Kolumne

Netzwerke : Schulen, vernetzt euch!

Der Austausch mit anderen Schulen beflügelt die Schulentwicklung, das beweisen die zahlreichen Netzwerke. Doch wie erfährt man von ihnen, und wie gewinnt man das Kollegium zum Mitmachen? Schulportal-Kolumnist Matthias Förtsch gibt dazu in seinem Brief an die Schulleitungen ein paar hilfreiche Tipps.

Matthias Förtsch
Mehrere Personen legen mit ausgestreckten Armen ihre Hände übereinander
Netzwerke mit anderen Schulen geben neue Ideen zur Weiterentwicklung.
©Getty Images

Liebe Schulleitungen,

natürlich wissen wir alle, wie bedeutsam es ist, in Austausch mit anderen Schulen oder Organisationen außerhalb der Schule zu treten, um Ideen für Weiterentwicklungen zu gewinnen. Und doch geschieht es viel zu selten. Hier ein kurzer Überblick über einige mögliche Angebote, die inspirieren.

Beispiele für überregionale Netzwerke

  • Der Schulverbund „Blick über den Zaun“ (BÜZ) wurde Ende der 1980er Jahre gegründet. Die reformpädagogisch orientierten Schulen des Verbunds besuchen einander gegenseitig als „kritische Freunde“ – und zwar kommen hier üblicherweise ein Mitglied der Schulleitung und ein Vertreter des Kollegiums. Es geschehen also eine Art externe Evaluation und Inspiration gleichzeitig während des Besuchs der anderen Schule.
  • Das Netzwerk „Schule im Aufbruch“ möchte die Bildung für nachhaltige Entwicklung in Schulen verankern. Aufbauend auf den vier Säulen der UNESCO (Wissenserwerb lernen, Zusammenleben lernen, Handeln lernen, Sein lernen) werden Schulen darin unterstützt, eine Lernkultur der Potenzialentfaltung zu entwickeln. Es geht weniger um Reform als eher um eine Revolution im Bildungswesen: „Mut zum Träumen, Mut zur Verantwortung“. Dazu dienen die Vernetzungstagungen.
  • Die Konferenz Bildung Digitalisierung wird vom gleichnamigen Forum veranstaltet, ist ein Zusammenschluss verschiedener großer deutscher Stiftungen und hat sich zum Ziel gesetzt, den digitalen Kulturwandel im Bildungsbereich zu begleiten. Dazu gibt es einmal pro Jahr die Konferenz in Berlin, aber auch regelmäßige Werkstatttreffen zur konkreten Schulentwicklung. Die Vernetzung mit Wissenschaft, Politik beziehungsweise Zivilgesellschaft ist in diesem Rahmen sehr gut möglich.
  • #excitingEdu“ von Klett MINT hat eine der „Konferenz Bildung Digitalisierung“ vergleichbare Struktur mit einer zentralen jährlichen Konferenz in Berlin; gleichzeitig bemüht sich der Anbieter aber inzwischen auch um regionale Angebote und Vernetzung. Damit soll Begeisterung für den Einsatz digitaler Werkzeuge in Schule und Unterricht geweckt werden.
  • Eine Schule, die sich für den Deutschen Schulpreis (verliehen von Robert Bosch Stiftung und Heidehof Stiftung) bewirbt, wird von einem Expertenteam besucht. Selbst wenn diese Schule nicht unter die Top-20-Schulen des Jahrgangs kommt, profitiert die Schule bereits von den Elementen Selbstevaluation, Feedback und Vernetzung mit anderen Schulen über die sogenannten Regionalbüros. Im Fall einer Auszeichnung winkt neben Anerkennung und Preisgeld auch das Preisträgernetzwerk, in dem ausgezeichnete Schulen ihre Ideen in die Breite tragen. Top-20-Schulen, die keinen Preis bekommen, sowie sechs weitere Bewerberschulen können am Entwicklungsprogramm des Deutschen Schulpreises teilnehmen.

Regionale Events bieten Vernetzungsmöglichkeiten

Die regionalen Groß-Events „mobile.schule“ im niedersächsischen Oldenburg, und „WES 4.0″ im baden-württembergischen Karlsruhe richten sich an Lehrerinnen und Lehrer, die ihren Unterricht zeitgemäß aufstellen wollen. Dabei werden durch die große Vielzahl an Angeboten sowohl Einsteiger als auch Fortgeschrittene angesprochen. Vernetzungsmöglichkeiten bieten einerseits die Workshops, aber auch das jeweils organisierte gemeinsame Abendessen. Es gibt Angebote zur Nutzung von konkreten Tools und Apps, thematisiert werden aber auch übergreifende Fragestellungen, wie zum Beispiel zur Schulentwicklung.

