Schuljahr 2019/2020 : Länderüberblick zum Lehrkräftemangel

Zum Start des neuen Schuljahres 2019/20 können, wie berichtet, in vielen Bundesländern Tausende Stellen nicht besetzt werden. Und der Einsatz von Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern ist an vielen Schulen längst keine Ausnahme mehr. Das Schulportal hat in allen Bundesländern nachgefragt, wie es aktuell bei der Besetzung der offenen Lehrerstellen aussieht. Die Übersicht zum Lehrermangel versteht sich als Momentaufnahme und offenbart große Unterschiede zwischen den Ländern, auch wenn die Daten zum Teil unterschiedlich erfasst werden. Die Einstellungsverfahren laufen in mehreren Ländern auch nach dem Start des Schuljahres weiter.

Ein leerer Klassenraum
Zum Start des neuen Schuljahres 2019/20 können bundesweit Tausende Stellen nicht besetzt werden.
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Baden-Württemberg: Das Land Baden-Württemberg muss zum Schuljahr 2019/20 etwa 5.650 Lehrerstellen neu besetzen. Das Einstellungsverfahren läuft noch, deshalb gibt es hier vom Kultusministerium keine Zahlen zum aktuellen Stand. Zu den Maßnahmen gegen den Lehrermangel gehören laut Verwaltung Teilzeiterhöhungen, Versetzungen in „Mangelregionen“, der Einsatz pensionierter Lehrkräfte und das Angebot an Lehrkräfte mit gymnasialer Lehrbefähigung, sich für das Grundschullehramt oder für das Lehramt Werkreal-, Haupt- und Realschulen zu qualifizieren.

Bayern:  Zum Schuljahresbeginn 2019/2020 werden hier mehr als 4.900 qualifizierte Lehrerinnen und Lehrer eingestellt. Alle offenen Stellen können besetzt werden, heißt es aus dem Kultusministerium. Auf den Einsatz von Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteigern konnte Bayern bisher verzichten. Allerdings macht sich der Lehrermangel auch hier bemerkbar: An Grund-, Mittel- und Förderschulen gibt es eine Volleinstellung, das heißt, allen Bewerberinnen und Bewerbern wurde eine Stelle angeboten. Aufgrund des auch künftig erhöhten Lehrerbedarfs für Grund- und Mittelschulen werden Zweitqualifizierungsmaßnahmen für Lehrkräfte mit der Lehramtsbefähigung für Realschulen oder Gymnasien angeboten.

Berlin: An den Berliner Schulen wurden zum Schuljahresstart 2.734 neue Lehrkräfte eingestellt. Zwar ist es gelungen, alle offenen Stellen rechtzeitig zu besetzen, allerdings hat nur ein Drittel der neuen Lehrkräfte eine abgeschlossene Lehramtsausbildung. Insgesamt starten laut Senatsbildungsverwaltung 1.500 Quer- und Seiteneinsteiger ins neue Schuljahr. Der Anteil der nicht voll ausgebildeten Lehrkräfte unter den Neueinstellungen liegt bei insgesamt 60 Prozent und damit etwas höher als im Jahr zuvor.

Brandenburg: Zum neuen Schuljahr mussten in Brandenburg 1.294 Stellen neu besetzt werden. Da darunter einige Teilzeitstellen waren, wurden 1.474 Lehrkräfte eingestellt. Alle offenen Stellen konnten besetzt werden. Unter den 1.474 neu eingestellten Kräften sind 456 Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger – das ist eine Quote von 33,3 Prozent. Im Vorjahr lag der Anteil noch bei 26,4 Prozent.

Bremen: An den allgemeinbildenden Schulen gab es in Bremen 260 neu zu besetzende Stellen. Davon waren zum Stichtag 9. August noch 41 Stellen unbesetzt, die Einstellungsverfahren laufen jedoch noch. Insgesamt werden 18 Lehrkräfte über den Seiteneinstieg eingestellt, die Quote liegt somit bei sieben Prozent. Im Vorjahr waren es insgesamt sieben Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger. Besonders häufig werden die nicht voll ausgebildeten Lehrkräfte in Bremen-Nord und Bremen-West eingesetzt.

