Bildungsbarometer : Mehr Geld für Kinder aus ärmeren Familien

Die Herkunft von Kindern entscheidet immer noch über ihre späteren Bildungs- und Karriere­chancen. Eine große Mehrheit der Bundes­bürger ist deshalb dafür, dass sich der Staat mehr um Chancen­gleich­heit bemüht und mehr Geld für Kinder aus ärmeren Familien investiert. Das ist ein Ergebnis des ifo-Bildungs­baro­meters.

Kinder hinter der Tür in einer Kita
Die Mehrheit der Deutschen spricht sich für eine Kita-Pflicht für Kinder ab vier Jahren aus.
©dpa

Der Staat sollte aus Sicht der meisten Deutschen mehr Geld ausgeben, um die Chancen­gleich­heit von Kindern zu erhöhen. 71 Prozent sprachen sich im ifo-Bildungs­baro­meter dafür aus, dass für Kinder aus schlechter gestellten Familien mehr Geld auf­gebracht werden sollte. Nur 15 Prozent waren dagegen, 14 Prozent der Befragten sagten, sie seien weder dafür noch dagegen. Das Baro­meter wurde am Mittwoch in Berlin veröffentlicht. Eine deutliche Mehrheit (85 Prozent) ist allerdings auch der Ansicht, dass ein hoher Bildungs­abschluss eher von eigener Anstrengung als von äußeren Umständen abhängt.

In der repräsentativen Umfrage wurden die Menschen auch danach gefragt, wie sie zu einzelnen konkreten Reform­vorschlägen für das deutsche Bildungs­system stehen. Am deutlichsten befürworteten die Befragten einen Ausbau von Stipendien­programmen für einkommens­schwache Studenten (83 Prozent). Für eine Erhöhung der Ausgaben für benachteiligte Schulen waren 81 Prozent und 78 Prozent sprachen sich dafür aus, dass der Staat für alle Kinder ab vier die Kita-Gebühren über­nehmen sollte.

Zwei von drei Deutschen sind für eine Kita-Pflicht für Kinder ab vier Jahren. 67 Prozent sprachen sich im ifo-Bildungs­barometer für eine solche Regelung aus. Eine deutliche Mehrheit von 78 Prozent befür­wortet außerdem, dass Kitas für Kinder ab vier Jahren kostenlos sein sollten. Der SPD-Bildungs­experte Oliver Kaczmarek schloss am Mittwoch eine Kita-Pflicht nicht grund­sätzlich aus. Familien- und Bildungs­politiker anderer Parteien winkten dagegen ab.

Große Reform­bereit­schaft der Deutschen beim Thema Bildung

Marcus Weinberg von der CDU sagte der „Welt“, er sei zwar der festen Über­zeugung, dass ein Kind von Betreuung und früher Bildung in der Kinder­tages­stätte profitiere. Man habe aber die individuellen Lebens­modelle der Familien zu respektieren. Auch die bildungs­politische Sprecherin der Grünen, Margit Stumpp, zeigte sich skeptisch: Bevor über eine Kita-Pflicht nach­gedacht werde, müssten die jetzt schon fehlenden Plätze geschaffen und es müsse in die Qualität investiert werden.

In der repräsentativen Umfrage des ifo-Instituts wurden die Menschen nach ihrer Meinung zu verschiedenen Reformideen für das deutsche Bildungs­system mit Blick auf mehr Chancen­gleich­heit für alle Kinder befragt. 71 Prozent der Deutschen sind generell der Meinung, der Staat sollte mehr Geld für Kinder aus schlechter gestellten Familien ausgeben, um die Chancengleichheit zu erhöhen.

Philipp Lergetporer vom ifo Zentrum für Bildungs­ökonomik sagte, die Befragung habe gezeigt, dass es beim Thema Bildung eine große Reform­bereitschaft in der Bevölkerung gebe. Von acht Reform­vorschlägen, die man den Befragten zur Bewertung vorgelegt habe, seien sieben mehr­heits­fähig.

So befürwortet eine Mehrheit neben der Kita-Pflicht und der kosten­freien Kinder­betreuung auch die Ein­führung von Ganz­tags­schulen, mehr Ausgaben für benachteiligte Schulen und höhere Lehrer­gehälter an sogenannten Brenn­punkt­schulen. Am meisten Zustimmung bekommt ein Ausbau von Stipendien­programmen für ein­kommens­schwache Studenten (83 Prozent).

dpa