Abgucken erwünscht : Jetzt bewerben für das Hospitationsprogramm!
Selbstorganisiertes Lernen, digitales Lernen oder neue Formen der Teamarbeit – wenn es um aktuelle Herausforderungen der Schulentwicklung geht, lohnt der Blick in erfolgreiche Schulen. Mit dem Hospitationsprogramm an Preisträgerschulen des Deutschen Schulpreises ermöglicht die Robert Bosch Stiftung einen solchen Erfahrungsaustausch. Am 13. März 2024 startete die neue Bewerbungsphase für das kommende Schuljahr.
Bis zum 23. April 2024 können sich Schulen wieder für eine Hospitation im kommenden Schuljahr 2024/2025 an einer der Preisträgerschulen des Deutschen Schulpreises bewerben. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Hospitationsprogrammes haben die Möglichkeit, eine Woche Einblicke in die Praxis der ausgezeichneten Schulen zu bekommen und Anregungen für die eigene Schule mitzunehmen.
Im Mittelpunkt des Programms steht der persönliche Austausch mit Kolleginnen und Kollegen anderer Schulen, die auf Fragen der eigenen Schulentwicklung mit ihren Erfahrungen und Ideen antworten können. Die Hospitationen werden durch eine strukturierte Vor- und Nachbereitung begleitet. Die Teilnehmenden bewerben sich für eine bestimmte Schule aus dem Netzwerk der Preisträger, deren Konzept Anregungen zu aktuellen Herausforderungen der eigenen Schule verspricht. 79 Gastgeberschulen aller Schulformen stehen dafür im kommenden Schuljahr deutschlandweit zur Wahl. Insgesamt können 120 Schulen mit je zwei Kolleginnen oder Kollegen am Hospitationsprogramm teilnehmen. Je nach Fragestellung setzen sich die Tandems aus Lehrkräften, Mitgliedern der Schulleitung oder anderen pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zusammen. Die Reisekosten für die Hospitationswoche tragen die hospitierenden Schulen selbst. Für das abschließende Perspektivtreffen mit allen Teilnehmenden übernimmt die Robert Bosch Stiftung die Reise-, Verpflegungs- und Unterbringungskosten für alle Teilnehmenden. Die Hoaspitationen finden zwischen September 2024 und Juni 2025 statt.
Der Bewerbungszeitraum läuft vom 13. März bis 23. April 2024. Weitere Informationen und das Bewerbungsformular finden Sie auf dem Campus des Deutschen Schulportals.
Was erwartet die Schulen beim Hospitationsprogramm?
Was die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei diesen Hospitationen erwartet, und wie die Reisen genau ablaufen, erklärt Sandra Wille, die für das Programm verantwortlich ist, im Interview mit dem Schulportal.
Schulportal: Frau Wille, zuletzt gab es für die Hospitationen an den Preisträgerschulen des Deutschen Schulpreises mehr Bewerbungen als Plätze. Dabei müssen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer viel Zeit investieren. Wie erklären Sie sich die große Beliebtheit?
Sandra Wille: Das Hospitationsprogramm ist mehr als nur ein Blick über den Tellerrand. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erleben die Gastgeberschule eine ganze Woche lang – das ist sehr intensiv! Es finden viele Gespräche statt. Sie beobachten fünf Tage den Alltag, das Miteinander im Kollegium und der Schulgemeinschaft, den Unterricht, nehmen an Konferenzen und Teamsitzungen teil und lernen die verschiedenen Akteure kennen. Hinzu kommen die Vor- und Nachbereitungszeiten. Der zeitliche Aufwand ist damit tatsächlich vergleichsweise groß. Aber gerade darin liegt der Erfolg des Programms. Es gibt einen sehr tiefen Einblick. Die Preisträgerschulen sind dabei sehr offen – sie bieten einen echten Blick hinter die Kulissen. Ihnen ist es wichtig, nicht nur ein erfolgreiches Konzept zu präsentieren, sondern auch über den oft schwierigen Weg dorthin zu sprechen. Ein Lehrer sagte nach dem Programm: „Wir haben diese Schule so gut kennen gelernt, als würden wir selbst dort arbeiten“. Viele Teilnehmende sind nicht nur von den konkreten Konzepten nachhaltig beeindruckt, sondern auch von der Atmosphäre.
Wie schaffen es die Schulen, angesichts des aktuellen Lehrkräftemangels zwei Kolleginnen und Kollegen für fünf Tage zur Hospitation zu schicken?
Das frage ich mich auch! In den letzten Jahren hatten wir ja sogar die Kombination der Herausforderungen rund um Corona und den Lehrkräftemangel – das Programm war trotzdem voll! Im vergangenen Jahr waren mehr als ein Drittel der Bewerbungen „Wiederbewerbungen“, also von Schulen, die schon mal teilgenommen haben und andere Kolleginnen und Kollegen in das Programm schicken. Über das Programm wird in den allermeisten Fällen so positiv berichtet, das steckt einfach an – auch neue Schulen. In den Preisträgerschulen wird eine Quelle der Inspiration gerade im Umgang mit herausfordernden Situationen, wie akut auch dem Lehrkräftemangel vermutet und gesucht. Oft mit gutem Ergebnis.
Wie läuft das Hospitationsprogramm ab? Gibt es ein festgelegtes Muster?