Hamburg: Zum neuen Schuljahr wurden 573 Lehrkräfte eingestellt. Davon waren 18 Personen Quereinsteigerinnen oder Quereinsteiger, das ist eine Quote von 4,4 Prozent. Weitere Einstellungen erfolgen über das ganze Schuljahr. Um wegen der zu erwartenden wachsenden Schülerzahlen auch künftig über genügend Lehrerinnen und Lehrer zu verfügen, will die Schulbehörde in Hamburg jedes Jahr zwischen 800 und 900 Lehrkräfte einstellen und ebenso viele ausbilden.

Hessen: Die Zahl der Lehrerstellen steigt in Hessen um 600 auf 54.700. Insgesamt müssen jährlich 2.000 bis 2.500 Lehrkräfte eingestellt werden. „Wir gehen derzeit davon aus, dass wir überall in Hessen zu Beginn des Schuljahres die Versorgung unserer Schulen mit qualifiziertem Lehrpersonal sicherstellen können“, heißt es aus dem Kultusministerium. Für einige Stellen seien die Bewerbungsverfahren noch nicht abgeschlossen. Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger würden nur in Ausnahmefällen eingesetzt. Konkrete Angaben über die Zahl der Lehrkräfte, die zum neuen Schuljahr ohne volle Lehrbefähigung starten, konnte die Verwaltung zum Zeitpunkt der Abfrage nicht machen.

Mecklenburg-Vorpommern: Zum ersten Schultag des neuen Schuljahres wurden bislang 651 Lehrkräfte neu eingestellt. Der Pflichtunterricht konnte somit laut Kultusministerium von Beginn an abgedeckt werden. Es sei aber nicht auszuschließen, dass es an Einzelschulen noch Engpässe gebe. 220 der eingestellten Lehrkräfte sind Seiteneinsteigerinnen oder Seiteneinsteiger, damit liegt die Quote an Seiteneinsteigern unter den Neueinstellungen bei 33,8 Prozent.

Niedersachsen: Zum Start des Schuljahres 2019/20 am 15. August nahmen an den öffentlichen allgemeinbildenden Schulen in Niedersachsen 1.710 neue Lehrkräfte ihren Dienst auf. Insgesamt waren 1.900 Stellen ausgeschrieben. Unter den neuen Lehrkräften sind  122 Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger, das entspricht einem Anteil von rund sechs Prozent der vorgenommenen Einstellungen. Die noch offenen knapp 200 Stellen sollen nach Beginn des Schuljahres besetzt werden.

Nordrhein-Westfalen: Kurz vor Beginn des neuen Schuljahres am 28. August waren in NRW noch fast die Hälfte der zu besetzenden Stellen an den Schulen offen. Insgesamt standen laut Schulministerium 9.843 offene Stellen zur Verfügung, doch bisher konnten davon nur 5.929 Stellen besetzt werden. Das entspricht einer Besetzungsquote von 57,8 Prozent. 595 der Stellen für Lehrkräfte wurden über den Seiteneinstieg besetzt. Der Anteil der Seiteneinsteiger unter den Neueinstellungen liegt damit derzeit bei 9,8 Prozent. Schon das vergangene Schuljahr hatte mit einem erheblichen Manko begonnen. Vor einem Jahr lag die Besetzungsquote an Schulen am 31. August bei 61,6 Prozent. Die Quote der Quereinsteiger betrug im Jahr 2018 13,9 Prozent.

