als Herausforderung, die in irgendeiner Form kompensiert werden sollte. Dies gilt auch für die Lehrkräfte, die in der Schule verbleiben, um sich um die übrigen Schülerinnen und Schüler zu kümmern. Um das Kollegium zu entlasten, verpflichtet die Heinz-Brandt-Schule regelmäßig externe Fachkräfte, die im Zeitraum der Herausforderung an der Schule Workshops anbieten oder Herausforderungsgruppen begleiten. Da sich die Unternehmungen hinsichtlich der Aufsichts- und Fürsorgepflicht in manchen Situationen als schwieriger Balance-Akt erwiesen haben, erscheint eine Begleitung durch erfahrene Pädagoginnen und Pädagogen unabdingbar. Hinzu kommt, dass die Jugendlichen die neuen Handlungsmuster besser erlernen, wenn Ihnen vertraute Lehrkräfte sie dabei unterstützen.