Katharina Günther-Wünsch : Neue KMK-Präsidentin will einheitlichen Kurs gegen Lehrermangel

Berlins neue Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) hat am 5. Mai den Vorsitz der Kultusministerkonferenz (KMK) übernommen. Die Themen Lehrkräftemangel und Ganztagsbetreuung in den Schulen stehen für sie oben auf der Agenda.

Katharina Günther-Wünsch
Berlins Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) ist neue Präsidentin der KMK.
©Michael Kappeler/dpa

Die Berliner Senatorin für Bildung, Jugend und Familie, Katharina Günther-Wünsch (CDU), wurde am 5. Mai zur neuen Präsidentin der Kultusministerkonferenz gewählt. Sie folgt im Amt auf Astrid-Sabine Busse (SPD), die aufgrund des Regierungswechsels im Land Berlin ihren Posten als Bildungssenatorin verloren hat.

Schwieriger könnten die Zeiten für eine solche Amtsübernahme kaum sein. Bund und Länder stehen derzeit vor einem Scherbenhaufen, und die neue Präsidentin der KMK hat nun keine geringere Aufgabe, als die beiden Parteien auf Kollisionskurs wieder zueinanderzubringen. Die „Scherben wieder aufzusammeln und das Vertrauensverhältnis zu kitten“, darin sieht die KMK-Präsidentin nun eine wichtige Aufgabe der kommenden Tage. Denn die Zeit drängt, wie Günther-Wünsch beim ersten Pressegespräch als KMK-Präsidentin mehrfach betonte. „Wir brauchen den Bund, um die begonnenen Projekte der Digitalisierung fortzusetzen“, so Günther-Wünsch. Und auch beim Startchancen-Programm für mehr Bildungsgerechtigkeit müsse die Marschrichtung sein, 2024 tatsächlich in die Umsetzung zu kommen.

Der Zeitplan des Startchancen-Programms gerät in Gefahr, wenn Bund und Länder sich nicht zügig auf gemeinsame Eckpunkte einigen. Doch die Positionen scheinen derzeit in vielen Punkten weit auseinander: was die Verteilung der Bundesmittel auf die Länder betrifft, was die Cofinanzierung des Programms durch die Länder angeht und auch in Bezug auf die Verwendung der Mittel, für die der Bund ein enges Drei-Säulen-Korsett vorgegeben hat. Günther-Wünsch will nun in einen zielführenden und effizienten Austausch treten, um vor allem schnell zu Ergebnissen zu kommen.

Den von ihrer Vorgängerin gesetzten Schwerpunkt zum Thema Pädagogische Qualität im Ganztag  will Katharina Günther-Wünsch in der noch verbleibenden Amtszeit von acht Monaten weiterentwickeln und fortführen. Der Schulausschuss der Kultusministerkonferenz arbeite bereits an dem Entwurf für Empfehlungen der KMK zum Thema. „Das Thema ist auch nicht schlecht gewählt, wenn wir bedenken, dass wir ab 2026 den gesetzlichen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung haben werden“, sagte Günther-Wünsch.

Günther-Wünsch scheut sich nicht, von einer „Bildungskrise“ zu sprechen, auch wenn die Wahrnehmungen in den Ländern da unterschiedlich sein mögen. Die Herausforderungen seien groß und drängend. Und die Rhetorik zeige, dass diese Erkenntnis in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist.

Gleichzeitig will die Bildungssenatorin des schwarz-roten Berliner Senats die Bekämpfung des Lehrkräftemangels in den Mittelpunkt stellen und mahnt dabei ein bundeseinheitliches Vorgehen an.

Im Fokus sollte dabei stehen, was an vielen Stellen bemängelt wird: Nämlich, dass es keine bundeseinheitlichen Vorgehensweisen gibt und die Bundesländer sich nicht einig sind, welche Maßnahmen sie gegen den Lehrkräftemangel genau ergreifen wollen , sagte Günther Wünsch.

Bayern werbe anderswo Lehrkräfte ab, und die Länder gehen unterschiedliche Wege, wenn es um die Einstellung ukrainischer Pädagoginnen geht, so die neue KMK-Präsidentin. Das Thema brenne tatsächlich in allen Bundesländern. Und wir müssen auch für alle Bundesländer einen gemeinsamen Weg finden, wie wir damit umgehen.

Gemeinsam kreative und mutige Lösungen finden

Ein denkbarer Weg sei zum Beispiel eine Lehrbefähigung für bestimmte Ein-Fach-Lehrkräfte. Können wir es uns wirklich leisten, zu sagen, der Diplom-Chemiker, der Mathematiker, der IT-ler muss auf Teufel komm raus drei, vier, fünf Jahre nachstudieren und dann noch das Referendariat machen?

Stattdessen sollte er das nötige methodisch-didaktische Handwerkszeug bekommen und dann nach anderthalb, zwei Jahren auch mit einem Fach unterrichten können, zumindest bei Mangelfächern.

Auch ein duales Studium sei denkbar, so die KMK-Präsidentin. Nach einem Bachelor könnte man dann den Master gemeinsam mit dem Referendariat machen, sodass man nach fünf Jahren fertig wäre. Dagegen hält sie wenig von den Überlegungen aus Brandenburg, Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteigern mit Bachelor-Abschluss die Verbeamtung zu ermöglichen.

Mehr Tempo wünscht sich die Bildungssenatorin bei der Anerkennung ausländischer Abschlüsse, etwa von ukrainischen Lehrkräften. Das Zweite ist die sprachliche Barriere: Momentan brauchen ausländische Lehrkräfte, die im Berliner Schuldienst eingestellt werden wollen, zwingend das C2-Sprachniveau, sagte GüntherWünsch. Ich habe mal zwei Jahre Arabisch gelernt – bis ich auf dem Level angekommen wäre, wäre ich in Pension gewesen. Auch hier seien innovative Lösungen gefragt – etwa, solche Lehrkräfte begleitet durch Mentorinnen und Mentoren einzusetzen oder zur Unterstützung der teils traumatisierten schutzsuchenden Kinder und Jugendlichen.

Auch die Möglichkeit des hybriden Lernens sollte für ältere Schülerinnen und Schüler geprüft werden. In Berlin laufe dazu ein Modellversuch an mehreren Schulen.

Potenzial sieht GüntherWünsch außerdem bei Lehrkräften, die aktuell nicht in der Schule arbeiten: Es gibt Vollzeitstellen von Lehrkräften, die sich in Abordnungen befinden – oft in ganz wichtigen Bereichen: in der Schulpsychologie, in der Referendarausbildung und auch in der Senatsbildungsverwaltung, so die Bildungssenatorin. Wenn in Berlin rund 1.000 Lehrkräfte fehlten, müsse aber ganz sorgfältig geprüft werden, welche dieser Abberufungen reduziert werden können.

Bevor die 40-jährige Politikerin das Amt der Berliner Bildungssenatorin antrat, war sie bildungspolitische Sprecherin der CDU-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus. Sie hat in Dresden Chemie, Geschichte und Politik auf Lehramt studiert und anschließend an verschiedenen weiterführenden Schulen als Lehrerin gearbeitet, unter anderem an der Neuköllner Walter-Gropius-Schule, einer Gemeinschaftsschule. Bevor sie nach Berlin kam, arbeitete sie unter anderem in Namibia und Südafrika an deutschen Schulen.

mit dpa