Nein, ein Muster gibt es nicht – auch darin besteht die Stärke des Programms. Die Bewerberinnen und Bewerber schreiben ein Motivationsschreiben, in dem sie die Herausforderung, die sie an ihrer Schule angehen wollen, beschreiben und was sie von der gastgebenden Schule in dieser Hinsicht erwarten. Sie suchen sich also schon eine ganz bestimmte Preisträgerschule aus, die ein Konzept entwickelt hat, das für sie interessant wäre. Bei der Auswahl können auch die Konzeptvideos auf dem Schulportal sehr hilfreich sein. Die Preisträgerschule erhält die Motivationsschreiben und wählt aus diesen bis zu vier Tandems aus – je nachdem, welchen Erwartungen sie am besten gerecht werden können. Dann entwickeln die Gastgeberschulen einen Hospitationsplan, der passgenau zugeschnitten ist. Mal ist es für die Hospitierenden wichtiger, intensiv die Teamstruktur- und kultur kennen zu lernen oder beim Treffen des Schulentwicklungsteams dabei zu sein, mal stehen die Organisation des Ganztags, der Oberstufe oder der Jahrgangsmischung im Fokus. Neben einem Rundumblick ist eine Schwerpunktsetzung nötig und wichtig – darauf bereiten auch die zur Verfügung gestellten Materialien vor.
Was sind häufige Fragestellungen, mit denen die Hospitierenden an die Preisträgerschulen kommen?
Die Interessen der Teilnehmenden sind sehr heterogen. Häufig kommen aber beispielsweise Fragen nach der Organisation der Jahrgangsmischung, nach der Rhythmisierung des Schultags, nach Partizipationsstrukturen des Kollegiums und von Schülerinnen und Schülern. Die Schulen interessieren sich oft für ganz bestimmte Konzepte und Materialien, zum Beispiel zum selbstorganisierten Lernen, wie Logbücher, Portfolioarbeit, Kompetenzraster, Leitfäden für Schüler-Eltern-Lehrer-Gespräche. Es gibt auch speziellere Anfragen, wie zum Beispiel zum Thema „Technik für Mädchen“.
Indem sie aber auch den Alltag der Schule erleben, stoßen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer oft auch auf Dinge, die sie vorher gar nicht im Fokus hatten. Dazu zählt zum Beispiel die räumliche Gestaltung. Nach meiner Einschätzung aus Gesprächen und Berichten dürfte die Umgestaltung von Klassenzimmern, aber auch des Lehrerzimmers eine recht häufige Direktmaßnahme nach der Hospitation sein. Auch Teamstrukturen werden oft nach der Hospitation angepasst oder neu eingeführt. Ein Teilnehmer aus dem vergangenen Jahr sagte: „Die Hospitation verändert nicht die Schule, aber sie verändert definitiv das Denken und die Schwerpunktsetzung der Hospitierenden.“ Die Robert Bosch Stiftung versucht mit dem Hospitationsprogramm Rahmenbedingungen zu schaffen, unter denen dieses Umdenken konstruktiv für die Schulentwicklung genutzt werden kann, zum Beispiel durch die explizite Einbindung der Schulleitungen als Teilnahmevoraussetzung für das Hospitationsprogramm.
Nach dem Programm treffen sich alle Hospitationstandems und deren Schulleitungen für eine zweitägige Veranstaltung. Was bringt die Nachbereitung?
Nach der einen Woche Hospitation kommen die Teilnehmenden meist mit einem Berg an Ideen zurück an ihre Schule. Doch oft ist es schwer, die entstandenen Impulse im Alltagsstress ins Kollegium und in die Praxis zu bringen. Die Nachbereitungstreffen, wir nennen sie Perspektivtreffen, sind sehr hilfreich, um die verlorenen Fäden wieder aufzunehmen und sich noch mal klar zu machen, was in welcher Form verändert werden kann. Dabei geht es auch darum, sich das richtige Maß vorzunehmen: Was kann und ist das Kollegium gerade bereit zu leisten, was braucht es dazu und wie gehen wir es an? Dabei hilft der Input erfahrener Referentinnen und Referenten. Die Schulen können entscheiden, ob sie lieber vor Ort oder online an der Veranstaltung teilnehmen wollen.
Profitieren auch die gastgebenden Preisträgerschulen von dem Programm?
Auf jeden Fall. Die Hospitierenden sind ja nicht nur Besucher und Besucherinnen, sondern interessierte und engagierte Kolleginnen und Kollegen. Teilweise nutzen die Preisträgerschulen auch für sich den Blick von außen und geben den Gästen zum Beispiel für die Hospitation im Unterricht eine Beobachtungsfrage mit. Das Feedback können sie dann für ihre eigene Unterrichtsentwicklung nutzen. In den Gesprächen zwischen den Kolleginnen und Kollegen der gastgebenden und der hospitierenden Schule findet oft ein gewinnbringender pädagogischer Austausch statt – das tut allen Beteiligten gut. Oft ist das auch motivierend, weil die Preisträgerschulen durch die Augen der Gäste wieder sehen, dass vieles, was sie für selbstverständlich halten, sehr besonders ist. In einigen Fällen entsteht eine echte Beziehung und die Schulen tauschen sich auch nach dem Ende des Hospitationsprogramms weiter aus.
Auf einen Blick
- Die Robert Bosch Stiftung ermöglicht mit dem Hospitationsprogramm an Preisträgerschulen des Deutschen Schulpreises 120 Schultandems (also 240 Teilnehmenden), sich von ausgezeichneten Konzepten vor Ort inspirieren zu lassen.
- Die Ausschreibung richtet sich an Schulleitungen, Lehrkräfte und pädagogische Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen aller Schularten.
- Falls die Schulleitung nicht Teil des Hospitationstandems ist, gilt ihre zusätzliche Teilnahme am zweitägigen Perspektivtreffen im Anschluss an die Hospitation als Bewerbungsvoraussetzung.
- Bewerbungen für das Hospitationsprogramm 2024/2025 sind vom 13. März bis 23. April 2024 über den Campus des Deutschen Schulportals möglich.
Die Hospitationen selbst finden zwischen September 2024 und Juni 2025 statt.