Referendariat : Mehr Gehalt für den Unterricht auf dem Lande

Seit Jahren fehlen in Sachsen Lehrerinnen und Lehrer. Vor allem im Erzgebirge und im Osten des Landes sind Lehrkräfte an den Schulen rar. Um den Referendariatsnachwuchs in ländliche Regionen zu ziehen, greift der Freistaat nun ins Portemonnaie.

Kultusminister Christian Piwarz (CDU)
Sachsens Kultusminister Christian Piwarz (CDU) will mit einem Referendariats-Bonusgehalt von bis zu 1.000 Euro pro Monat dem Lehrkräftemangel auf dem Lande begegnen. Damit verschärft sich der anhaltende Wettbewerb zwischen den Ländern um Lehrkräfte.
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Mit einer Zulage von rund 1.000 Euro zum Grundgehalt will die Sächsische Landesregierung mehr Referendare für das Lehramt auf dem Land gewinnen. Der sogenannte Anwärter-Sonderzuschlag werde ab dem 1. August 2019 angeboten und gilt für den 18 Monate dauernden Vorbereitungsdienst in allen Schularten, sagte Kultusminister Christian Piwarz (CDU) diese Woche in Dresden der Deutschen Presseagentur dpa. Jene, die einen Zuschlag erhalten, können sich laut dem Kultusminister zu den bestbezahlten Referendarinnen und Referendaren in Deutschland zählen.  

Angehende Lehrkräfte müssten sich verpflichten, das Referendariat außerhalb von Dresden und Leipzig und deren Speckgürtel zu absolvieren. Im Gegenzug gibt es mehr Geld. Referendare bekommen in Sachsen bislang etwa 1.500 Euro brutto Grundgehalt, künftig können es dann bis zu 2.500 Euro brutto sein.

Die neuen Lehrkräfte müssten nach der Ausbildung für fünf Jahre an einer öffentlichen oder freien Schule in einer Bedarfsregion unterrichten, so das Land. Als Bedarfsregion gilt der ländliche Raum sowie die Stadt Chemnitz. Vor allem in Ostsachsen sowie im Erzgebirge gebe es derzeit Schwierigkeiten, junge Lehrerinnen und Lehrer zu gewinnen.

Auch Referendarinnen und Referendare, die bereits seit August 2018 im Vorbereitungsdienst sind, als auch jene Anwärterinnen und Anwärter, die zum 1. Februar 2019 beginnen, können den Zuschlag rückwirkend bekommen. Dies aber nur, wenn sie sich verpflichten, für das Referendariat zeitweise aufs Land zu gehen. Piwarz erhofft sich von der Sonderzulage nicht nur eine kurzfristige Wirkung sondern einen „nachhaltigen Klebeeffekt“ für den ländlichen Raum. Im Haushalt des Landes sind bis zu zehn Millionen Euro pro Jahr für den Zuschlag eingeplant.

Fortführung des Sachsenstipendiums“ von 2015

Für das Land Sachsen ist der Vorstoß eine Fortführung des „Sachsenstipendiums“, das im Jahr 2015 lanciert worden ist. 300 Euro im Monat für Lehramtsstudierende sowie ein spezielles Netzwerk wurden für die Übernahme einer Lehrerstelle an einer Schule in Bedarfsregionen damals ausgelobt.

Mit dem jetzigen vor der im September anstehenden Landtagswahl angekündigten Zuschlag erhofft sich die Landesregierung eine noch stärkere Werbewirkung. Sachsen biete hiermit, so das Land, nach der zum 1. Januar 2019 eingeführten Verbeamtung und Einstellungsgarantie für gewisse Schularten oder Fächer, einen weiteren Anreiz für Pädagoginnen und Pädagogen.

Trotz der bisherigen Anwerbungsbemühungen bleiben derzeit nur etwa die Hälfte der angehenden Lehrerinnen und Lehrer nach dem Universitätsabschluss in Sachsen. Diese Quote müsse erhöht werden, so der Minister. Aktuell gibt es in Sachsen 1.534 angehende Lehrkräfte.

Künftig will die Landesregierung auch die Ausbildung von Pädagoginnen und Pädagogen im ländlichen Raum stärker in den Fokus rücken. Für das Lehramt an Grundschulen entstehen daher im ostsächsischen Löbau sowie in Annaberg-Buchholz im Erzgebirge zwei neue Ausbildungsstätten.

Wettbewerb unter den Ländern nimmt zu

Das Land Sachsen ist nicht das einzige Bundesland, das mit finanziellen Zuschlägen eine personelle Grundversorgung an Schulen in als weniger attraktiv angesehenen Regionen sicherstellen will. Die Brandenburgische Landesregierung hat im Januar 2018 nach einer zuvor erfolglosen „Buschzulage“ ein Stipendium in Höhe von 500 Euro für Lehramtsstudierende ins Spiel gebracht. Diese sollten jene Hochschüler erhalten, die später verbindlich eine Stelle auf dem Land annehmen.

Mit einer Brennpunktzulage in Höhe von 300 Euro pro Monat beabsichtigt das Land Berlin, mehr Beschäftigte in die Brennpunktschulen des Landes zu locken. Dieses Vorgehen unterstützt auch Familienministerin Franziska Giffey in einem Interview mit dem Deutschen Schulportal. Ein ähnliches Vorgehen wie in Berlin wird inzwischen von der Gewerkschaft GEW für Nordrhein-Westfalen gefordert.

Der Wettbewerb zwischen den Ländern um Lehrkräfte nimmt damit zu. Die Ursache hierfür sehen Forscher eindeutig in der Föderalismusreform I und II der Jahre 2006 und 2009. Durch sie habe der Bund den Ländern die Gesetzgebungskompetenz im Bereich der Besoldung übertragen, wie Karl Heinz Hausner, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Hochschule des Bundes, in einer Besoldungsanalyse für den „Wirtschafsdienst“ darlegt. Die Konsequenz: Ein zunehmender Konkurrenzkampf unter den Ländern und zwischen den Schulen um Lehrkräfte ist entbrannt, vor dem auch der Deutsche Beamtenbund (dbb) 2016 warnte. Gerade finanzschwache Länder würden laut dem dbb aufgrund der Reform insbesondere hinsichtlich der gebotenen Bildungschancen zunehmend ins Hintertreffen geraten.