Vorschulalter : Schule für Dreijährige

Frankreich führt die Schulpflicht ab drei Jahren ein. Wie halten es andere europäische Länder?

Auch Farben und Formen stehen für Kinder ab drei Jahren auf dem Programm der Ecole Maternelle in Frankreich.
Auch Farben und Formen stehen für Kinder ab drei Jahren auf dem Programm der Ecole Maternelle in Frankreich.
©iStock

In Frankreich sollen ab dem Schuljahr 2019/20 schon die Dreijährigen verpflichtend in die Vorschule gehen. Das kündigte der französische Präsident Emmanuel Macron Ende März bei einer Konferenz zur frühkindlichen Bildung in Paris an. Tatsächlich handelt es sich eher um einen symbolischen Akt, der die Bedeutung der Vorschule stärken soll. Denn schon jetzt besuchen fast alle Kinder ab drei Jahren die kostenlose École maternelle.

In Deutschland soll neues Kita-Gesetz für bessere Qualität sorgen

Hierzulande hat der Beschluss des französischen Präsidenten seine Wirkung nicht verfehlt. Ein Vorziehen der Schulpflicht wird zwar nicht diskutiert, aber die Qualität der frühkindlichen Bildung in den Kindertagesstätten und deren Kostenfreiheit rücken in den Fokus. Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) stellte ein neues Kita-Gesetz in Aussicht, das die Qualität in den vorschulischen Bildungseinrichtungen verbessern soll. „Das Gesetz enthält neun verschiedene Instrumente, um die Länder bei der Verbesserung der Kita-Qualität zu unterstützen – von der Gebührenfreiheit über den Betreuungsschlüssel bis zur Sprachförderung“, sagte die Ministerin der Funke Mediengruppe. Allerdings haben schon jetzt viele Bundesländer Probleme, überhaupt genügend Kita-Plätze anzubieten.

Die Kita in den Niederlanden endet nach drei Jahren, deshalb ist die Mehrheit der Eltern froh, wenn sie ihr Kind ab vier in die Schule geben können.
Mutter Willemijn van der Toorn

Nicht nur in Frankreich, auch in vielen anderen europäischen Ländern ist der Besuch der Vorschulen bereits kostenlos. Dadurch erhalten sie, auch aus Sicht der Eltern, eine höhere Bedeutung bei der Vorbereitung der Kinder auf die Schule. Das Schulportal hat Eltern in verschiedenen Ländern gefragt, wie Schulpflicht und Vorschule dort geregelt sind.

In Frankreich beginnt die École maternelle für Kinder ab drei Jahren

Jedes Kind in Frankreich hat ab dem Alter von drei Jahren Anspruch auf einen kostenlosen Platz an der Vorschule. Anders als in Deutschland ist die vorschulische Bildung nicht der Kita, sondern der Schule zugeordnet. Die Kinder lernen je nach Alter in drei verschiedenen Klassenstufen und bekommen am Ende auch Bewertungen. In einer Klasse lernen 25 bis 30 Kinder. Unterrichtet werden sie von einer Lehr- und einer Hilfskraft, streng nach Lehrplan. „Die Vorschule ist bisher nicht Pflicht, aber fast alle Kinder gehen hin“, sagt die Lehrerin Caroline Ségal. Schließlich sei der Besuch gratis und eine andere Betreuung in dieser Altersgruppe gebe es nicht. Die Kinder lernten Farben und Formen unterscheiden und auch die ersten Wörter schreiben. Der Tag beginnt um 8.30 Uhr und endet um 16.30 Uhr. Die Schulpflicht beginnt derzeit ab sechs Jahren in der Grundschule, ab 2019/20 soll sie schon für die Kinder ab drei Jahren in der Vorschule gelten. Um die Sprachkompetenz stärker zu fördern, soll das Programm überarbeitet werden.

In Spanien gehen fast alle Kinder ab drei in die Vorschule

In Spanien beginnt die Schulpflicht erst ab sechs Jahren, aber 96 Prozent der Dreijährigen sind bereits in der Vorschule angemeldet. Die Vorschule ist der Grundschule direkt angegliedert, ihr Besuch kostenlos. Jedem Kind ab drei Jahren steht ein Platz an der Vorschule zu, und die meisten Eltern nutzen diesen Anspruch. „Mit einer Kita in Deutschland ist das nicht zu vergleichen. Die Kinder sitzen in einer Klasse, und der Tag ist sehr strukturiert“, sagt Isabel Muelas Molina, Mutter einer fünfjährigen Tochter. Es gebe sogar schon eine Form der Bewertung und Hausaufgaben – das sei nicht unumstritten. Auch gebe es Eltern, die Kindern in diesem Alter mehr Freiheiten und Zeit zum Spielen wünschen würden. „Trotzdem ist die Vorschule anerkannt, und fast alle schicken ihre Kinder dorthin“, sagt sie. Die Vorschule beginnt um 9 Uhr und endet um 14 Uhr.

In den Niederlanden schicken die meisten Eltern ihre Kinder schon mit vier Jahren in die Grundschule

Die Schulpflicht in den Niederlanden beginnt eigentlich erst mit fünf Jahren, die die meisten Eltern schulen ihre Kinder aber schon mit vier Jahren ein. Woran liegt das? „Die Kita endet nach drei Jahren, deshalb ist die Mehrheit der Eltern froh, wenn sie ihr Kind ab vier in die Schule geben können“, sagt die Mutter Willemijn van der Toorn. 1985 wurde die vorschulische Betreuung zugunsten einer längeren Grundschulzeit abgeschafft. Einmal eingeschult, sei die Teilnahme an der Schule dann auch recht verbindlich. „Es kommt praktisch nicht vor, dass jemand sein Kind außerhalb der Ferienzeiten für einen Urlaub aus der Schule nimmt“, sagt die Niederländerin. Der Unterricht in den ersten beiden Schuljahren ist eher spielerisch und mit dem Vorschuljahr in der Kita zu vergleichen. Der Schultag dauert etwa fünfeinhalb Stunden. Die Anfangszeit variiert je nach Schule. In den staatlichen Schulen ist der Schulplatz kostenlos