Daneben gibt es noch viele weitere Events, die sich lohnen: das Barcamp „edunautika“, Hamburg, die „EduCamps“  an wechselnden Orten, den Lehrerkongress „DigitaleSchule.Bayern“ an der Realschule Gauting, das „BarCamp“ im baden-württembergischen Bad Wildbad, „Fit4Tablets“ im niedersächsischen Garbsen,EDUswabia im bayerischen Neusäß bei Augsburg und viele mehr.

Wie erfährt man von diesen Netzwerken?

Durch diesen Artikel, durch Vernetzung mit den Protagonisten vor Ort und durch Twitter. Es ist unbedingt zu empfehlen, dass mindestens ein Kollege oder eine Kollegin pro Schule sich mit den Fortbildungsmöglichkeiten über dieses soziale Netzwerk vertraut macht. Dort sind nämlich nicht nur diese Events dokumentiert, sondern auch zahlreiche (kostenlose!) Online-Angebote, Unterrichtsideen, Umsetzungsbeispiele und ganze Schulentwicklungsprozesse, meist mit Verlinkungen zu Blogs.

Die oben genannten Events lassen sich übrigens über Hashtags verfolgen, und zum Teil lassen sich auch Vorträge bzw. Ergebnisse abrufen, ohne dass man vor Ort dabei sein muss. Startpunkt dafür kann der Hashtag #twitterlehrerzimmer sein.

Eine unbedingte Voraussetzung, um die Ideen ins Kollegium zu tragen, sind großzügige Freistellungen vom Unterricht.

Wie gelingt es, das Kollegium mitzunehmen?

Eine unbedingte Voraussetzung, um die Ideen ins Kollegium zu tragen, sind großzügige Freistellungen vom Unterricht. Ein Besuch dieser Events lohnt sich besonders dann, wenn man mindestens zu zweit dort hinfährt und anschließend direkt in den Dialog eintritt, was an der eigenen Schule umgesetzt beziehungsweise angestoßen werden kann. Im Idealfall fährt auch ein Mitglied der Schulleitung selbst mit.

Es lohnt sich, nicht immer dieselben Kolleginnen und Kollegen hinzuschicken, sondern gezielt diejenigen im Kollegium anzusprechen, die sich nicht melden würden. So kommen Ideen von mehreren Seiten, und es ergibt sich die Chance, tatsächlich eine Innovationskultur zu etablieren. Der Besuch solcher Events sollte fester Bestandteil des Fortbildungskonzepts einer Schule sein.

Finanzierung sichern, statt an Reisekosten zu sparen

Das Reisen und Übernachten kostet nun mal Geld. Und doch wird im Bildungssystem noch immer in diesem wesentlichen Bereich gespart. Die Erfahrungen und Ideen, die in die Schule zurückgetragen und eingebracht werden, sind jedoch kaum in Geld aufzuwiegen. Es lohnt sich, hier einen Schwerpunkt zu setzen. Übrigens bieten Events, die von Stiftungen getragen werden, oft an, die Fahrt- bzw. Übernachtungskosten teilweise zu übernehmen.

An unserer Schule haben wir zudem ein eigenes internes Hospitationsprogramm aufgelegt, das es interessierten Kolleginnen und Kollegen ermöglicht, eine Schule oder Organisation, die ihr Interesse geweckt hat, für bis zu drei Tage zu besuchen. Diese Orte finden wir durch die Netzwerke.

Gutes Gelingen wünscht Ihnen

Matthias Förtsch

Zur Person

  • Matthias Förtsch ist Lehrer für Englisch und Gemeinschaftskunde (Politik, Wirtschaft und Soziologie) an einem privaten, gebundenen Ganztagsgymnasium in Baden-Württemberg.
  • Zusätzlich ist er hauptverantwortlich für die Schulentwicklung an seiner Schule.
  • Die Zukunft der Schule interessiert ihn so sehr, dass er darüber auch twittert und regelmäßig in seinem Blog berichtet.
  • Für Das Deutsche Schulportal schreibt Matthias Förtsch regelmäßig eine Kolumne.