Rheinland-Pfalz: An den Schulen in Rheinland-Pfalz wurden zum Schuljahr 2019/20 rund 1.000 Lehrkräfte für alle Schularten neu eingestellt. An den weiterführenden Schulen konnten alle Planstellen rechtzeitig durch ausgebildete Lehrkräfte besetzt werden, heißt es aus dem Kultusministerium. An den Grundschulen können 30 Planstellen erst zum Februar 2020 besetzt werden. Auch der Bedarf an den Förderschulen konnte noch nicht vollständig abgedeckt werden, 39 Stellen werden auch hier erst zum 1. Februar durch ausgebildete Förderschullehrkräfte belegt. Der Seiteneinstieg ist unerheblich: Zum neuen Schuljahr startete genau ein Seiteneinsteiger in den Schuldienst.

Saarland: Im Saarland konnten alle offenen Stellen an den Schulen besetzt werden. Insgesamt wurden für das neue Schuljahr 180 Lehrerinnen und Lehrer eingestellt. An den allgemeinbildenden Schulen gibt es im Saarland nach Angaben des Bildungsministeriums keine Seiteneinsteigerinnen oder Seiteneinsteiger.

Sachsen: In Sachsen waren zum neuen Schuljahr 1.100 Stellen zu besetzen. Davon konnten bisher 958 mit ausgebildeten Lehrkräften besetzt werden. Zusätzlich zu den 1.100 Neueinstellungen wurden 198 Stellen mit Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteigern besetzt, der Anteil der Seiteneinsteiger beträgt damit 20 Prozent und ist laut Kultusministerium so niedrig wie seit Jahren nicht mehr. Während die Lehrerbedarfe in den Ballungszentren weitgehend gedeckt sind, gibt es in den Regionen Bautzen und Chemnitz Deckungslücken. Die unbesetzten Stellen versucht die Verwaltung noch zu besetzen. Seit diesem Jahr bietet Sachsen Referendaren eine Gehaltszulage von rund 1.000 Euro, wenn sich die Nachwuchslehrkräfte im Gegenzug verpflichten, nach erfolgreichem Abschluss ihrer Lehramtsausbildung für einige Jahre in ländlichen Regionen tätig zu sein, in denen der Lehrkräftebedarf besonders hoch ist.

Sachsen-Anhalt: In Sachsen-Anhalt startete das Schuljahr am 15. August mit einer angespannten Personalsituation. Nur gut die Hälfte der offenen 1.150 Stellen konnte rechtzeitig zum Schulstart besetzt werden. In diesem Jahr konnten bisher ca. 600 neue Lehrkräfte gebunden werden. 550 Stellen waren zum Schulstart noch offen. Die Verwaltung arbeitet daran, die Stellen noch zu besetzen. Das Kultusministerium kündigte zudem den Start eines neuen Seiteneinsteigerportals an, auf dem Interessenten prüfen lassen können, ob der Einsatz als Lehrkraft möglich ist. Angaben über die aktuelle Quote der Seiteneinsteiger unter den Neueinstellungen gab es noch nicht.

Schleswig-Holstein: Zum Start des neuen Schuljahres waren in Schleswig-Holstein von den 1.779 ausgeschriebenen Stellen noch 259 Stellen offen. Die meisten bis dahin unbesetzten Stellen gab es an den Grundschulen. Dort fehlten zum Start noch 95 Lehrkräfte. Am besten ausgestattet waren die Gymnasien, wo nur noch zwei Stellen offen waren. 39 Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger sind zum 1. August dieses Jahres eingestellt worden. Das sind etwa 2,6 Prozent der Neueinstellungen.

Thüringen: Insgesamt sollen in Thüringen in diesem Jahr (also bis Ende Dezember) rund 1.200 neue Lehrerinnen und Lehrer eingestellt werden. Zum Stichtag 6. August waren 851 Stellen vergeben. Damit wurden in den ersten sieben Monaten des Jahres bereits 71 Prozent der Stellen besetzt. Unter den 851 Einstellungen waren 54 Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger, das entspricht einer Quote von 6,3 Prozent. Im vergangenen Jahr lag der Anteil bei 4,9 Prozent. Auf den Seiteneinstieg werde laut Bildungsministerium eher an Schulen im ländlichen Raum zurückgegriffen, wenn sich nicht ausreichend Lehramtsabsolventen bewerben.